Pilze © Dr_Microbe / iStock / Getty Images Plus
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Mykosen

NUR KEINE SCHAM

Pilze sind optimal an die menschlichen Lebensbedingungen angepasst und existieren unter anderem innerhalb der körpereigenen Mikrobiota. Gerät diese aus der Balance, entwickeln sich die typischen Beschwerden einer Mykose.

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Die gesunde Haut des Menschen verfügt über gute Abwehrmechanismen: Der Säureschutzmantel sowie die natürliche Hautflora verhindern unter normalen Umständen, dass Pilzsporen die Haut befallen. Ist es den Erregern dennoch gelungen, in tiefere Hautschichten einzudringen, entstehen Symptome wie Jucken und Brennen sowie schuppende und gerötete Stellen. Bei gesunden Menschen tritt die Infektion in der Regel nur lokal auf, bei immunsupprimierten Patienten kommt es mitunter zu systemischen Mykosen.

PTA und Apotheker sind für Betroffene oft die erste Anlaufstelle, wenn es zu derartigen Krankheitsanzeichen kommt. Die Beratung im Rahmen der Selbstmedikation ist demnach ein wichtiges Thema im Apothekenalltag. Sie erfordert Kompetenz und Sensibilität, da den Kunden ihr Leiden oft peinlich ist. Klären Sie Personen mit Pilzerkrankungen darüber auf, dass die Infektion nichts mit mangelnder Körperhygiene zu tun hat und Schamgefühle daher unangebracht sind.

Verschiedene Auslöser Als Erreger für Hautmykosen kommen Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze in Betracht. Dermatophyten (Fadenpilze) wie Trichophytum rubrum, Trichophytum interdigitale oder Trichophytum mentagrophytes gehören in Mitteleuropa zu den häufigsten Auslösern von Hautpilzerkrankungen. Sie siedeln sich am liebsten überall dort an, wo es warm, feucht und dunkel ist, etwa in engen Schuhen sowie auf feuchter Haut. Hautfalten oder -spalten wie Zehenzwischenräume oder die Leistengegend sind daher sehr anfällig für einen Befall. Die Pilze dringen dann in die Hornschicht der Haut ein und ernähren sich vom Keratin der abgestorbenen Zellen, das sie mit ihren Enzymen (Keratinasen) abbauen.

Allerdings kommen sie auch über Monate ohne Nahrung aus. Gleichzeitig sind sie sehr widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen. Bei ungünstigen Bedingungen gehen sie einfach in ihre Sporenphase über. Sie können allerdings jederzeit zurück in ihren vegetativen, infektiösen Zustand zurückkehren, sobald sich die Bedingungen verbessern. Die Übertragung der unerwünschten Gäste erfolgt durch den direkten Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren sowie indirekt durch kontaminierte Gegenstände (Teppiche, Handtücher, Kleidung), an denen sich abgestorbene Zellen mitsamt der Pilzsporen befinden.

Um in den Organismus zu gelangen, müssen die Sporen die „Hautflora“ überwinden, wo sie sich in der Hornschicht, den Haaren oder den Nägeln ausbreiten. Typische Symptome sind scharf begrenzte, gerötete und juckende Hautstellen mit einem schuppigen Randwall. In fortgeschrittenen Stadien kommen Schmerzen, Brennen, Hautrisse und Bläschenbildungen hinzu.

Tinea, also eine durch Dermatophyten hervorgerufene Infektion, kann die Füße (Tinea pedis), die Nagelplatte (Tinea unguium), das Haar (Tinea capitis), die Hände (Tinea manus) oder den gesamten Körper (Tinea corporis) betreffen. Leiden Kinder unter Kopfschuppen, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, denn dahinter steckt manchmal eine durch Fadenpilze ausgelöste Tinea capitis. Diese Krankheit stellt die häufigste Dermatophytose im Kindesalter dar. Kinder werden mit dem Wirkstoff Griseofulvin behandelt, während Erwachsene neben Griseofulvin auch Terbinafin, Itraconazol oder Fluconazol erhalten.

Das DHS-System unterscheidet in Infektionen mit Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze.

Seborrhoisches Ekzem Die Kopfhaut stellt auch ein Reservoir für Hefepilze dar und zwar für den Saprophyten Malassezia furfur, welcher zur natürlichen Hautbesiedelung des Menschen zählt. Vermehrt sich dieser exzessiv auf der behaarten Kopfhaut, können sich gelbliche, fettige Schuppen bilden (seborrhoisches Ekzem). Begünstigende Faktoren sind eine genetische Prädisposition, eine geschwächte Abwehr, hormonelle Einflüsse sowie Stress. In den meisten Fällen sind Shampoos mit den antimykotischen Wirkstoffen Clotrimazol, Ketoconazol oder Selendisulfid hilfreich.

