Zwei Menschen nach einer Impfung.© jacoblund / iStock / Getty Images Plus
Nicht jeder verträgt die COVID-19-Impfung gut.

Post-Vac-Syndrom

NEBENWIRKUNGEN DER COVID-19-IMPFUNG

Impfstoffe gegen eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bieten einen gut wirksamen Schutz. Trotz möglicher Nebenwirkungen überwiegt ihr Nutzen gegenüber möglichen Risiken.

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Häufig kommt es vor, dass unmittelbar nach einer Impfung mit COVID-19-Impfstoffen vorübergehende, moderate Begleiterscheinungen wie Müdigkeit, Schwellungen an der Einstichstelle, Kopf- oder Muskelschmerzen sowie grippeähnliche Symptome als Zeichen der Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff auftreten. Die Reaktionen erscheinen in der Regel innerhalb von zwei Tagen und bleiben nur wenige Tage bestehen. Die Impfreaktionen sind bei der Verwendung von allen aktuell in Europa und Deutschland zugelassenen Impfstoffe möglich.

Hierzu gehören mRNA-Impfstoffe, Vektorimpfstoffe sowie proteinbasierte Impfstoffe. Zu den gravierenden, wenn auch sehr seltenen Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe zählen hingegen Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) oder Herzbeutelentzündungen (Perikarditis). Das Risiko sei laut einer Studie aus vier nordeuropäischen Ländern sehr gering. Gefährdet seien am ehesten junge Männer zwischen 16 und 24 Jahren nach der zweiten Impfung, wie Wissenschaftler im Journal „Jama Cardiology“ publizierten. 

Mögliche Ursachen der Unverträglichkeit

Das Post-Vac-Syndrom (englisch: vaccination = Impfung) tritt nur in sehr seltenen Fällen auf (nur bei 0,01 bis 0,02 Prozent aller Impfungen) und zwar nicht nur nach einer Corona-Schutzimpfung, sondern beispielsweise auch nach einer Grippeschutzimpfung. Experten vermuten, dass es bei den Personen vorkommt, die vermutlich bei einer Infektion ähnlich schwer oder sogar noch heftiger getroffen worden wären.

Forscher der Uniklinik Marburg, an der es eine Ambulanz für das Post-Vac-Syndrom gibt, beobachteten die Symptome eher an jüngeren, sportlichen Frauen, die über merkwürdige Kreislaufstörungen klagten. Das Post-Vac-Syndrom umfasst vereinzelt

  • Thrombosen,
  • Herzmuskelentzündungen,
  • Blutdruckschwankungen,
  • Herzrasen,
  • Kopfschmerzen,
  • Konzentrationsschwäche,
  • Müdigkeit,
  • Hautveränderungen.

Die Marburger Wissenschaftler haben als Ursache dafür ein Enzym im Fokus und zwar das ACE2, welches bei der Blutdruckregulierung eine Rolle spielt. Dieses dient auch als Rezeptor für Corona-Viren und hilft den Erregern dabei, in die Zellen zu gelangen. Junge, sportliche Frauen verfügen über eine hohe Konzentration des ACE2, sodass das Post-Vac-Syndrom bei ihnen vermutlich vermehrt auftritt.

Hoffnung auf Immunapherese

Eine zweite Erklärung besteht in einer überschießenden Reaktion des Immunsystems auf die Impfung, bei der sich Autoantikörper bilden können. Sie attackieren das körpereigene Gewebe und rufen Autoimmunerkrankungen hervor. Bei einigen Personen mit Post-Vac-Syndrom ist man auf diese Autoantikörper gestoßen.

Die gute Nachricht: Für Betroffene gibt es Hilfe und zwar mittels des Verfahrens der Immunapherese. Dabei werden die pathologischen Bestandteile des Immunsystems aus dem Blut entfernt. Die Wirksamkeit des Verfahrens ist allerdings bislang noch nicht wissenschaftlich bestätigt.

Angst vor der Impfung?

In der Apotheke sollten Sie zweifelnde Kunden darauf hinweisen, dass die Begleiterscheinungen sehr selten sind und die Impfung eine hochwirksame, medizinische Maßnahme darstellt, die Leben retten kann. Die Impfung ist trotz möglicher Nebenwirkungen ungefährlicher als eine Infektion mit SARS-CoV-2 ohne Impfschutz.

Impfreaktionen versus Impfschäden

Experten bezeichnen die COVID-19-Impfstoffe als reaktogen: Das bedeutet, sie rufen eine starke Immunantwort hervor, die mitunter intensiver ausfällt als beispielsweise nach einer Grippeimpfung. Kunden, die keine Impfreaktion zeigen, können Sie auf der anderen Seite beruhigen, denn die Begleiterscheinungen sagen nichts über die Wirksamkeit der Impfung aus. Auch bei Personen ohne Impfreaktion liegt die Wirksamkeit der Vakzine gegen schwere COVID-19-Verläufe bei ungefähr 90 Prozent.

Neurologische Komplikationen

Gesichtslähmungen (Fazialisparesen) stehen oft im Zusammenhang mit Viruserkrankungen (zum Beispiel Herpes simplex, Gürtelrose oder Grippeviren). Doch die Lähmungen können auch durch Impfungen getriggert werde, wie es womöglich auch bei der Impfung gegen SARS-CoV-2 beschrieben wurde. Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) scheint ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Auftreten der Lähmungen jedoch unwahrscheinlich zu sein.

Allerdings ist das Risiko einer akuten Fazialisparese im Zusammenhang mit vielen anderen Impfungen erwähnt, sodass das Risiko, falls überhaupt vorhanden, nicht spezifisch ist. Hinzu kommt, dass es auch Fälle der Gesichtslähmung gibt, die sich unter einer COVID-19-Erkrankung entwickelten.

Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königsreich (UK) und aus Spanien gaben Entwarnung: Sie untersuchten rund 23 Millionen Teilnehmer und stellten fest, dass neurologische Erkrankungen nach einer Corona-Impfung nicht gehäuft beobachtet wurden, nach einer Infektion jedoch schon. Die Forscher verglichen drei Gruppen: Menschen aus der Allgemeinbevölkerung, Geimpfte (mit mindestens einer Dosis) sowie Personen, die ungeimpft sind und nachweislich an einer Corona-Infektion erkrankt waren (PCR-Test).

Das Risiko, an neurologischen Störungen (Fazialisparese, Guillain-Barré-Syndrom, Enzephalomyelitis) zu erkranken, war in der Allgemeinbevölkerung und in der Gruppe der Geimpften vergleichbar, während die Krankheiten bei ungeimpften Corona-Infizierten deutlich häufiger vorkamen. Die Autoren schlussfolgerten daher, dass neurologische Erkrankungen nicht durch die Impfung gefördert würden, sondern vielmehr durch Infektionen bei Ungeimpften.

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