US-amerikanische Wissenschaftler haben vor kurzem ein mögliches neues Breitspektrum-Virostatikum gegen Herpes entdeckt. © Kurhan / 123rf.com

Herpes | Kinasehemmer

MÖGLICHER NEUER WIRKSTOFF GEGEN HERPES ENTDECKT

Manchmal kommt einem der Zufall zur Hilfe. So erging es auch einer Gruppe US-amerikanischer Wissenschaftler, die per Zufall ein mögliches neues Breitspektrum-Virostatikum entdeckt haben.

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Eine Forschergruppe um Dinesh Jaishankar von der University of Illinois in Chicago hat während einer Untersuchung der molekularen Abläufe der Herpes-Infektion des Auges eine Zufallsentdeckung gemacht. Der bei der Untersuchung verwendete Kinasehemmer BX795 hatte überraschenderweise einen ganz anderen Effekt als erwartet. Denn der Kinasehemmer, der normalerweise die Interferon-vermittelte antivirale Immunantwort hemmt, hätte die Virusinfektion vorantreiben müssen. Doch das Gegenteil ist eingetreten und die Virusinfektion wurde unterdrückt.

Der Wirkstoff BX795 ist eigentlich ein Inhibitor der TANK-bindenden Kinase 1 und somit an der Freisetzung von Interferonen beteiligt. Die Forscher konnten nach der Zufallsentdeckung zeitnah aufklären, über welchen Mechanismus diese antivirale Aktivität kommt: Der Kinasehemmer blockiert die Phosphorylierung der Serin/Threonin-Kinase in den virusinfizierten Zellen. Dadurch wird die Synthese von Virusproteinen verhindert. Seniorautor Dr. Deepak Shukla erklärt, dass die erforderlichen Konzentrationen wesentlich niedriger sind als bei herkömmlichen Virostatika, wie beispielsweise Aciclovir. „BX795 führte bereits in fünffach niedrigeren Konzentrationen als die heute verfügbaren Nukleosidanaloga zur Virus-Cleanrance“, so Shukla.

Die Forscher sind der Ansicht, dass der Angriffspunkt des Kinasehemmers von vielen Viren genutzt wird. Dadurch würde die Möglichkeit bestehen, dass der Wirkstoff auch gegen andere virale Erreger, unter anderem HIV, wirksam wäre. Die Wirksamkeit wurde bisher aber ausschließlich in Zellkulturen, in isolierten menschlichen und tierischen Hornhäuten sowie auch bei Mäusen getestet. Aufgrund der geringen Toxizität ist damit zu rechnen, dass in naher Zukunft klinische Untersuchungen folgen werden.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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