Nietengürtel © tomdanger / iStock / Getty Images
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Impfempfehlungen

NEUE IMPFUNG HÄLT GÜRTELROSE IN SCHACH

Es gibt einen neuen Totimpfstoff gegen die Gürtelrose (Herpes Zoster), der gut vertragen wird und einen hohen Schutz bietet. Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt ihn allen Menschen ab 60 Jahren.

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Die dem Robert-Koch-​Institut (RKI) angegliederte STIKO gab noch vor Weihnachten die eindeutige Empfehlung samt wissenschaftlicher Begründung, denn es erkranken immerhin über 300 000 Menschen über 50 an der extrem schmerzhaften, die Lebensqualität beeinträchtigende Gürtelrose. Leidet jemand an Grunderkrankungen oder einer Immunschwäche, gilt die Empfehlung dann auch bereits ab 50 Jahren.

Entscheidung über Pflichtleistung Es gibt jedoch (noch) einen Haken: Die Gürtelrose-Impfung wird erst dann zur Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenkassen, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss über die Aufnahme in die Schutzimpfungsrichtlinie entschieden hat. Bis dahin könnte es sich für die Versicherten lohnen, einmal mit ihrer Krankenkasse über eine Erstattung aus Kulanz zu reden. Bisher gab es gegen die Gürtelrose nur einen Lebendimpfstoff, der für Menschen ab 50 zugelassen war, jedoch aufgrund seiner eingeschränkten Wirksamkeit und der begrenzten Wirkdauer von der STIKO nicht für die Standardimpfung empfohlen wurde.

Er kam zudem für all jene nicht infrage, die aufgrund einer Autoimmunerkrankung ein Immunsuppressivum nehmen mussten. Der neue Totimpfstoff, der nur einen kleinen Bestandteil aus der Hülle des Virus enthält, besteht aus zwei Impfdosen, die intramuskulär im Abstand von zwei bis maximal sechs Monaten verabreicht werden. Er gilt als besonders sicher: Ab 50 Jahren beträgt die Wirksamkeit 92 Prozent, für über 70-Jährige immer noch rund 90 Prozent. Zudem gab es während der Studien keine schweren Nebenwirkungen. Höchstens lokale Reaktionen wie Schmerzen an der Injektionsstelle oder Rötungen waren zu beobachten.

In der Warteschleife Die Gürtelrose ist eine Erkrankung, die lange auf ihren Ausbruch warten kann: Hat man als Kind die Windpocken durchlitten, trägt man das auslösende Varizella-Zoster-Virus durch diese Primärinfektion fortan im Körper. Die Durchseuchung beträgt in unseren Breiten fast 100 Prozent. Das Varizella-Virus zieht sich während der Wartephase in die Spinalganglien zurück, also in die Nervenknotenpunkte. Die Wartezeit kann fast ein ganzes Menschenleben dauern – rund 50 Jahre hält das körpereigene Immunsystem den Erreger in Schach, doch dann beginnt es langsam zu erlahmen.

Die Alterung des Immunsystems wird Immunseneszens genannt. Man kann sie gut daran erkennen, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Gürtelrose zu erkranken, ab 50 zunimmt. Bei den über 85-Jährigen hat laut RKI bereits jeder zweite die gefürchtete Infektion durchlitten. Menschen, die Immunsuppressiva einnehmen müssen, erkranken häufiger und früher. Volkstümlich wird diese Herpes-Zoster-Infektion auch Gürtelrose genannt.

Die Vorboten sind unspezifisch: Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, auch leichtes Fieber – einem Arzt kommt da die Grunderkrankung nicht unbedingt in den Sinn. Anders, wenn die äußere Erscheinungsform auftritt: Sie zeigt sich in einer gürtelähnlichen lokal begrenzten Hautentzündung mit zahlreichen Bläschen, die wie beim Herpes simplex an der Lippe mit einer hochinfektiösen Flüssigkeit gefüllt sind. Zwei Drittel der Erkrankten kommen damit davon: Es tut weh und es juckt, doch die Bläschen verschwinden samt der Begleiterscheinungen nach einigen Wochen wieder.

