Eine junge Frau sitzt lustlos vor einem vielseitigen Frühstücksangebot© Goran13 / iStock / Getty Images Plus
Wenn einem schon der Anblick eines leckeren Frühstücks keine Freude, sondern nur Qualen bereitet.

Magenbeschwerden

BEI VERDAUUNGSBESCHWERDEN SCHNELL EINGREIFEN

Für die meisten Menschen bedeutet Essen Lebensqualität: mit Freunden schlemmen oder neuartige Speisen kosten. Die Einschränkung, die sich durch Magenprobleme ergibt, ist dementsprechend immens. Das können Sie Kund*innen mit Magenbeschwerden raten.

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Die große Osterschlemmerei liegt gerade hinter uns: Auf vielen Tischen fanden sich zahlreiche hartgekochte Eier, Schoko-Hasen, Osterlamm mit viel Soße und dazu Wein, Kaffee oder Likör. Da ist es nicht verwunderlich, wenn dem ein oder anderen nach dem Essen der Magen gezwickt und gedrückt hat oder das Sodbrennen quälte.

Doch was, wenn dieses Gefühl ständig da ist? Wenn jeder kleine Bissen Beschwerden verursacht, selbst stilles Wasser oder Fasten keine Erleichterung bringen? Anhaltende oder wiederkehrende Probleme, vor allem mit heftiger Symptomatik, müssen behandelt werden.

Der Magen und seine Aufgaben

Die meiste Aufmerksamkeit erhält der Darm: Hier findet der Großteil der Nährstoffresorption und der Wasserrückresorption statt, das dort angesiedelte Mikrobiom übernimmt zahlreiche Aufgaben im Stoffwechsel und im Immunsystem. Dabei ist auch der Magen für eine kontrollierte Verdauung unverzichtbar.

Er speichert den Nahrungsbrei, arbeitet ihn auf und gibt ihn nach und nach an den Darm weiter – je nach Zusammensetzung verweilen aufgenommene Lebensmittel zwischen einer und fünf, in Ausnahmefällen sogar bis zu acht Stunden im Magen. So ist der Mensch in der Lage, seinen Nahrungsbedarf mit nur wenigen Mahlzeiten am Tag zu decken.

Anatomie und Aufgaben des Magens
Der Magen befindet sich im linken Teil des Oberbauchs und schmiegt sich wie eine leicht liegende Bohne zwischen Zwerchfell und Dünndarm. Als Hohlorgan besteht seine Aufgabe darin, die vorzerkleinerte, aufgenommene Nahrung durch Muskelkontraktion mit saurem Magensaft zu vermischen und dadurch weiter zu zerkleinern. Der so entstandene Nahrungsbrei wird dann schubweise in den Darm abgegeben.

Die in den Belegzellen produzierte Salzsäure hilft dabei nicht nur bei der Verdauung, sondern tötet nebenbei auch potenzielle Krankheitserreger ab. Diese Zellen sezernieren einen weiteren wichtigen Stoff, das Protein Intrinsic Factor. Ohne ihn könnten wir kein Vitamin B12 aus der Nahrung aufnehmen – fatal, denn dieses Vitamin kann der Körper nicht oder nur in ganz geringem Maße selbst herstellen. Der Schleim aus den Nebenzellen, der den Magen wie eine schützende Schicht auskleidet, schützt das Organ selbst vor den Verdauungsprozessen sowie Säureschäden. Aus den Hauptzellen wird das Enzym Pepsin ausgeschüttet, das sich bereits im Magen um die Vorzerkleinerung der Eiweiße kümmert. Bereits durch Geruch oder visuelle Reize wird Magensaft ausgeschüttet, gelangt der erste Speisebrei in den Magen, wird die Verdauung richtig hochgefahren.

Bis zu zwei Liter Magensaft bildet der Magen pro Tag. Stark gewürzte Speisen, Nikotin, Alkohol und Coffein fördern die Ausschüttung.

Typische Magenkrankheiten

Völlegefühl, saures Aufstoßen oder Magenschmerzen – diese leichten Dyspepsien, also Verdauungsbeschwerden, plagen jeden einmal und gehen in der Regel schnell wieder vorbei. Zu den anhaltenden oder wiederkehrenden Magenbeschwerden zählen:  

1. Refluxkrankheit
Das Leitsymptom Sodbrennen beschreiben Betroffene mitunter sehr unterschiedlich: Manche klagen über einen dauerhaften sauren Geschmack im Mund, andere über stechende, hinter dem Brustbein liegende Schmerzen, anderen steigt der Magensaft spürbar auf. Da nicht nur der Magen beteiligt ist, sondern durch den (sauren) aufsteigenden Mageninhalt auch die Speiseröhre in Mitleidenschaft gezogen wird, spricht man korrekt von gastroösophagealer Refluxkrankheit, auf Englisch gastroesophageal reflux disease oder abgekürzt GERD. Gründe liegen in einer übermäßigen Magensäureproduktion (häufig durch eine negative Lebensführung), starkem Druck auf den Oberbauch (z.B. durch Schwangerschaft, starkes Übergewicht) oder einem nicht oder unzureichend schließenden Ösophagussphinkter (organische Probleme).    