Athlete´s Foot Dermatophyten rufen auch Fußpilz (Tinea pedis) hervor, seltener sind Hefe-, Schimmel- oder Sprosspilze für die Infektion verantwortlich. Als gefährdet gelten Sportler, Menschen mit einer erhöhten Schweißsekretion oder Personen, die häufig schlecht durchlüftete Arbeitsschuhe tragen. Eine geschwächte Abwehr, Hautverletzungen, ein feucht-warmes Klima sowie einige Krankheiten fördern die Ansteckung mit Fußpilz ebenfalls. Auch bei Diabetikern haben Mikroorganismen aufgrund der trockenen und rissigen Haut sowie der schlechten Immunabwehr leichtes Spiel. Die Erreger lauern vor allem in Schwimmbädern, Hotels, Umkleidekabinen oder Saunen, besiedeln die Haut und dringen bei optimalen Bedingungen in tiefere Schichten ein.

Tinea pedis ist ansteckend und sollte frühzeitig behandelt werden, damit sich der Pilz nicht weiter ausbreitet und zusätzlich die Nägel befällt. Zur Bekämpfung der Dermatophyten eignen sich verschiedene Antimykotika. Ihr Angriffspunkt ist die Ergoste- rol-Biosynthese der Pilze, die durch die Wirkstoffe unterbunden wird. Folglich ist die Funktion der zytoplasmatischen Membran, die Ergosterol benötigt, erheblich gestört. Das Prinzip der Selbstmedikation besteht darin, Substanzen mit einem möglichst breiten Wirkspektrum zu verwenden, weil die Erreger in der Regel unbekannt sind.

Antimykotika vom Azoltyp (Clotrimazol, Bifonazol) hemmen aufgrund ihrer fungistatischen Wirkung die Vermehrung und das Wachstum der Pilze. Die Breitbandantimykotika kommen bei Haut-, Schleimhaut- und Systemmykosen zum Einsatz und wirken sowohl gegen Dermatophyten als auch gegen Schimmel und Hefen. Die Anwendung erfolgt ein- bis zweimal täglich über einen Zeitraum von mindestens drei bis vier Wochen. Allylamine wie Terbinafin oder Naftifin zeigen als sogenannte Squalenepoxidasehemmer eine fungizide Wirkung auf Dermatophyten, allerdings bekämpfen sie Schimmel und Hefen nur eingeschränkt. Sie greifen früh in die Ergosterolsynthese ein, sodass sich das giftige Zwischenprodukt Squalen anreichert.

Schnelle Lösung Ungeduldige Kunden können Fußpilzinfektion mit Hilfe einer filmbildenden Lösung auf Terbinafinbasis in einem einzigen Therapieschritt behandeln. Der Wirkstoff verbleibt aufgrund seiner Lipophilie bis zu zwei Wochen in der Hornschicht, Cremes mit Terbinafin müssen dagegen über einen Zeitraum von einer Woche aufgetragen werden.

Tipps für die Fußpilz-Beratung Nach dem Duschen oder Baden sollten die Füße insbesondere zwischen den Zehen gründlich getrocknet werden, da Pilze ein feucht-warmes Klima bevorzugen. Birgt die Umgebung ein Ansteckungsrisiko, ist es ratsam, Badelatschen zu tragen. Luftdurchlässige und atmungsaktive Lederschuhe sind (Turn-) Schuhen mit einem hohen Kunststoffanteil vorzuziehen. Tagsüber sollten Betroffene den Füßen frische Luft gönnen, denn diese schadet der Verbreitung der Erreger. Personen mit Fußpilz sprühen ihre Schuhe am besten mit einem speziellen Desinfektionsmittel ein, außerdem sind Socken, Handtücher und Bettwäsche unter Zugabe eines Wäschedesinfektionsmittels bei mindestens 60 Grad Celsius (°C) zu waschen.

Besiedlung durch Hefen Eine weitere Pilzerkrankung stellt die Candidose dar, eine übermäßige Verbreitung von Hefepilzen der Gattung Candida, die auch bei gesunden Menschen nicht selten die Haut und die Schleimhäute besiedeln. Candida albicans, die am häufigsten nachgewiesene Candida-Spezies, befindet sich vor allem an Körperstellen, an denen Hautfalten übereinander liegen. Hier ist es feucht und warm, sodass die Pilze optimale Bedingungen vorfinden. Die unerwünschte Vermehrung von Hefepilzen führt beispielsweise zu Windel-, Mundsoor oder zu Vaginalmykosen. Insbesondere bei immungeschwächten Personen treten mitunter systemische Candida-Infektionen auf, die lebensgefährlich sein können.

