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Bei übergewichtigen Katzen besteht häufig eine Leberverfettung. © Astrid860 / iStock / Getty Images

Tiere in der Apotheke

MINKA HAT HUNGER

Auch bei Katzen trägt eine adäquate Ernährung maßgeblich zu ihrer Gesundheit – und damit zur Lebensdauer – bei. Daher sollten Tierbesitzer darauf achten, die Fütterungs-, aber auch die Haltungsbedingungen zu optimieren.

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Noch vor 30 Jahren wurden Katzen vielfach mit Küchenabfällen gefüttert, inzwischen legen die meisten Tierbesitzer jedoch mehr Wert auf eine ausgewogene Ernährung ihre Haustiere – zum Glück, denn eine Katze benötigt, wie andere Säuger auch, die richtige Menge an Energie, Aminosäuren, Kohlenhydraten, Mineralstoffen und Vitaminen. Bei Katzen bestehen zudem im Gegensatz zum Hund einige Besonderheiten im Stoffwechselgeschehen. Bestimmte Nährstoffe können Katzen nicht oder nur in unzureichender Menge bereitstellen. Entsprechend müssen diese essenziellen Vitalstoffe über die Nahrung zugeführt werden. Wenn eine Katze also wegen Übergewicht auf Diät gesetzt wird, muss dies berücksichtigt werden. Besonders zu beachten ist der hohe Bedarf an hochwertigem Eiweiß.

Keine Nulldiät für Stubentiger Die Inzidenz adipöser Katzen wird zwischen 25 und 48 Prozent geschätzt. Übergewichtige Katzen erkranken – genauso wie Menschen – signifikant häufiger an Diabetes mellitus oder Krankheiten des Bewegungsapparates. Eine Gewichtsreduktion kann auch bei Katzen nur durch eine verminderte Energiezufuhr erreicht werden. Eine Reduktionsdiät sollte 50 bis 65 Prozent der Kalorien enthalten, die eine normalgewichtige Katze benötigt. Der Energiebedarf ausgewachsener Katzen beträgt zwischen 70 und 85 Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht. Ein „Nulldiät“ darf bei Katzen im Gegensatz zu Hunden dabei auf keinen Fall durchgeführt werden.

Während des Hungerns wird der Energiebedarf vor allem aus Neutralfetten des Fettdepots gedeckt. Dabei fallen große Mengen freier Fettsäuren an, die von der oftmals schon geschädigten Leber nicht toleriert werden. Bei übergewichtigen Katzen besteht nämlich häufig eine Leberverfettung, und durch Nahrungsentzug kann sich eine gefährliche Gelbsucht entwickeln. Bei langfristiger Futterrestriktion werden hochwertige Diätfuttermittel empfohlen, die in der tierärztlichen Praxis erhältlich sind. Doch auch bei einem kommerziellen Diätfutter gilt: Nur durch eine verminderte Energiezufuhr kann eine Gewichtsreduktion erzielt werden. Manchmal kann es aber zu Akzeptanzproblemen von Seiten der Katze kommen.

Im Rahmen einer Diät sollten Hauskatzen nur zweimal täglich zu festen Zeiten gefüttert und die Menge um etwa ein Drittel bis um die Hälfte reduziert werden. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Vierbeiner keinen Zugang zu anderen Futterquellen haben. Es hat sich gezeigt, dass ein wichtiger Faktor bei der Fütterung der Feuchtigkeitsgehalt in der Nahrung zu sein scheint. So sind Katzen, die Trockenfutter bekommen, öfter von Übergewicht betroffen als Katzen, die hauptsächlich Feuchtnahrung fressen. Wird Feuchtfutter anstelle von Trockennahrung gefüttert, haben Katzen außerdem auch eine statistisch signifikant längere mediane Überlebenszeit. Eine Kombination aus Nass- und Trockennahrung verlängert die mediane Überlebenszeit ebenfalls um immerhin 1,5 Jahre im Vergleich zur ausschließlichen Fütterung von Trockenfutter.