Stiller Reflux
Auch wer keine Beschwerden verspürt, kann unter Reflux leiden. Mögliche Symptome sind ein dauerhaftes Kloßgefühl im Hals, Reizhusten, Halsschmerzen und Heiserkeit, chronische HNO-Beschwerden oder ein Räusperzwang. Eine Gastroskopie liefert die Diagnose.

2. Magenschleimhautentzündung
Druckschmerzen im Magenbereich oder Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Völlegefühl sind Leitsymptome einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis). In den meisten Fällen steckt dahinter ein Ungleichgewicht zwischen Magensäureproduktion und Salzsäureschutz des Magens. Bereits kleine Lücken in der schützenden Schleimschicht können zu erheblichen Beschwerden führen. Meistens machen sich die Symptome kurz nach einer Mahlzeit bemerkbar (postprandial), in einigen Fällen aber auch im nüchternen Zustand – dann führt Nahrungsaufnahme zunächst zu einer Erleichterung. Auslöser einer übermäßigen Säureproduktion sind fettes Essen, starke Gewürze, Alkohol, Nikotin, Coffein, anhaltender Stress oder einige Medikamente.

3. Magengeschwür (Ulcus)
Hält eine Magenschleimhautentzündung über längere Zeit an und dringt in tiefere Hautschichten vor, entwickelt sich ein Magengeschwür (Ulcus ventriculi). Neben einer anhaltenden Gastritis können auch Dauerstress, magenreizende Arzneistoffe wie NSAR, hoher Alkohol- und Nikotinkonsum, sowie Infektionen mit Helicobacter pylori die Entwicklung eines Geschwürs bedingen. Betroffene klagen meist über Schmerzen, Übelkeit oder Erbrechen, entweder kurz nach der Nahrungsaufnahme oder im nüchternen Zustand. Wird ein Ulcus nicht behandelt, kann die Magenwand immer tiefer geschädigt sein und sich die Entzündung schlimmstenfalls bis zur Bauchhöhle durchfressen. Man spricht dann von einem Magendurchbruch und der Mageninhalt entleert sich in die Bauchhöhle – ein lebensbedrohlicher Zustand.  

Helicobacter pylori
Eine bakterielle Infektion mit dem stäbchenförmigen Helicobakter pylori (H. pylori) kann eine chronische Gastritis, Ulcera oder gar Magenkrebs verursachen. Die Infektionsrate in Deutschland nimmt mit dem Lebensalter zu, die Bakterien können von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Der Nachweis erfolgt über Stuhlprobe, Atemtest oder Gewebeentnahme im Rahmen einer Gastroskopie. Bei Erregernachweis nehmen Betroffene sieben bis zehn Tage eine Kombinationstherapie aus zwei Antibiotika (Amoxicillin, Clarithromycin, Tetracyklin oder Metronidazol) und einem Protonenpumpenhemmer (Triple-Therapie) ein, in einigen Fällen ergänzt durch Bismutsubsalicylat (Quadrupel-Therapie).

4. Reizmagensyndrom
Der Reizmagen oder auch funktionelle Dyspepsie gehört zu den häufigsten Magen-Darm-Beschwerden – Schätzungen gehen davon aus, dass etwa jeder zehnte Mensch davon betroffen ist, Frauen etwas häufiger. Vier von fünf Betroffenen leiden unter chronischen Zuständen. Häufig wechseln sich beschwerdefreie Intervalle mit Rezidiven ab. Funktionell meint, dass keine organische Ursache für die Beschwerden vorliegt, Betroffene dennoch stark körperlich leiden. Zu diesen Symptomen zählen Völlegefühl, ein frühes Sättigungsgefühl, (Magen-)Schmerzen sowie Sodbrennen. Trotz zunehmender Erkenntnisse sind die Ursachen nicht abschließend geklärt und können je nach Fall auch unterschiedlich ausfallen. Demnach handelt es sich auch heute noch um eine Ausschlussdiagnose.

5. Magenkrebs
Eine schnelle Gewichtsabnahme, Appetitverlust, Völlegefühl, Schmerzen oder auch Schluckbeschwerden können Anzeichen sein. Bei diesen unspezifischen Symptomen denken die wenigsten an Magenkrebs. Daher ist es wichtig, die Beschwerden ernst zu nehmen und, sollten sie anhalten, einen Arzt zu konsultieren. Denn früh erkannt, kann der Krebs gut behandelt werden. Eine Infektion mit H. pylori und eine chronische Gastritis können das Risiko für Magenkrebs erhöhen, ebenso wie starkes Rauchen oder hoher Alkoholkonsum.