Bei Säuglingen erfreuen sich Candida-Hefen unter einer warmen und feuchten Windel eines optimalen Klimas, folglich entstehen im Anal- und Genitalbereich der Babys wunde und gerötete Stellen mit Bläschen, die Schmerzen bereiten und nässen. Mundsoor ist durch einen weißen Belag auf der Mundschleimhaut sowie auf der Zunge gekennzeichnet. Betrifft die Infektion auch den Rachen, leiden Betroffene zusätzlich unter Schluckbeschwerden. Rauchen, eine zu geringe Speichelproduktion oder schlecht sitzende Zahnprothesen begünstigen Schleimhautreizungen und somit Candida-Infektionen im Mundbereich.

Häufig eingesetzte Wirkstoffe gegen Candidosen sind Nystatin, Clotrimazol, Fluconazol, Miconazol, Traconazol, Ciclopiroxolamin und Amphotericin B. Bei einer systemischen Pilzinfektion werden die Antimykotika als Tabletten, Saft oder gar als Infusion verabreicht. Zur Behandlung des Windelsoors eignen sich neben nystatinhaltigen Präparaten Salben mit Dexpanthenol, da sie die Wundheilung unterstützen. Nur im Falle einer schweren Windeldermatitis kommt die Anwendung von Corticoiden in Betracht. Bei einer Candidose im Mund ist eine lokale Therapie mit Gelen, Mundspüllösungen oder Lutschtabletten indiziert.

Vaginalmykose Infizieren Candida-Hefen die äußeren Geschlechtsorgane bei Frauen, gehören Brennen, Jucken und Rötungen im Vaginalbereich zu den typischen Symptomen. Die Schleimhaut ist geschwollen, von einem weißlichen Belag überzogen und sondert einen krümeligen Ausfluss ab. Außerdem sind kleine Bläschen am Rand zum gesunden Gewebe für die Pilzinfektion charakteristisch. Männer können sich an der Eichel sowie an der Vorhaut infizieren und weisen dann Beschwerden in Form von Bläschen und Pusteln auf. Antimykotika wie die Imidazole Clotrimazol oder Miconazol dienen der Selbstmedikation von unkomplizierten Vaginalmykosen.

Patientinnen tragen sie über ein oder drei Tage auf, zum einen als Creme für den äußeren Bereich, zum anderen als Zäpfchen zum Einführen in die Vagina. Vorsicht: Die Infektion ist durch Geschlechtsverkehr übertragbar, daher sollten beide Partner ein Antimykotikum anwenden. PTA und Apotheker weisen Kundinnen mit Scheidenpilz am besten darauf hin, sich im Intimbereich nur mit schwach sauren Reinigungsprodukte zu waschen und gegebenenfalls Milchsäure- oder Ascorbinsäure-haltige Vaginalzäpfchen zu verwenden, um den pH-Wert auf einem gesunden Niveau zwischen 4,5 und 5,5 zu halten, sodass sich die Vaginalflora wieder regenerieren kann.

Auch wenn Kundinnen über häufige Pilzinfektionen im Genitalbereich klagen, helfen Präparate mit Milchsäure oder gefriergetrockneten Kulturen des Milchsäurebakteriums. Die lebensfähigen Keime beseitigen pathogene Bewohner wie Candida albicans und gewährleisten ein abwehrstarkes Scheidenmilieu. Liegt eine geschädigte Flora vor, stellen Vaginalzäpfchen mit Milchsäurebakterien die Balance wieder her. Produkte mit Milchsäure kommen hingegen zum Einsatz, wenn noch genügend Milchsäure-Bakterien in der Scheidenflora vorliegen, die durch Ansäuerung versorgt werden sollen.

Hartnäckiger Befall Verdickte, brüchige, gelblich bis bräunlich verfärbte Nägel weisen auf einen Nagelpilz, auch Onychomykose genannt, hin und werden in der Regel durch Dermatophyten verursacht. Eine Form der Erkrankung ist die distolaterale subunguale Mykose, bei der zunächst die umgebene Haut infiziert ist und die Erreger langsam vom freien Nagelrand unter die Nagelplatte zum Nagelbettepithel wandern. Es entsteht eine Hornschicht als Polstergewebe, in dem sich die Pilze ansiedeln, zusätzlich löst sich die Nagelplatte bei fortschreitender Infektion. Die proximale subunguale Onychomykose, bei welcher der Pilz von der Haut des proximalen Nagelwalls aus in der Nagelplatte weiter wächst, ist seltener. Risikofaktoren einer Onychomykose sind Rauchen, eine genetische Prädisposition, Psoriasis, Immundefekte sowie arterielle und venöse Durchblutungsstörungen.

