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NOTFALLVERHÜTUNG

Jetzt ist es soweit! Sie dürfen die „Pille danach“ auch ohne Rezept abgeben. Welche Punkte müssen Sie vorab klären, welche Kontraindikationen gibt es und was ist sonst noch zu beachten?

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Das nötige Hintergrundwissen und die richtigen Fragen helfen Ihnen, korrekt zu beraten. Legen Sie den Ablauf des Beratungsgespräches am besten im Team fest.

Zugelassenes Zeitfenster? Die erste Frage, die Sie der Kundin stellen müssen, ist: Wann hat der ungeschützte Verkehr stattgefunden? Ulipristalacetat muss innerhalb von 120 Stunden, also fünf Tagen, eingenommen werden, bei Levonorgestrel (LNG) sind es nur 72 Stunden, also drei Tage. Die Einnahme außerhalb dieses Zeitfensters ist sinnlos. Hier sollten Sie den Gang zum Gynäkologen empfehlen und nichts abgeben.

Da die „Pille danach“ den Eisprung lediglich verschiebt, kann sie nur wirken, wenn sie rechtzeitig davor eingenommen wird. LNG wirkt bis drei Tage vor dem Eisprung, UPA wirkt noch ein wenig länger. Da der Zyklus individuellen Schwankungen unterliegt, können Sie aber nicht wissen, wann der Eisprung Ihrer Kundin stattfindet. Die „Pille danach“ ist deshalb zu jedem Zeitpunkt im Zyklus zugelassen. Relevant ist für Sie also nur die Frage, wie lange der ungeschützte Verkehr zurückliegt.

Verhütungspanne? Fragen Sie nach der Art der fehlgeschlagenen Verhütung. Während es bei fehlender Verhütung oder verrutschtem Kondom klar ist, ist nicht jede vergessene Pille eine Indikation für die Notfallkontrazeption. Informieren Sie sich im Einzelfall in der Fachinformation. Wichtig ist darauf hinzuweisen, dass Ihre Kundin trotz Notfallverhütung für den Rest des Zyklus nicht geschützt ist. Sie muss weiter verhüten. Die mehrfache Notfallkontrazeption während eines Zyklus ist übrigens nicht vorgesehen.

Schwanger? Stillzeit? Klären Sie, ob möglicherweise bereits eine Schwangerschaft vorliegt. Auch wenn eine fruchtschädigende Wirkung bisher nicht gefunden wurde, ist dies eine Kontraindikation. Im Zweifelsfall raten Sie zum Arztbesuch. Stillende Frauen müssen eine achtstündige Stillpause nach LNG einlegen, nach UPA sind es sieben Tage.

Fragen Sie auch nach Medikamenten, die regelmäßig eingenommen werden. UPA ist ein Substrat von CYP 3A4 und kann die Wirkung von Phenobarbital, Phenytoin und Ritonavir abschwächen. Bei übergewichtigen Frauen scheint die Wirkung der „Pille danach“ abgeschwächt zu sein. Da es aber keine medikamentöse Alternative gibt, ist dies kein Grund, sie zu verweigern.

Weitere Hinweise Stellen Sie den Notfallcharakter des Medikaments heraus und sagen Sie der Kundin, dass die Tablette so schnell wie möglich eingenommen werden muss. Im Falle von Erbrechen kann eine zweite Tablette genommen werden. Die nächste Blutung kann sich verschieben. Ein Schwangerschaftstest nach drei Wochen schafft Klarheit. Weisen Sie auch darauf hin, dass die „Pille danach“ nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Verlangt ein Mädchen unter 14 Jahren die „Pille danach“, so muss bei der Abgabe ein Erziehungsberechtigter dabei sein. Raten Sie hier auch zum (anschließenden) Arztbesuch.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/15 auf Seite 24.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

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