Eine Fledermaus hängt kopfüber an einem Ast und hat ihre Flügel um ihren Körper gewickelt.© BirdHunter591 / iStock / Getty Images Plus
Fledermäuse sind Virenträger. Das wird zum Problem, wenn Affen ihren Kot fressen, weil ihnen keine andere Nahrung mehr bleibt – und so Krankheiten entstehen, die auch Menschen infizieren können.

Abholzung

STIRBT DER REGENWALD, ENTSTEHEN NEUE KRANKHEITEN

Statt Palmblättern fressen Affen jetzt Fledermauskot – dank der Abholzung des Regenwaldes. Experten sind alarmiert: Das öffnet Zoonosen, bei denen Krankheitserreger von Tieren auf den Menschen überspringen, Tür und Tor.

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Wie sehr alle Lebewesen auf diesem Planeten miteinander zusammen- und voneinander abhängen, beweist wieder mal ein Fall aus Uganda:
Seitdem dort eine bestimmte Palmenart langsam ausstirbt, verbreiten sich neue Zoonosen. Das liegt daran, dass die dort lebenden Schimpansen nun Fledermauskot fressen (müssen) statt der Palmblätter.

Krankheitserreger aus dem Tierreich können auf Menschen überspringen – das bewies die Corona-Pandemie kürzlich nachdrücklich. Und oft sind äußere Einflüsse daran schuld.
So könnte das Abholzen des Regenwaldes zur Folge haben, dass sich für Viren ein neuer Nährboden bietet: nämlich Fledermauskot.

Neue Seuchen durch Artensterben

Davon berichtet eine Studie im Fachblatt Communications Biology. Ein Team der University of Wisconsin-Madison in den USA schreibt über folgenden Fall: Zwischen 2006 und 2012 ist die Raffia-Palme im ugandischen Budongo-Wald fast vollständig ausgerottet worden.
Der Grund war letztlich die immer weiter steigende internationale Nachfrage nach Tabak. Denn die örtlichen Tabakbauern nutzten die Raffia-Palmen, um aus deren Blättern Schnüre herzustellen, mit denen sie die Tabakblätter zum Trocknen aufhängten.

Nun waren aber die Palmblätter ein wichtiges Grundnahrungsmittel für die dort lebenden Schimpansen. Denn die Blätter enthielten eine Menge Mineralstoffe. Die Affen schwenkten also um auf Fledermaus-Kot, Guano genannt.
Sie holten diesen aus hohlen Bäumen (in denen die Fledermäuse schliefen) und fraßen ihn, denn auch diese Exkremente weisen einen hohen Mineralstoffgehalt auf.

Fehlen Futterpflanzen, muss (virenbelasteter) Fledermaus-Dung schmecken

Nur leider sind in ihm auch jede Menge Viren versteckt. Fledermäuse sind dafür bekannt, dass sie Virenträger sind, ohne dass sie selbst daran erkranken.
Mit einer ausgeklügelten Kamerakonstruktion beobachteten die Forscher die Schimpansen beim Naschen – und auch eine kleine Antilopenart sowie ein Mantelaffe gesellten sich dazu.

Bei der Suche nach Mineralien reagierten die Wildtiere im Regenwald also auf diese Weise: „Der Guano enthielt Konzentrationen von Kalium, Magnesium, Natrium und Phosphor, die denen anderer Nahrungsquellen entsprachen oder sie übertrafen“, schrieben die Wissenschaftler.

Guanoviren machen Affen krank – und Menschen?

Neben den Nährstoffen enthielt der Fledermauskot allerdings auch jede Menge an Krankheitserregern. Unter anderem auch ein neuartiges Coronavirus: Die Forscher tauften es auf den Namen Buhirugu-Virus 1, und es ist eindeutig mit dem Covid-19-Erreger verwandt.

Zusammenhänge verstehen, Zoonosen vorbeugen

Das Verständnis von Kausalketten wie dieser – Abholzung lokaler Wälder führt zum Verlust einer Nahrungsquelle führt zum Verzehr von Guano durch Wildtiere führt zur Exposition von Fledermausviren – könnte einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Zoonosen leisten, schreiben die Autoren der Studie: „Im Vergleich zu den Kosten einer Pandemie wären beispielsweise die Kosten, die entstehen würden, wenn man den örtlichen Landwirten Ersatzstoffe für die Raffia-Palme zur Herstellung von Schnüren zum Trocknen von Tabakblättern anbieten würde, wahrscheinlich trivial“.


Quelle: n-tv.de

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