Topische Therapie Solange die Nagelmatrix nicht betroffen ist, empfiehlt sich eine topische Behandlung mit Anti-Pilz-Lacken, die in ihrer Galenik, Anwendungsart und -häufigkeit zu differenzieren sind. Die Behandlung von Onychomykosen erfordert von Seiten der Patienten ein hohes Maß an Geduld und Compliance, denn die Applikation der Wirkstoffe auf den Nagel muss solange stattfinden, bis dieser einmal vollständig und gesund nachgewachsen ist. Der Behandlungszeitraum an den Händen beträgt somit etwa drei bis sechs Monate, während die Therapie des Pilzbefalls der Fußnägel neun bis zwölf Monate andauert.

Einmal pro Woche Der Wirkstoff Amorolfin wird mit einem Acryl-Lack als Trägersubstanz einmal wöchentlich auf die Nägel aufgetragen. Die Substanz verfügt über ein breites Wirkspektrum gegen die meisten humanpathogenen Pilze, insbesondere gegen Dermatophyten. Wichtig ist, dass Betroffene die Nägel vor der Anwendung mit einer Feile flach feilen und anrauen, sodass der Wirkstoff eindringen kann. Nach einer Woche wird der Lack mit einem Lösungsmittel entfernt und die Nägel werden erneut gefeilt und eingepinselt.

Von Nagelpilz sind schätzungsweise 10 Millionen Deutsche betroffen – das sind etwa 12 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Einfach in der Anwendung Es gibt außerdem Nagellacke mit der Substanz Ciclopirox, deren Wirkspektrum Faden- pilze, Hefen sowie Schimmelpilze umfasst und die auch gegen deren Sporen wirksam ist. Der Wirkstoff greift die Zellwand sowie das Innere der Pilzzelle an. Die Basis des wasserlöslichen Nagellacks ist Hydroxypropylchitosan (HPCH), das aus Chitin hergestellt wird. HPCH durchdringt den Nagel und transportiert Ciclopirox bis hin zum Nagelbett. Außerdem bindet die Trägersubstanz Nagelkeratin und füllt somit entstandene Hohlräume im Nagel auf.

Die Anwendung erfolgt am besten jeden Abend vor dem Schlafengehen. Lackreste werden beim Duschen am Morgen einfach mit Wasser abgespült. Der wasserlösliche Nagellack mit Ciclopirox hat den Vorteil, dass die Nägel vor dem Auftragen nicht flach gefeilt werden müssen. Dies verringert die Verletzungsgefahr bei Personen, die nicht mehr so beweglich sind und vermindert die Ansteckungsgefahr anderer Familienmitglieder durch umherfliegende Nagelpartikel.

Salbe gegen Onychomykose Nagelpilz lässt sich auch lokal mit einer Bifonazol- und Harnstoff- Salbe behandeln. Diese wird einmal täglich appliziert und für 24 Stunden okklusiv mit einem Pflaster abgedeckt. Im Anschluss entfernt man dieses vorsichtig und kratzt die befallenen Nagelbestandteile mit einem Spatel ab. Dieser Prozess ist solange zu wiederholen, bis die infizierte Nagelsubstanz vollständig verschwunden ist. Der enthaltene Harnstoff macht in hoher Konzentration die Nagelplatte weich, sodass der infizierte Nagel abgelöst wird und der Wirkstoff Bifonazol besser an den Wirkort gelangen kann.

Bifonazol stört an zwei Stellen die Ergosterol-Synthese und verfügt über einen fungistatischen und fungiziden Effekt. Die Therapie wird 14 Tage durchgeführt, im Anschluss tragen Patienten eine Bifonazol Creme über einen Zeitraum von weiteren vier Wochen ohne die Verwendung eines Pflasters auf. Das Risiko eines Rezidivs ist in der Zeit des Nachwachsens des Nagels allerdings sehr hoch, da das Nagelbett nicht geschützt ist.

