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MENSCH UND TIER

Bei der Behandlung von Haustieren werden regelmäßig auch Humanarzneimittel eingesetzt. Studien oder zumindest die Erfahrung zeigen, dass dies in vielen Fällen problemlos möglich ist – manchmal aber auch nicht.

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Durchfall beim Kaninchen, Ekzeme bei Hund oder Katze – wenn ein Kunde mit diesen Problemen in die Apotheke kommt, fällt uns oft kein passendes Tierarzneimittel ein. Dem Tierarzt geht es da nicht anders, denn vielfach gibt es einfach keins.

Das liegt daran, dass die Pharmaindustrie einen zu kleinen Markt für bestimmte Medikamente im Veterinärbereich sieht. Benötigt werden die Medikamente aber trotzdem. Der Tierarzt darf dann Humanarzneimittel einsetzen. Das Arzneimittelgesetz nennt dies „Umwidmung“ und erlaubt es ausdrücklich, wenn kein zugelassenes Tierarzneimittel auf dem Markt ist. Viele Humanarzneimittel sind am Tier ausreichend geprüft. Man kann sie gefahrlos anwenden. Andere sind beim Tier unwirksam oder sogar wegen gravierender Nebenwirkungen kontraindiziert.

Im Gegensatz zu uns weiß der Tierarzt darüber Bescheid. In der PTA-Ausbildung und dem Pharmaziestudium steht dies aber nicht auf dem Lehrplan. Deshalb sollten Sie im Zweifelsfall den Kunden mit seinem Tier zum Tierarzt schicken.

Ein Stück mehr Sicherheit Seit einigen Jahren gibt es seitens der Industrie Bemühungen, mehr Arzneimittel für Tiere zuzulassen. Häufig ist die Zusammensetzung die gleiche wie beim entsprechenden Humanarzneimittel, nur der Name lautet anders. Feli-, Equi- oder Can- kennzeichnen Präparate für Katze, Pferd oder Hund. Diese Mittel sind an der Zielgruppe Tier geprüft worden. Da sie aber meistens um einiges teurer sind als die entsprechenden Humanarzneimittel, verschreibt der Tierarzt dann doch manchmal die Version für Menschen – streng genommen ein Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz.

Vorsicht bei Hund und Katze Besonders bei Analgetika kann man eine Menge falsch machen, wenn man ungeprüft Humanarzneimittel beim Tier einsetzt. So ist Acetylsalicylsäure für Hunde und Katzen gar nicht zugelassen. Katzen können ASS nur sehr langsam abbauen, da ihnen die Fähigkeit zur Glucuronidierung fehlt. Es kommt schon nach kurzer Anwendung zu Störungen der Blutgerinnung und zu Magengeschwüren. Beim Hund findet man ähnliche Symptome.

Vergleichbar verhält es sich mit Diclofenac und Ibuprofen. Es treten schon nach wenigen Tagen Läsionen im Magen-Darm-Trakt auf. Naproxen wurde zur Schmerzbehandlung bei Hunden mit Arthrose eingesetzt, bis man herausfand, dass die Verstoffwechslung von Rasse zu Rasse unterschiedlich ist. Je nach Plasmahalbwertszeit, die zwischen 30 und 170 Stunden liegen kann, kommt es zur Kumulation mit gravierenden Nebenwirkungen.

Vergiftungen mit Paracetamol stehen an achter Stelle der Vergiftungsskala beim Hund. Das Analgetikum löst Erbrechen und Apathie aus, häufig auch Leber- und Nierenschäden. Katzen können Paracetamol überhaupt nicht verstoffwechseln, daher ist es für sie schon in geringer Dosis toxisch. In der Tiermedizin werden stattdessen Analgetika verwendet, die wir aus der Humanmedizin oft gar nicht kennen. Gebräuchlich sind beispielsweise Carprofen, Firocoxib, Mavacoxib, Robenacoxib, Tepoxalin oder Tolfenaminsäure.

Auch bei äußerlicher Anwendung In Tierarztpraxen werden immer wieder Katzen mit einer Teebaumöl-Vergiftung vorgestellt. Die ahnungslosen Besitzer tropfen das Mittel gegen Flohbefall aufs Fell. Schon wenige Tropfen, die die Katze dann bei der Fellpflege oral aufnimmt, reichen. Schwäche, Zittern, Unruhe und Abmagern sind die typischen Symptome. Nicht selten endet die Vergiftung mit dem Tod. Hier sind es die Phenole und Terpene, die die Katze nicht abbauen kann.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/11 auf Seite 59.

Sabine Bender, Apothekerin, Redaktion

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