Filmklappe © Fernando Gregory / 123rf.com
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Kino – Schon gesehen?

MEIN LINKER FUSS

In dem irisch-britischen Drama von 1989 wurde die berührende Lebensgeschichte des schwerbehinderten Christy Brown nach seinem gleichnamigen autobiografischen Roman verfilmt.

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Christy Brown wird im Juni 1932 als zehntes von letztlich dreizehn überlebenden Kindern einer armen, irischen Arbeiterfamilie geboren. Aufgrund einer Athetose ist er fast vollständig gelähmt, sodass er sich weder ohne Hilfe bewegen noch verständigen kann. Er gilt als geistig behindert, einzig seinen linken Fuß kann der Junge kontrollieren.

Die Nachbarn raten den Eltern, ihren durch einen Gehirnschlag gelähmten Sohn doch besser nicht in der Familie zu behalten. Und auch die Ärzte befürchten in Christy einen hoffnungslosen Fall und empfehlen seiner Mutter daher, das Kind in ein Pflegeheim zu geben.

Doch mit ihrer bedingungslosen Liebe haben sie nicht gerechnet. Christys Mutter, die zu diesem Zeitpunkt bereits neun Kinder hat, ist fest entschlossen, auch noch dieses aufzuziehen. Trotz seiner Behinderung glaubt sie daran, dass in Christy ein fühlendes und denkendes Wesen steckt.

Sie kümmert sich viel um ihren Sohn, liest ihm Geschichten vor, zeigt ihm Bilder, wäscht und füttert ihn. Als Christy fünf Jahre alt ist, wird die Hoffnung der Mutter bestätigt: Ihr Sohn greift mit seinem Fuß nach einem Stück Kreide und beginnt, damit etwas auf eine Tafel zu kritzeln. Christys Mutter ist sich nun noch sicherer, dass er nicht schwachsinnig, sondern geistig durchaus zurechnungsfähig ist.

Überblick
In unserer Serie „Kino – Schon gesehen?“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte Krankheitsthemen vor:
+ Irgendwo in Iowa
+ Der Doktor – Ein gewöhnlicher Patient (Kehlkopfkrebs)
+ Shutter Island (Psychose)
+ Love Story (Leukämie)
+ Marias letzte Reise (Krebs)
+ Benny & Joon (Neurose)
+ Durchgeknallt (Borderline)
+ Vertigo (Höhenangst)
+ Reine Nervensache (Panikattacken)

Von Christys Vater bekommt sie keine Unterstützung – er bevorzugt es, seine Kinderschar vorwiegend mit Prügel aufzuziehen. Einzig und alleine Christy bleibt verschont und zwar nur, weil er aufgrund seiner Behinderung nichts anrichten kann, was ihn verärgern würde. Seine Geschwister nehmen ihn häufig in einem alten Karren, den sein Vater ihm gezimmert hat, mit nach draußen, damit er ihnen wenigstens beim Spielen zusehen kann. Der Junge beobachtet von dort aus seine Umwelt und es wird ihm bewusst, dass er niemals so sein wird wie andere Kinder, auch wenn er sich nichts sehnlicher wünscht.

Als der Wagen eines Tages kaputt bricht, kann sich die Familie keinen Ersatz leisten und Christy muss von nun an wieder zuhause bleiben. Trotz der umfangreichen Haushaltsarbeiten und ihres ständig trinkenden, rauf- und liebeslustigen Ehemanns setzt sich die Mutter rund um die Uhr für ihren kranken Sohn ein. Ihrer Betreuung verdankt er seine erstaunliche Entwicklung: Täglich bemüht sie sich mit unermüdlicher Ausdauer, ihm das Lesen und Schreiben beizubringen.

Ihr Einsatz ist tatsächlich von Erfolg gekrönt: Christy lernt, mit Hilfe seines linken Fußes zu schreiben und auf diese Weise mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Seine Erkenntnis, er könne niemals „normal“ sein, verleiht ihm die Energie, Bilder zu malen und Geschichten zu schreiben. Durch seine Werke gelingt es ihm, Menschen zu begeistern und ein bisschen Geld zu verdienen, sodass er sich bald eine Schreibmaschine leisten kann, die er mit seinem kleinen Zeh bedient.