Grenzen der Selbstmedikation Ist die Onchyomykose stark ausgeprägt, sollten sich Betroffene mit Nagelpilz an einen Dermatologen wenden, um die Erkrankung sicherheitshalber von anderen Veränderungen wie Nagelpsoriasis, Krall- oder Krummnägeln abzugrenzen. In einigen Fällen verordnet der Arzt systemische Antimykotika, zum Beispiel die Wirkstoffe Griseofulvin, Itraconazol, Fluconazol und Terbinafin. Die orale Therapie erfordert ebenfalls viel Geduld, da sie bis zu sechs Monaten, in sehr schweren Fällen bis zu zwölf Monaten andauern kann. Zu beachten ist, dass systemische Antimykotika nur indiziert sind, solange der Nagel noch wächst, was bei Senioren oft nicht mehr der Fall ist.

Aspergillose oft letal Der krankheitserregende Schimmelpilz Aspergillus fumigatus stellt eine enorme, gesundheitliche Bedrohung dar. Er gedeiht etwa in Blumenerde, auf Tapeten oder in Biotonnen, sodass jeder Mensch täglich seine Sporen einatmet. Für gesunde Personen ist dies unbedenklich, Patienten mit einem geschwächten Immunsystem (zum Beispiel AIDS-Patienten) können sich gegen die Sporen des Pilzes jedoch meist nicht behaupten. Hat sich der Erreger in der Lunge eingenistet, verursacht er dort die gefährliche, invasive Aspergillose. Betroffene weisen Symptome wie Fieber, Atemnot oder Husten mit blutigem Auswurf auf, während sich eine Nasennebenhöhlen-Aspergillose in Fieber, Ausfluss aus Nase und Ohr sowie in einer Druckempfindlichkeit der Nebenhöhlen äußert. Die Aspergillose gehört zu den häufigsten Todesursachen bei immungeschwächten Patienten – eine frühzeitige Erkennung ist daher von entscheidender Bedeutung.

Tödliche Infektion Die Kryptokokkose, auch Busse-Buschke-Krankheit genannt, wird durch den bekapselten Erreger Cryptococcus neoformans hervorgerufen. Seltener verursacht der deutlich gefährlichere Cryptococcus gattii die Infektion. Die Ansteckung erfolgt über die Inhalation der hitze- und austrocknungsresistenten Pilze, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist hingegen auszuschließen. Zunächst bekommt die Lunge den Befall aufgrund der Inhalation sporenhaltiger Stäube zu spüren, infolgedessen der Körper mit Beschwerden wie Atemnot oder schleimproduzierendem Husten reagiert.

Die Erreger wandern über die Blutbahn durch den Organismus und infizieren weitere Organe, mitunter auch die Haut: Es zeigen sich entweder Rötungen, tumorartige Hautveränderungen oder eine zentrale Rötung mit Rundwall. Die Pilze können auch das Zentralnervensystem, bestehend aus Rückenmark und Gehirn, besiedeln und eine Meningitis mit Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen, Fieber und Übelkeit auslösen. Wird die Hirnhautentzündung nicht rechtzeitig behandelt, endet sie letal. Zur Therapie der Kryptokokken verordnet der Arzt eine Kombination aus Amphotericin B (intravenös) und 5-Flucytosin (peroral oder intravenös) über mindestens zwei Wochen.

Die Substanz Amphoterin B greift in die Zellwandbildung der Krankheitserreger ein, hat ein sehr breites Wirkspektrum und gilt als eines der wirksamsten Mittel gegen systemische Pilzinfektionen. Das Arzneimittel bekämpft auch Infektionen mit Candida, Aspergillus, Fusarium, Scedosporium oder Trichosporon erfolgreich. Das Prodrug 5-Flucytosin wird im Organismus zu 5-Fluorouracil reduziert und als falscher Baustein in die RNA der Pilzzelle eingeschleust, sodass deren Zellwachstum stoppt. 5-Flucytosin ist zur Behandlung von Systemcandidosen, bei denen der gesamte Organismus befallen ist, indiziert. Im Anschluss an die Kombinationstherapie erfolgt die Gabe des Wirkstoffs Fluconazol über mindestens ein halbes Jahr. Das Triazolderivat zeigt fungistatische und fungizide Effekte. Fluconazol deckt ein breites Spektrum von pathogenen Pilzen ab und ist daher zur Prävention und Behandlung von Candidosen geeignet.

Spezielle Medikamentengruppe Zur Behandlung invasiver Mykosen oder schwerer Candidosen kommen Echinocandine zum Einsatz. Diese hemmen die Glucansynthese der Pilze und schädigen dadurch ihre Zellwand. Das Wirkspektrum der Echinocandine umfasst verschiedene Candida- und Aspergillus-Arten, weniger empfindlich reagieren beispielsweise Kryptokokken oder Trichosporen. Wirkstoffe dieser Arzneimittelgruppe sind Anidulafungin, Caspofungin und Micafungin.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/18 ab Seite 56.

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

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