© auremar / 123rf.com

BB-Creams

MAKELLOS?

Sie sind die neue kosmetische Wunderwaffe: BB-Creams lassen die Haut ebenmäßiger aussehen. Doch ein Inhaltsstoff darin könnte gesundheitsgefährdend, sprich krebsauslösend sein.

Seite 1/1 4 Minuten

Seite 1/1 4 Minuten

Das „BB“ in BB-Cream steht für „Blemish Balm“, also wörtlich übersetzt für „Makelbalsam“. Die einfach anzuwendenden Cremes werden als wahres Wundermittel und absolutes „must have“ gehandelt, denn sie versprechen aus einer geröteten, pickeligen Haut mit Fältchen einen makellosen Seidenteint zu machen.

Hierfür enthalten sie meist viele Inhaltsstoffe: Hyaluronsäure, Glyzerin, Koffein, lichtbrechende Puderperlchen, Vitamine und Sonnenschutzfaktoren. Damit bieten BB-Creams angeblich den Rundum-Sorglos-Schutz für die Haut. Sie kaschieren, decken ab, stimulieren, spenden Feuchtigkeit, schützen vor Sonneneinwirkung, machen den Teint ebenmäßig und bleichen Alters- oder Pigmentflecken weg.

Gerade wegen dieser letztgenannten Fähigkeit sind BB-Creams im afrikanischen und asiatischen Raum schon lange ein Verkaufsschlager. Denn Porzellanhaut zählt in Asien zum Schönheitsideal und in Afrika möchten immer mehr Menschen, auch Männer, eine hellere Haut haben. Deswegen sind gerade dort Cremes mit Bleichmitteln sehr beliebt – und sie enthalten oft einen Wirkstoff, der seit kurzem nicht mehr unumstritten ist: Arbutin. Er steht im Verdacht, durch Enzyme in der Haut zu Hydrochinon umgewandelt zu werden, einem Stoff, der sich im Tierversuch als krebserregend und erbgutverändernd herausgestellt hat.

Natürlich kann man die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen und Studien, die solche Gesundheitsschäden beim Menschen nachgewiesen hätten, gibt es nicht. Doch beim Verbraucher bleibt ein ungutes Gefühl: Wie sehr kann eine BB-Cream dem Körper schaden, wenn sie jahrelang benutzt wird? Und wie findet man heraus, welche Produkte bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten?

Verbotener Stoff Bleichmittel für die Haut gibt es schon lange, auch für medizinische Zwecke, zum Beispiel zur Behandlung von Pigmentstörungen wie Vitiligo. Früher enthielten diese Bleichmittel Hydrochinon, eine Substanz, die unter anderem auch in der Entwicklerlösung für Filme zu finden ist. Menschen, die mit diesem Stoff jahrelang in Kontakt kamen, litten häufig an Haut- und Augenreizungen, Entzündungen und Pigmentstörungen.

Das weltweit einheitliche GHS hat den Stoff daher als gesundheitsgefährdend eingestuft. Seit 2001 sind Kosmetikprodukte mit Hydrochinon europaweit verboten. An seine Stelle trat Arbutin, eine Vorstufe des Hydrochinons. Arbutin wird normalerweise in Magen und Darm in Hydrochinon umgewandelt, ebenso funktioniert das aber auch durch bestimmte Enzyme in der Haut. Experten glauben daher, dass Arbutin als Ersatz für Hydrochinon nicht geeignet sei, da es dieselbe schädliche Wirkung habe. Wissenschaftlich nachgewiesen ist diese Behauptung jedoch nicht.

Die Meinung geändert Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hatte zunächst keine Warnung zu arbutinhaltigen Kosmetika ausgesprochen. Im Jahr 2008 äußerte jedoch das SCCP (Scientific Committee on Consumer Products), der wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission, Bedenken gegen Arbutin.

Grund waren klinische Nebenwirkungen wie eine spezielle Hautverfärbung (exogene Ochronose, Ockerfleckenkrankheit), die häufig beobachtet wurden. Das SCCP regte daraufhin an, Arbutin nicht mehr als Bleichmittel in kosmetischen Produkten einzusetzen. Hiernach prüfte das BfR erneut, änderte aber seine ursprüngliche Einschätzung zuerst nicht. Im Protokoll hieß es dazu: „Bei der Anwendung von beta-Arbutin als Hautbleichmittel besteht keine Exposition mit Hydrochinon in nennenswerter Höhe, die eine Gefährdung für den Verbraucher bedeuten könnte.“

Tipps für Kunden
+ Thermal- oder Mineralwasserspray kühlt und lässt rote Hektikflecken verschwinden.
+ Rote Äderchen: Alkohol, scharfe Gewürze, Sauna und starke Sonneneinwirkung vermeiden.
+ Fältchen: Eine leichte Gesichtsmassage morgens, zur Unterstützung auch mit einem Babybürstchen, regt die Durchblutung an und zaubert Knitterfältchen weg. Achtung: Die Haut um die Augen herum ist sehr dünn und empfindlich, hier sollte man nur leicht mit den Fingerkuppen klopfen, auf keinen Fall reiben oder bürsten!
+ Schlaffe Haut: Füllen Sie Ihren Wasserspeicher auf – trinken Sie mindestens zweieinhalb Liter Wasser pro Tag.
+ Spröde, rissige Haut: Meiden Sie starke Temperaturunterschiede.
+ Achten Sie auf eine ausgewogene Vitaminzufuhr, vor allem von Vitamin C, welches als „Radikalfänger“ und Antioxidans wirkt.
+ Nutzen Sie milde Reinigungsprodukte. Je weniger Zusatzstoffe, umso besser für die Haut.
+ Tragen Sie unter dem Make-up immer eine leichte Feuchtigkeitscreme auf und schminken Sie sich abends gründlich ab.

Als Grund gab man die wesentlich geringere Resorption durch die Haut an (Arbutin: 0,21 Prozent, Hydrochinon: 57 Prozent), weshalb das Auftreten vergleichbarer Wirkungen und Nebenwirkungen unwahrscheinlich sei. Am 25. Februar änderte das BfR seine Meinung jedoch, schloss sich der Einschätzung des SCCP an und stufte Arbutin als „gesundheitlich bedenklich“ ein – allerdings aufgrund von fehlenden Studien lediglich „aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes.“

Asiatische Produkte meiden Die meisten Cremes, die in Deutschland auf dem Markt sind, enthalten natürliche Bleichmittel wie Süßholzraspel, Vitamin C und A, während asiatische Produkte häufig mit Arbutin angereichert sind. Doch dieses findet sich auch vereinzelt in Produkten aus anderen Ländern.

Verbraucher sollten vor dem Kauf daher genau auf die Liste der Inhaltsstoffe schauen: Arbutin (Hydrochinon-beta-D-glucopyranosid) sollte nicht darin vorkommen. Keinen Unterschied macht es allerdings, ob die Produkte teuer oder preisgünstig sind, denn das kritische Bleichmittel fand sich in allen Preisklassen. Wer verunsichert ist und lieber generell auf BB-Creams verzichten will, kann dem perfekten Teint auch mit natürlichen Mitteln nachhelfen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/13 ab Seite 100.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

×