Im Laufe der Jahre entsteht seine Biografie „Mein linker Fuß“, die ihn zu einem erfolgreichen Schriftsteller macht. Er lernt die Krankenschwester Mary Carr kennen und verliebt sich in sie. Schließlich erfüllt sich sein großer Traum und er heiratet Mary im Alter von 40 Jahren. Ihr Glück hält jedoch nur zehn Jahre an, denn Christy Brown stirbt an einem Erstickungsanfall, als er fast 50 Jahre alt ist.

Sein Dasein war geprägt von der Auseinandersetzung mit seiner Behinderung. Den Kampf hat er gewonnen, denn er hat es trotz aller körperlichen Hürden und mit der Unterstützung seiner Mutter geschafft, das Beste aus seiner Existenz zu machen und ein erfolgreicher Autor zu werden. 1989 wurde seine bewegende Lebensgeschichte verfilmt.

Diagnose Athetose Der motorische Kortex ist Teil der Großhirnrinde und steuert willkürliche Bewegungen. Er bildet die übergeordnete Steuereinheit des Pyramidalen Systems und befindet sich in den hinteren Gebieten des Frontallappens. Reflexe (Muskeleigenreflexe oder Fremdreflexe) hingegen entstehen bereits auf der Ebene des Rückenmarks oder im Hirnstamm und können nicht willentlich reguliert werden.

Für den Spannungszustand der Muskulatur sind die sogenannten Basalganglien, unterhalb der Großhirnrinde liegende Kerngebiete, von Bedeutung. Sie gehören größtenteils zum extrapyramidalmotorischen System des Gehirns. Auch das Kleinhirn spielt bei der Steuerung von Bewegungen eine Rolle. Es dient der räumlichen Bemessung sowie der Abschätzung der notwendigen Kraft und Schnelligkeit. Extrapyramidale Hyperkinesien sind Bewegungsstörungen, die auf einer Schädigung des entsprechenden Gehirnareals beruhen.

Eine Form der Fehlfunktion ist die im Film thematisierte Athetose. Das Wort kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet übersetzt „ohne feste Stellung“ oder „wechselhaft“. Die Muskeln einiger Körperpartien können nicht in Position gehalten werden und Patienten führen laufend langsame, ziellose Bewegungen durch. Bedingt wird dies bei allen Athetosearten durch eine unterschiedlich ausgeprägte Muskelsteifheit. Beim Versuch, willkürliche Bewegungen durchzuführen, kann eine Kontraktion der Muskulatur ausgelöst werden.

Charakteristisch ist auch der schraubenförmige Bewegungsablauf, insbesondere an den distalen Gliedmaßen, am Gesicht oder der Halsmuskulatur. Weiterhin zeigen Patienten oft bizarre Überstreckungen und Grimassen, sie spreizen die Finger, verzerren den Mund und weisen einen erhöhten Speichelfluss auf. Bei emotionaler Erregung steigt ihre motorische Unruhe noch, im Schlaf hingegen setzt sie aus.

Eine Athetose kann sich bei Kindern mit frühkindlicher Enzephalopathie, beim Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit) oder als Folge eines Sauerstoffmangels im Gehirn entwickeln. Eine Therapie zielt auf darauf ab, die Atmung zu verbessern, die Haltungskontrolle zu verändern, Nahrungsaufnahme und Fortbewegung zu erleichtern sowie Interaktionen zu fördern.

Porträt Christy Brown war ein irischer Maler und Autor. Er wurde am 5. Juni 1932 in Dublin geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Von seinen 21 Geschwistern war er selbst das zehnte Kind. Im Jahre 1954 erschien seine Autobiografie „Mein linker Fuß“, die er unter Anleitung des Dubliner Orthopäden und Amateur-Schriftstellers Dr. Robert Collis schrieb. 1989 wurde die Geschichte unter demselben Titel mit Daniel Day-Lewis als Christy Brown verfilmt. Brown verstarb schließlich am 6. September 1981 in Parbrook, Somerset, England.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/14 ab Seite 90.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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