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Allergie

REIZENDE ZEITEN

Immer mehr Menschen leiden unter Allergien. Dennoch wächst die Zahl derer, die unbehandelt bleiben, gleichzeitig dramatisch. Eine neue Kampagne macht auf diese Versorgungslücke aufmerksam: „Allergiezeugen – Allergien haben viele Gesichter“.

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Die Zahl der Allergiker nimmt zu, insbesondere in den Industrienationen. In Deutschland leidet heute etwa ein Drittel der Bevölkerung an mindestens einer allergischen Erkrankung. In der Allergologie sind dennoch zwei gegenläufige Tendenzen offensichtlich: So steigt die Anzahl der Allergiker stetig an, während es immer weniger Arztpraxen gibt, die allergologische Diagnostik und Therapie anbieten. Diesen Sachverhalt legte eine groß angelegte Versorgungsstudie offen.

Außerdem wurde aufgezeigt, dass die allergische Rhinitis in Europa unzureichend behandelt wird, was schwerwiegendere Probleme wie Nahrungsmittelallergien oder allergisches Asthma zur Folge hat. Mit der Aktion „Allergiezeugen – Allergien haben viele Gesichter“ wollen die zwölf im Deutschen Lungentag zusammengeschlossenen Fachund Patientenorganisationen auf die sich stetig verschlechternde Versorgung aufmerksam machen.

Betroffene, Freunde oder Angehörige von Allergikern können im Rahmen der Kampagne anonym Fotos auf der Internetseite „www.allergiezeugen.de“ hochladen. Aus dem gesammelten Material entsteht schließlich ein Poster, das dem Bundesministerium für Gesundheit mit der Aufforderung zur Sicherstellung der Versorgung von Allergiepatienten am 31. Oktober im Rahmen der Zentralveranstaltung des Deutschen Lungentags in Berlin überreicht wird.

Nicht auf die leichte Schulter nehmen Häufig werden Allergien als Bagatellerkrankungen eingestuft. Dabei wird vergessen, dass allergische Erkrankungen wie beispielsweise Reaktionen auf Insektengifte oder allergisches Asthma mitunter zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Hinzu kommt, dass Allergien die Lebensqualität Betroffener extrem beeinträchtigen.

Vielfältige Anzeichen Bei einer Allergie handelt es sich um eine überschießende Reaktion des Immunsystems. Beim Kontakt mit eigentlich harmlosen Substanzen wird ein Entzündungsprozess aktiviert, der sich in verschiedenen Symptomen äußert: Typisch für Heuschnupfen sind Niesreiz, eine laufende Nase und gestörte Nasenatmung sowie Juckreiz im Gaumen und in der Nase. Personen, die sich mit einer allergischen Konjunktivitis plagen, verspüren heftiges Jucken und Brennen. Die Augen sind gerötet, tränen vermehrt und die Lider sind geschwollen.

»Betroffene, Freunde oder Angehörige von Allergikern können im Rahmen der Kampagne anonym Fotos auf der Internetseite „www.allergiezeugen.de“ hochladen.«

Bei Kontaktallergien leiden Betroffene unter Juckreiz, Quaddeln und Rötungen der Haut. Als Auslöser für die verschiedenen Beschwerden kommen Tierhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen, Pollen, Kosmetika, Lebensmittel, Latex, Chrom, Nickel und Federn in Betracht.

Genau ermitteln Klagen Kunden im Beratungsgespräch über Allergien, ist es wichtig, genau nachzufragen: Wann treten die Beschwerden typischerweise auf? Welche Symptome zeigen sich? Bestehen die Anzeichen schon länger? Machen sie sich regelmäßig bemerkbar? Welche Arzneimittel wurden eingenommen? Dabei sollten PTA und Apotheker sich nach der Anwendung von Antiallergika sowie weiteren Medikamenten erkundigen.

Substanzen wie Penicillin oder Cephalosporine rufen manchmal zeitlich verzögerte Reaktionen hervor, die schwer zu erschließen sind, weil der Zusammenhang zum Auslöser nicht mehr deutlich ist. Die Diagnose durch den Arzt ist demnach von großer Bedeutung – außerdem benötigen Patienten die Information über „ihr“ Allergen, um den Umgang gezielt zu vermeiden.

Kreuzweise allergisch Weisen Sie Ihre Kunden darauf hin, dass bei einigen Allergenen Kreuzallergien auftreten können. Oft macht Pollenallergikern der Genuss bestimmter Obst- und Gemüsesorten zu schaffen: Reagiert man auf früh blühende Bäume und Sträucher , verträgt man häufig auch Nüsse oder einige rohe Obstsorten wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsiche, Pflaumen oder Mandeln nicht. Die Kreuzallergie basiert auf der Ähnlichkeit der Pollen mit Eiweißen der entsprechenden Nahrungsmittel. Wer Heuschnupfen hat, sollte im Hinterkopf behalten, dass hinter den Beschwerden, die nach dem Genuss der Früchte auftreten, möglicherweise Kreuzallergien stecken.

Schock durch körperliche Aktivität Wie wichtig die Abklärung durch den Arzt ist, macht auch die sogenannte WDWIA (wheat dependent excercise induced anaphylaxis, übersetzt: weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie) deutlich, die nur bei sehr wenigen Menschen vorkommt. Die Diagnose zu stellen erfordert selbst für den Mediziner Detektivarbeit, denn es handelt sich hierbei um eine neue Form der Weizenallergie, die lediglich in Kombination mit einem Trigger (Anstrengung, Alkohol oder Sport) zu lebensbedrohlichen Beschwerden führt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/15 auf Seite 154.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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