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Chinesische Vitalpilze

PHARMAZEUTISCHES POTENZIAL NUTZEN

In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden einige Pilze seit jeher zur Therapie bestimmter Erkrankungen eingesetzt. Welche Inhaltsstoffe machen sie so interessant?

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Einerseits sind Vitalpilze physiologisch wertvoll, denn sie enthalten Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und in besonderem Maße alle acht essenziellen Aminosäuren sowie Ballaststoffe. Andererseits hat die Natur sie mit potenziellen Wirkstoffen aus zwei großen Gruppen ausgestattet, von denen hier einige vorgestellt werden. Dabei handelt es sich um sogenannte großmolekulare und kleinmolekulare Verbindungen.

Wirkstoffbestimmung Zur Ersten gehören die Glukane. Pharmazeutisch interessant sind besonders die Untereinheiten Lentinan und Maitake D Fraktion. Lentinan ist ein Bestandteil der Zellwände des Shiitake-Pilz. Die Maitake D (MD-) Fraktion ist eine Glukan-Komponente aus dem Maitake-Pilz. Beide wirken als Biological Response Modifiers, die das Immunsystem stimulieren sollen. Auch Glykoproteine, zum Beispiel Lektine, gehören zu dieser Gruppe. Lektine sind dafür bekannt, eine Schlüsselrolle im Abwehrsystem des Organismus zu übernehmen. In der Apotheke sind sie bestens als Hauptwirkstoff der Mistel (Viscum album) bekannt.

Zur zweiten Gruppe gehören wiederum Erinacine, eine Untereinheit der Diterpene. Erinacine werden aus dem Hericium erinaceus gewonnen. Einer randomisierten Studie aus Japan zufolge stimulieren sie offenbar den Nervenwachstumsfaktor. Auch die der Apotheke bestens vertrauten Polyphenole sind in Vitalpilzen enthalten. Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe. Ihre biologische Aktivität beruht insbesondere auf ihren antioxidativen Eigenschaften.

Synergien ausschöpfen Spezifische Glukane und Glycoproteine kommen zum Beispiel im Shiitake vor. Traditionell verwenden Mykotherapeuten den Pilz zur Immunstimulation – aufgrund ihrer offenbar ebenfalls antientzündlichen Wirkung aber auch adjuvant zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen. Sinnvoll kann daher eine Kombination mit Vitamin D3 zum Erhalt der Knochen- und Knorpelmasse und den Radikalfängern Vitamin E, Selen und Vitamin Creichem Hagebuttenextrakt sein.

Im Hericium erinaceus kommen ebenfalls Glukane, aber auch Diterpene und phenolische Verbindungen vor. Dieser Pilz wird traditionell zur Regulation von (nervösen) Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Ein Vitamin-B-Komplex zur Stabilisierung der Nerven sowie Extrakte aus Fenchel und Artischocken zur Förderung des Stoffwechsels stellt eine wirksame Ergänzung dar.

Kritik und Chance An Vitalpilzen und insbesondere ihren Wirkstoffen muss dringend intensiver geforscht werden, denn bislang vorliegende pharmakologische Daten sind schwer zu bewerten. Dennoch: Die jahrhundertelange traditionelle Anwendung und bisherige Beobachtungen im asiatischen Raum und zunehmend in der westlichen Welt lassen zumindest den Schluss zu, dass sie ein Potenzial besitzen, positiv auf Befindlichkeitsstörungen einzuwirken, das bisher weit unterschätzt wird. Natürlich können Vitalpilze in vielen Fällen die Schulmedizin nicht ersetzen. Aber sie können sie in einigen Bereichen unterstützen und erst recht präventiv eingesetzt werden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/15 auf Seite 26.

Iris Priebe, PTA und Medizinjournalistin

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