Die PTA ermittelt. © markus_marb / fotolia

Tatort Apotheke

NOTFALLKONTRAZEPTIVA

Seit dem OTC-Switch der hormonellen Notfallkontrazeptiva kommt Apothekern und PTA eine besondere Beratungsverantwortung zu, wenn Frauen diese ohne Rezept in der Apotheke kaufen möchten.

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Ene junge, schlanke Frau – augenscheinlich über 18 Jahre – betritt die Apotheke und möchte die Pille danach kaufen. Die PTA ist gut vorbereitet und bittet die Kundin in die Beratungsecke: „Darf ich Ihnen vorab ein paar Fragen stellen?“ Die junge Frau nickt zustimmend. „Wann hat der ungeschützte Geschlechtsverkehr stattgefunden, erzählen Sie mal!“

Die Kundin berichtet, dass letzte Nacht, als sie mit ihrem Freund zusammen war, das Kondom abgerutscht sei und sie nun Sorge habe, schwanger zu werden. Mit der normalen Pille wollte sie eigentlich ab dem nächsten Zyklus beginnen. Die PTA erkundigt sich einfühlsam, wann die letzte Periode war. Sie fragt außerdem, ob sie zum erwarteten Zeitpunkt in normaler Stärke stattgefunden hat, um eine mögliche Schwangerschaft auszuschließen.

Es stellt sich heraus, dass die Kundin vor einer Woche ihre Periode so wie gewöhnlich hatte. Nun möchte die PTA noch wissen, ob die Kundin irgendwelche Erkrankungen hat oder andere Medikamente zurzeit einnimmt. Tatsächlich steht sie für die folgenden drei Tage noch unter Antibiotika-Therapie. „Das ist sicher ein Problem, oder? Antibiotika können doch die Wirksamkeit der Pille beeinträchtigen?“

Pharmakologischer Hintergrund Die hormonellen Notfallkontrazeptiva Levonorgestrel und Ulipristalacetat greifen in den hormonellen Regelkreislauf der Frau ein und sorgen als Agonisten am Progesteron- Rezeptor für eine reduzierte Produktion des lutinisierenden Hormons . Dieses führt nach einem peakartigen Anstieg der Konzentration im Blut zur Auslösung des Eisprungs. Beide Arzneistoffe wirken nicht abortiv, sondern verschieben die Ovulation. Ulipristalacetat ist auch dann noch wirksam, wenn der LH-Spiegel bereits ansteigt, Levonorgestrel nicht. Levonorgestrel ist für die Notfallkontrazeption bis drei Tage, Ulipristalacetat bis fünf Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr zugelassen.

Bei den Kombinationspillen zur Kontrazeption ist eine Wechselwirkung mit Antibiotika bekannt. Diese beruht auf der enterohepatischen Metabolisierung von Estrogenen. Wird durch eine Antibiotikaeinnahme die Darmflora gestört, ist es möglich, dass dieser Kreislauf unterbrochen und Ethinylestradiol nicht wieder resorbiert, sondern rascher ausgeschieden wird. Die klinische Relevanz dieser Interaktion ist nicht eindeutig geklärt. Für die Wirkung hormoneller Notfallkontrazeptiva hat dieser Mechanismus keine Bedeutung, da diese nicht enterohepatisch abgebaut werden.

Zurück zum Fall Die PTA wählt Ulipristalacetat zur Abgabe aus. „Abschließend möchte ich Ihnen ein paar Hinweise geben: Bitte nehmen Sie die Tablette nun so schnell wie möglich ein, gerne können Sie das auch hier in der Apotheke mit einem Glas Wasser machen. Falls Sie sich innerhalb der nächsten drei Stunden übergeben, müssen Sie die Einnahme mit einer weiteren Tablette wiederholen. Ulipristalacetat verschiebt den Eisprung, sofern er noch nicht stattgefunden hat.

Das bedeutet aber auch, dass Sie die restlichen Tage des Zyklus weiterhin zum Beispiel mit einem Kondom verhüten müssen. Ulipristalacetat führt nicht zu einer Abbruchblutung. Es kann aber zu einer leichten Verschiebung der Periode kommen. Falls die Periode auch eine Woche nach dem erwarteten Zeitpunkt nicht einsetzt, sollten Sie zum Arzt gehen. Am ersten Tage der Blutung sollten Sie dann Ihre neue Kombinationspille beginnen. Von da an sind Sie bei ordnungsgemäßer Einnahme vor einer Empfängnis geschützt.“

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/15 auf Seite 56.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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