Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern
PROBLEMATISCHER SUBSTANZMISSBRAUCH
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Seit jeher verändern Menschen durch den Gebrauch von Drogen ihre Wahrnehmung der Realität. Der Weg in eine Sucht beginnt meist mit legalen Substanzen (Nikotin oder Alkohol) und führt im Anschluss für viele Betroffene über das „Kiffen“ zur Anwendung von härteren Drogen wie Kokain, LSD oder Amphetaminen wie Ecstasy. Bemerken Eltern bei ihren Kindern Anzeichen wie Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, eine erhöhte Konfliktbereitschaft innerhalb der Familie, Augenringe oder erweiterte Pupillen, sollten sie wachsam sein. Wesensveränderungen wie sozialer Rückzug oder Gleichgültigkeit sind Anhaltspunkte, die nach außen hin deutlich schwerer erkennbar sind.
Wirkung der Drogen Psychoaktive Substanzen beeinflussen das Verhalten sowie die mentalen Prozesse der Konsumenten, indem sie das Bewusstsein vorübergehend manipulieren. Sie setzen sich im Kommunikationssystem des Gehirns auf Rezeptoren und rufen dadurch verschiedene Reaktionen hervor, sodass sich die Stimmung sowie die Wahrnehmung verändern. Benötigt eine Person aufgrund des Drogenmissbrauchs im Laufe der Zeit eine immer höhere Menge der Substanz, um den gleichen Effekt zu erzielen, spricht man von Toleranz.
Bei der physiologischen Abhängigkeit gewöhnt sich der Organismus an die regelmäßige Zufuhr des entsprechenden Rauschgifts. Im weiteren Verlauf entwickelt sich eine Sucht, sodass der Körper die Droge „braucht“ und unter Entzugserscheinungen (Schwitzen, Schüttelfrost, Erbrechen) leidet, wenn diese nicht zugeführt wird. Craving (mit oder ohne Sucht) hingegen ist die Bezeichnung für ein Verlangen, bei dem ein Individuum den Konsum als so angenehm empfindet, dass eine psychische Abhängigkeit entsteht. Der regelmäßige Einsatz von Drogen verursacht mitunter hohe Kosten, wodurch Jugendliche im schlimmsten Falle in die Straffälligkeit abrutschen und Delikte wie Drogenhandel, Prostitution oder Raubüberfälle begehen.
Tipps für Angehörige Im Beratungsgespräch kommt es gelegentlich vor, dass besorgte Eltern Probleme mit ihrem Nachwuchs thematisieren. Besteht der Verdacht auf einen Drogenmissbrauch, sollten Angehörige nicht zögern und den Teenager darauf ansprechen. Wichtig ist dabei, trotz des heiklen Themas Geduld und Gelassenheit zu bewahren und Dramatisierungen oder Sanktionen für „schlechtes Verhalten“ zu vermeiden, da der Heranwachsende unter Strafandrohungen sicherlich nicht wahrheitsgemäß antworten wird. Am besten eignen sich Phasen der Erreichbarkeit für offene Gespräche, in vielen Situationen werden Eltern schlicht und ergreifend nicht an ihr Kind herankommen.
Äußern Angehörige ihre Bedenken im Hinblick auf den vorliegenden Drogenkonsum, heißt das noch lange nicht, dass der Jugendliche deshalb damit aufhören wird. Sinnvoll ist es, in gemeinsamen Gesprächen nach den Ursachen für den Missbrauch zu suchen und dem Teenager das bestehende Risiko zu verdeutlichen. Einer frühzeitigen Drogenprävention kommt eine hohe Bedeutung zu, denn dadurch erlangen Kinder und Jugendliche Wissen über die Konsequenzen des Konsums. Suchtberatungen, Ärztevereinigungen sowie die regionale Polizei bieten professionelle Aufklärungskampagnen in Schulen oder anderen Settings an.
No risk, no fun Die Phase zwischen Kindheit und Erwachsenen-Alter kennzeichnet sich durch verschiedene Entwicklungsaufgaben, welche die Heranwachsenden zu bewältigen haben. Dazu gehören die Ablösung von den Eltern, die Akzeptanz des eigenen, sich verändernden Körpers, die Ausbildung von Werten und Normen, der Kontaktaufbau zu Gleichaltrigen sowie das Erreichen von schulischen und beruflichen Zielen.
Wird das Umfeld als schwierig empfunden, reagieren Teenager oft mit Risikoverhalten, zu dem auch der Drogenkonsum zählt. Die daraus resultierenden Folgen werden zugunsten der kurzfristigen Befriedigung der eigenen Bedürfnisse ausgeblendet. Ein ungünstiger Freundeskreis kann das Interesse an Drogen zusätzlich begünstigen: Die Nachahmung älterer Freunde, positive Erfahrungsberichte von Gleichaltrigen oder der Wunsch nach Anpassung an die Gruppe sind potenzielle Ursachen für einen Einstieg.
Die weltweit verbreitete Partydroge Ecstasy ist ein Amphetamin, genauer: 3,4-Methylendioxy- NMethylamphetamin. Es wirkt aufputschend, euphorisierend und appetitzügelnd.
Einstiegsdroge Cannabis „Es ist nur eine Pflanze, es ist etwas ganz Natürliches“ – das Rauchen von Cannabis wird häufig bagatellisiert. Während sich einige Menschen für die Legalisierung der Droge einsetzen, wünschen andere sich eine drastischere Bekämpfung des Marihuanakonsums. Schließlich gilt Cannabis als Einstiegsdroge für härtere Substanzen (zum Beispiel für Kokain oder Amphetamine). Diese Annahme bestätigten schwedische Forscher in einer Veröffentlichung des Fachmagazins Neuropsychopharmacology: Sie zeigten, dass der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) anfälliger für Opiate macht, was sich insbesondere auf das sich entwickelnde Gehirn von Teenagern negativ auswirkt.
THC bindet an die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren und beeinflusst die Kommunikation im Gehirn. Es kann einerseits durch den Effekt auf die Amygdala, dem Ort der Angstentstehung, zu Paranoia führen, andererseits im Nucleus accumbens, dem Belohnungszentrum, Zufriedenheit auslösen. Außerdem kamen Forscher um Madeline Meier von der Duke University in Durham in einer Langzeitstudie an mehr als 1000 Probanden zu dem Ergebnis, dass der Konsum von Cannabis den Intelligenzquotienten möglicherweise herabsetzt.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/18 ab Seite 26.
Martina Görz, PTA und Fachjournalistin