Mäkelige Katzen Bestimmte Katzenpersönlichkeiten fressen im Gegensatz zu übergewichtigen Tieren schlecht, oder sie lassen eine oder mehrere Mahlzeiten aus. Hier können verschiedene Stressoren die Ursache sein. Möglicherweise ist in Haushalten mit mehreren Vierbeinern ein Tier sehr dominant, unterdrückt daher seinen Artgenossen und frisst als der Ranghöhere immer zuerst. Katzen reagieren meist sehr sensibel auf Umstellungen und Veränderungen im Haushalt wie beispielsweise Familienzuwachs oder einen Umzug.

Um Katzen zum Fressen zu animieren ist es sinnvoll, dass die Mahlzeiten täglich zur gleichen Zeit serviert werden, damit die Katze lernt, sich auf diese Zeit einzustellen. Grundsätzlich sollten nicht allzu viele verschiedene Futtermittel angeboten werden. Die Nahrung sollte zudem etwa Körpertemperatur (38 °C) haben und etwas angefeuchtet werden. Futter aus dem Kühlschrank wird oft abgelehnt. Am Futterplatz sollte die Katze ungestört und langsam fressen können; bei der Haltung mehrerer Katzen sollten die Tiere entsprechend getrennt voneinander gefüttert werden.

Inappetenz Auch gesunde Katzen können ein sehr selektives Fressverhalten zeigen. Inappetenz ist bei der Katze häufig ein schwerwiegendes klinisches Anzeichen für unterschiedliche Erkrankungen. Aufgrund ihres sehr hohen Protein- und Aminosäurebedarfs entwickelt sich rasch ein Mangelzustand. Mögliche Folgen eines Protein- und Aminosäuremangels sind eine verminderte Immunabwehr und Veränderungen im Leberstoffwechsel sowie die gefährliche feline hepatische Lipidose. Bei Katzen, die länger als drei Tage nicht gefressen haben, muss deshalb eine adäquate Nahrungsaufnahme sichergestellt werden. Ursachen für Appetitlosigkeit können Infektionskrankheiten wie Leukämie (FeLV) oder Feline infektiöse Peritonitis (FIP) sein.

Zahnprobleme und Entzündungen im Mund wie Gingivitis können zu Schmerzen beim Fressen führen, sodass die Katze die Futteraufnahme verweigert. Auch organische Erkrankungen wie Niereninsuffizienz oder Parasitenbefall kön- nen oft mit Appetitlosigkeit einhergehen. Auch das Alter der Katze kann eine Rolle spielen, da Geruchs- und Geschmacksinn nachlassen. Ein Umstieg auf ein schmackhaftes Seniorenfutter kann helfen.

Die selbstständige Futteraufnahme bei Katzen kann auch über die Gabe pharmakologisch wirksamer Substanzen stimuliert werden; diese können jedoch bei hepatischer Lipidose, einer Harnwegsobstruktion, bei Ileus sowie bei hochgradiger kongestiver Herzinsuffizienz kontraindiziert sein. Früher wurden zur Appetitanregung häufig Corticosteroide verwendet, die aufgrund möglicher Risiken und Nebenwirkungen jedoch nicht mehr empfohlen werden. Auch Benzodiazepine wie Diazepam und Oxazepam weisen nur kurzfristige Effekte hinsichtlich der Appetitstimulation auf und werden ebenfalls wegen häufiger Nebenwirkungen in der Regel nicht mehr eingesetzt.

Fazit Bei länger als drei Tage andauernder Inappetenz empfiehlt sich eine rasche Konsultation beim Tierarzt. Bei Appetitlosigkeit bewährt es sich generell, jegliche Stresssituationen für Katzen zu reduzieren.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/19 ab Seite 118.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin und Medizinjournalistin

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