Die Gürtelrose

heißt mit medizinischem Namen Herpes Zoster. Sie ist nicht zu verwechseln mit Herpes simplex, die die typischen Lippenbläschen verursacht. Herpes Zoster entstammt der Erstinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus, das sich mit der Kinderkrankheit Windpocken in den Körper schleicht. Die kleinen juckenden Bläschen verschwinden wieder – was bleibt, ist das Virus, das sich an den Nervenenden einrichtet. Hier wartet es jahrzehntelang, bis das Immunsystem des Menschen im Alter beginnt, zu erlahmen. Der gürtelförmige Bläschenausschlag gab der Krankheit ihren Namen. Es juckt und tut weh – und im schlimmsten Fall kann es über die entsprechenden Nervenbahnen zu Erblindung, Taubheit und dauerhaften schweren Schmerzen führen.


Komplikationen
Doch manchmal setzt sich das Virus auch auf spezifische Nervenbahnen: Über den Trigeminus-Gesichtsnerv kommt es dann zum Zoster ophthalmicus (Gefahr der Erblindung), über den Hörnerv zum Zoster oticus (Taubheit); Zoster maxillaris befällt den Oberkiefer und Zoster genitalis die Geschlechtsorgane. Weitere seltene Komplikationen können zu Entzündungen der Leber, Lunge, der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks führen. Wenn die Schmerzen länger als drei Monate anhalten, entwickelt sich bei 5 bis 30 Prozent der Patienten eine Post-Zoster-Neuralgie.

Sie ist extrem schmerzhaft. Es können Monate vergehen, bis die als brennend, stechend oder einschießend beschriebenen Schmerzen verschwinden; manche dauern lebenslang. Und sie sind nur schwer durch Medikamente zu bekämpfen. Für den Arzt nicht einfach zu erkennen ist auch der Zoster sine herpete, die Gürtelrose ohne äußerliche Anzeichen. Hier liefern sich Virus und Antikörper in den Nervenknoten sozusagen eine Entscheidungsschlacht. Dieser Kampf löst durch seine Raumforderungen erhebliche Spannungsschmerzen aus.

Information in der Apotheke Für das Apothekenpersonal könnte die Impfempfehlung des Robert-​Koch-Institutes eine Kundeninformation wert sein: Denn unter dem Strich sind zwei Drittel aller Senioren mit zunehmendem Alter irgendwann einmal von dieser – nun vermeidbaren – Erkrankung betroffen. Übrigens sind auch Menschen, die als Kind gegen Windpocken geimpft wurden, nicht vor einem Ausbruch des Herpes Zoster in späteren Jahren gefeit. Die Erkrankung verläuft dann nur etwas weniger schwer. Auch jene, die schon einmal Gürtelrose durchlitten haben, sind nicht auf der sicheren Seite: Die Krankheit ist ein Wiederholungstäter und kann mit einer Rate von drei bis fünf Prozent rezidivieren.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/19 ab Seite 24.

Alexandra Regner, PTA und Journalistin

Die Gürtelrose
heißt mit medizinischem Namen Herpes Zoster. Sie ist nicht zu verwechseln mit Herpes simplex, die die typischen Lippenbläschen verursacht. Herpes Zoster entstammt der Erstinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus, das sich mit der Kinderkrankheit Windpocken in den Körper schleicht. Die kleinen juckenden Bläschen verschwinden wieder – was bleibt, ist das Virus, das sich an den Nervenenden einrichtet. Hier wartet es jahrzehntelang, bis das Immunsystem des Menschen im Alter beginnt, zu erlahmen. Der gürtelförmige Bläschenausschlag gab der Krankheit ihren Namen. Es juckt und tut weh – und im schlimmsten Fall kann es über die entsprechenden Nervenbahnen zu Erblindung, Taubheit und dauerhaften schweren Schmerzen führen.

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