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Schüßler Salze

MENSCH UND FORSCHER

Über die Person Dr. Schüßler ist nicht allzu viel bekannt. Was war er für ein Mensch? Wie war er als Forscher und Arzt? Antworten dazu finden wir in den teilweise erhaltenen Briefen.

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Ein interessanter Zeitgenosse und zugleich ein unbequemer Kritiker war Wilhelm Heinrich Schüßler . Er war ein eiserner Verfechter seiner Sache, der biochemischen Mineralsalzlehre. Neuem gegenüber zeigte er sich stets aufgeschlossen. Dafür war ihm kein Weg zu weit und keine Anstrengung zu viel.

Hugo Platz Der damalige Direktor der Homöopathischen Centraloffizin Dr. Schwabe in Leipzig (daraus ist die Deutsche Homöopathie-Union, DHU, hervorgegangen), veröffentlichte 1921 zu Schüßlers 100. Geburtstag gesammelte und archivierte Briefe. Daraus ist viel über den Menschen Schüßler zu erfahren. Als homöopathischer Arzt gab sich Schüßler mit den Richtlinien aus Hahnemanns Organon, dem Standardwerk zur Theorie der Homöopathie, sowie den damals geltenden Arzneimittelprüfungen der Homöopathie nicht zufrieden. Er suchte ein logisches System, das ihm helfen sollte, Unlogisches einzuordnen. Als er im Herbst 1862 auf das Buch von Dr. Eduard von Grauvogl stieß, schien er die Logik, nach der er suchte, zunächst entdeckt zu haben.

Eduard von Grauvogl Seine Bücher über Homöopathie und Physiologie faszinierten ihn und er setzte die Erkenntnisse in seiner Praxis um. Vieles davon ist in die spätere biochemische Therapie eingeflossen. Schüßler war so sehr von der von Grauvogl’schen Theorie begeistert, dass er kein Vertreter der reinen Hahnemann’schen Grundsätze mehr sein wollte, sondern ein Verfechter der von Dr. von Grauvogl entwickelten Konstitutionstheorie. Sie besaß damals in der homöopathisch orientierten Physiologie einen besonderen Stellenwert.

Vor allem interessierte sich Schüßler für die Einteilung von Eduard von Grauvogls beschriebenen Nutritions- und Funktionsmitteln. Auf dieser Basis suchte er nach Heilmitteln und wandte sie mit Erfolg an. Als von Grauvogl sich allerdings negativ über die Schüßlersche Lehre äußerte, wandte er sich schlagartig ab und bezeichnete ihn in einem Leserbrief als Schafskopf.

Ausbreitung Mit Freude verfolgte Schüßler wie sich seine Therapie weltweit verbreitete. So erschien im Jahre 1886 eine Übersetzung in Kolumbien, ebenfalls in Südafrika und Portugal. Jahre davor wurde sein Buch ins Französische und Italienische übersetzt. Und bereits 1874 hatte das Reichsgesundheitsamt in Konstantinopel Schüßlers „Abgekürzte Therapie” angefordert. Im gleichen Jahr erhielt er die Mitteilung, dass die Leipziger Poliklinik seine Salze mit Erfolg am Krankenbett einsetzt.

Neben der Biochemie interessierte sich Schüßler für alles Neuartige, das irgendwie interessant klang. So forderte er beispielsweise seinen Apotheker auf, ihm „elektrisiertes Gold” zu beschaffen (vermutlich kolloidales Gold), das er bei Patienten einsetzen wollte. Als er Jahre später erfuhr, dass man in den Vereinigten Staaten eine neuartige Zahnbürste auf den Markt gebracht hatte, schrieb er an seinen Freund Anton Markgraf: „Ich habe im Illustrierten Familienjournal gelesen, dass H. Backhaus elektrische Zahnbürsten verkauft. Ich wünsche durch gütige Vermittlung ein Exemplar davon, nebst dem dazu gehörigen Zahnelixier zu erhalten. Wollen Sie meinem desfallsigen Wunsche entsprechen?”

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/13 auf Seite 52.

Günther H. Heepen, Heilpraktiker und Autor

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