Am unteren Bildrand ist nur der Teil des Kopfes oberhalb der Nase zu sehen. Die Frau schaut nach oben.
Rund um die Augen gibt es viele Behauptung - manche sind wahr, andere nicht. © Artem Tryhub / iStock / Getty Images Plus

Faktencheck | Aufklärung

MYTHEN UND FAKTEN RUND UMS AUGE

Kann man die Augen trainieren, um besser und vor allem wieder schärfer zu sehen? Es gibt Sehtrainer, die das behaupten. Doch ist da etwas dran? Ein Blick auf diese und weitere Fakten rund ums Sehen.

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Wir pflegen unsere Arme, unsere Beine und das Gesicht. Um unsere Augen aber kümmern wir uns kaum. Dabei kann man tatsächlich etwas für die eigene Sehkraft machen. Doch wie viel ist möglich? Manche sagen, dass man die Augen gezielt trainieren kann, so dass man wieder besser sieht. Geht das wirklich? Und bringt es etwas, auf die Brille zu verzichten?

Vier Behauptungen zur Augengesundheit im Faktencheck:

Behauptung 1: Mit speziellen Übungen lässt sich die Leistungsfähigkeit der Augen verbessern.

Fraglich. Augenarzt Ludger Wollring sieht ein gezieltes Augentraining kritisch. Denn Hornhautverkrümmungen oder Kurzsichtigkeit zum Beispiel ließen sich durch ein Training nicht verändern, erklärt Wollring: „Ein Sehtraining verhilft eventuell zu einer vorübergehenden Gewöhnung an die Fehlsichtigkeit, aber sie beseitigt sie nicht.“ Der Experte vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands führt aus: „Die Gewöhnung geht auf die Verarbeitung des Seheindrucks im Gehirn zurück. Dieser Effekt ist aber nicht von Dauer.“

Eine Hornhautverkrümmung, die sich zunächst oft durch Kopf- und Augenschmerzen und später durch unscharfes Sehen bemerkbar macht, entsteht, wenn die Augenoberfläche nicht in alle Richtungen gleichmäßig gewölbt ist wie ein Ball, sondern verschiedene Radien unterschiedlich stark gekrümmt sind. Eine Kurzsichtigkeit wiederum geht in der Regel darauf zurück, dass der Augapfel im Verhältnis zur Brechkraft von Hornhaut und Linse zu lang ist, so dass sich die Lichtstrahlen nicht auf der Netzhaut treffen, sondern bereits davor. „Mit Sehhilfen lassen sich sowohl meistens Hornhautverkrümmung als auch Kurzsichtigkeit hervorragend korrigieren“, sagt Wollring. Mit Augentraining aber nicht, so sein Standpunkt.

Der Sehtrainer Alfred Josef Mühlbacher aus Tirol beantwortet die Frage, ob sie sich die Sehkraft der Augen durch gezieltes Training verbessern lasse, indes mit einem klaren „Ja“. Einfache und in den Alltag integrierbare, sanfte Augenbewegungen helfen schon, wie Mühlbacher sagt. „Dabei sollte man nichts übertreiben.“ Besonders bewährt habe sich das Augentraining bei der Stärkung und Verbesserung der Sehkraft bei Kurz- und Weitsichtigkeit, einer Hornhautverkrümmung und gegen trockene Augen, dem „Office-Eye-Syndrom“, behauptet er.

Behauptung 2: Langes Starren auf den Bildschirm belastet die Augen.

Richtig. Stundenlanges Starren auf das Handy, in den Bildschirm der Spielekonsole oder in den Computer lasse die Augen ermüden, sagt Sehtrainer Mühlbacher. „Sie beginnen zu tränen, verkrampfen und verlieren nachweislich ihre volle Sehleistung.“ Auch Augenarzt Wollring empfiehlt, eine „Blickmonotonie“ und damit das Office-Eye-Syndrom zu vermeiden: „Starrt man stundenlang auf einen Bildschirm, können trockene Augen und Verspannungen auftreten. Man sollte regelmäßig Pausen machen, den Blick schweifen lassen und bewusst Objekte in größerer Entfernung anschauen“, rät er. „Das entspannt die Augenmuskulatur“ Außerdem blinzeln die Augen bei der Bildschirmarbeit weniger als gewohnt. „Dadurch wird die Tränenflüssigkeit nicht ausreichend auf der Augenoberfläche verteilt und die Augen trocknen aus. Also sollte man bewusst öfter mal blinzeln.“ Für Kinder empfiehlt der Augenarzt, täglich mindestens zwei Stunden draußen im Tageslicht zu verbringen.

Behauptung 3: Wer auf Sehhilfen verzichtet, gewöhnt seine Augen an die Fehlsichtigkeit.

Falsch. Auf eine Brille oder Kontaktlinsen zu verzichten, um die Augen an die geforderte Sehleistung zu gewöhnen, hilft nichts. „Man wird die Augen nicht an etwas gewöhnen“, erklärt Augenarzt Wollring. „Kurzsichtige Menschen kneifen oft unbewusst die Augen etwas zu, um schärfer zu sehen, oder sie verändern die Körperhaltung. Beides provoziert Kopfschmerzen und Verspannungen“, führt der Experte aus. Bei Kindern ist es laut dem Augenarzt insbesondere wichtig, auf eine optimale Korrektur der Fehlsichtigkeit zu achten, damit zum Beispiel ein Fortschreiten der Kurzsichtigkeit vermieden werden kann.

Behauptung 4: Der Lebensstil beeinflusst die Augengesundheit.

Richtig. Ein gesunder Lebensstil ist durchaus förderlich. Augenkrankheiten wie der Grüne und Graue Star, die Altersbedingte Makula-Degeneration und diabetische Netzhauterkrankungen entwickeln sich langsam und lassen sich beeinflussen, wie Wollring betont. „Regelmäßige Bewegung, eine abwechslungsreiche, vitaminreiche Ernährung und der Verzicht auf Nikotin gehören dazu. So enthalten zum Beispiel Karotten eine Vorstufe des Vitamin A, das für die Netzhaut des Auges wichtig ist“, erklärt der Augenarzt. Und er empfiehlt grünes Blattgemüse wie Grünkohl und Spinat: „Es enthält Lutein, das die Netzhaut an der Stelle des schärfsten Sehens, der Makula, vor Schäden schützt.“

Fazit: Man kann seinen Augen viel Gutes tun und sollte sie zum Beispiel während der Bildschirmarbeit immer wieder entspannen. Dass Augentraining bei Erkrankungen hilft, dafür gibt es jedoch kaum wissenschaftliche Belege. Wer es dennoch ausprobieren möchte, muss immerhin keine gefährlichen Nebenwirkungen fürchten.

Quelle: dpa

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