Das wahre Alter lässt sich tatsächlich mit einem Blutstropfen darstellen. © Daniil Dubov / iStock / Getty Images Plus

Biochemie | Blutanalyse

PROTEINMUSTER GEBEN AUFSCHLUSS ÜBER WAHRES ALTER

Das Alter eines Menschen anhand seiner Proteinstruktur ablesen? Forscher identifizierten bestimmte Proteincharakteristika anhand derer sie Informationen wie das Alter oder das Geschlecht ihrer Probanden bestimmen konnten. Bei manchen Studienteilnehmern jedoch scheiterte die Methode.

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„Proteine sind die Arbeitspferde in den Zellen. Wenn sich ihr relativer Gehalt erheblich ändert, bedeutet das, dass sich auch der Mensch verändert hat“, sagt Tony Wyss-Coray, der Seniorautor der Publikation und Teil des Teams um Benoit Lehallier von Department of Neurology and Neurological Sciences an der Stanford University in Kalifornien. „Schaut man sich Tausende dieser Proteine im Plasma an, erhält man eine Momentaufnahme dessen, was im Gesamtorganismus zu dem Zeitpunkt vor sich geht.“ Knapp 3000 Plasmaproteine von über 4200 Probanden analysierte das Team und fand ein Muster, wonach sich die ermittelten Proteincharakteristika derartig offensichtlich mit der Zeit veränderten, dass die Forscher das Alter der Probanden auf drei Jahre genau feststellen konnten. Sogar das Geschlecht konnten sie nur mit Hilfe der Proteinmuster teilweise bestimmen. „Die Unterschiede waren wirklich offensichtlich“, erklärt Wyss-Coray.

Allein dieses Ergebnis sei schon etwas Besonderes. Interessant war jedoch auch die Tatsache, dass sich manche Proteincharakteristika wie eine Uhr ablesen ließen, während die Methode bei anderen Probanden schlicht scheiterte. Die Teilnehmer, bei denen das vorhergesagte Alter deutlich geringer ausfiel als deren wahres Alter, erwiesen sich als bemerkenswert gesund. Die Methode bestimmte damit eher das körperliche, biologische Alter als das Lebensalter.

Die Arbeit der Forscher ergänzt in der Vorgehensweise ein weiteres Verfahren, bei dem das epigenetische Profil eines Menschen zur Altersbestimmung diente. In beiden Fällen sollten biologische Marker zur objektiven Altersbestimmung herangezogen werden – mit Erfolg. Über die klinische Relevanz dieser Ergebnisse lässt sich zurzeit nichts sagen. Zudem müssen die Methoden noch verfeinert werden. Für zukünftige Diagnoseverfahren sehen die Forscher allerdings bereits jetzt eine Bedeutung: Durch Analysen könnte man Personen identifizieren, die aufgrund ihrer Proteincharakteristika schneller zu altern scheinen und daher früher von altersbedingten Erkrankungen betroffen sein könnten. An dieser Stelle ließe sich dann beispielsweise früher therapeutisch intervenieren. Auch wenn noch nicht klar ist, wie dieses Eingreifen dann aussehen könnte.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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