Den Magen beruhigen – die Therapieoptionen

Wer hin und wieder unter Magenbeschwerden leidet, braucht in der Regel keine Komplikationen zu fürchten. Dennoch wünschen sich Betroffene schnelle Linderung, die man mit einer symptomorientierten Therapie angehen kann.

Stehen Sodbrennen, Schmerzen, gar Hals- und Schluckbeschwerden im Vordergrund, wirkt sich die Reduktion der Magensäureproduktion positiv auf die Beschwerden aus. In erster Linie kommen hierfür Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) zum Einsatz. Sie blockieren die H+-K+-ATPase (Protonenpume) in den Belegzellen, wodurch eine fast vollständige Hemmung der Salzsäuresekretion erreicht werden kann. In der Selbstmedikation erhältlich sind die Wirkstoffe Omeprazol, das Enantiomer Esomeprazol sowie Pantoprazol. Sie werden im Dünndarm aufgenommen und gelangen über die Blutbahn in die Belegzellen, wo sie an den Protonenpumpen ihre Wirkung entfalten. Die Einnahme erfolgt nüchtern, morgens, eine halbe Stunde vor der Mahlzeit. Trotz kurzer Halbwertszeit hält die Wirkung länger als einen Tag an, da die Pumpe sich nur über Neubildung regeneriert.

Zweite Wahl stellen die H2-Antihistaminika dar. Sie blockieren den H2-Rezeptor an den Belegzellen kompetitiv, wodurch die Säuresekretion gehemmt wird. In der Sichtwahl findet sich zurzeit lediglich der Wirkstoff Ranitidin.

Prävention ist besser als Eskalation
Wer mit einem „empfindlichen“ Magen gesegnet wurde, weiß in der Regel recht schnell, welche Lebensmittel oder Essgewohnheiten er nicht verträgt und lebt gegebenenfalls mit den Konsequenzen. Für einen ersten Überblick können Sie ein Ernährungs- und Beschwerdetagebuch empfehlen. Dann können Trigger gezielt gemieden oder gegen besser verträgliche Lebensmittel ausgetauscht werden. Generell empfiehlt sich für jeden, der sich eine längere, beschwerdefreie Zeit wünscht:
● lieber viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen,
● sich Zeit beim Essen nehmen und jeden Bissen gut kauen,
● ausreichend trinken, am besten 1,5-2 Liter pro Tag,
● stark gewürzte, fettige, blähende Speisen meiden,
● moderater Alkohol-, Kaffe- und Nikotinkonsum,
● regelmäßige Bewegung

Wer schnell Linderung benötigt, greift jedoch in der Regel zu Antazida. Die Präparate enthalten Magnesium- oder Calciumverbindungen (etwa Hydrogencarbonate oder Hydroxide) in Kombination mit Aluminiumsalzen, die Magensäure binden oder neutralisieren. Ihr Effekt tritt schnell ein, hält aber nur vorübergehend an. Zudem sollten die Substanzen nicht dauerhaft angewendet werden: Aluminiumhydroxid kann beispielsweise auf Dauer zu einer Phosphatverarmung führen, Magnesiumionen wirken durch ihren osmotischen Effekt laxierend. In der Langzeitanwendung stellen verschiedene Phytopharmaka häufig besser verträgliche Alternativen dar.

Phytos für den Magen

Kund*innen wünschen sich häufig pflanzliche Präparate zur Behandlung ihrer Beschwerden – auch bei Magenproblemen. In der Selbstmedikation finden sich verschiedene Fertigarzneimittel mit entsprechender Indikation und teils guter Evidenz.

So schnitt beispielsweise der alkoholische Extrakt aus Iberis amara (bittere Schleifenblume), Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Mariendistelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminzblättern, Schöllkraut und Süßholzwurzel (STW5) in verschiedenen Studien gut ab, sodass ihm Evidenzlevel 1 zugesprochen wurde. Zugelassen ist das Präparat zur Therapie funktioneller Magen-Darm-Beschwerden wie Reizmagen oder Reizdarm. Mittlerweile gibt es auch ein Gemisch ohne Angelikawurzel, Mariendistelfrüchte und Schöllkraut (STW5-II). Das potenziell leberschädigende Schöllkraut heizt immer wieder Diskussionen an. Andere Hersteller bieten daher Magentropfen ohne das umstrittene Kraut an, wie die Kombination aus krampflösendem Gänsefingerkraut und beruhigender Kamille, Angelikawurzel, Wermut, Benediktenkraut und Süßholzwurzel. Die Bitterstoffe regen zudem die Verdauung an, sodass sie auch bei Völlegefühl oder Druckschmerzen im Oberbauch zum Einsatz kommen können. Auch eine Kombination aus verkapseltem Kümmel- und Pfefferminzöl kann Schmerzen und Krämpfe nach dem Essen beruhigen. Da das Pfefferminzöl erst im Dünndarm aus der Kapsel freigesetzt wird, kann es auch bei Reizmagen eingesetzt werden.

Aus dem Teeregal
In vielen Pflanzenmonographien finden sich positive Eigenschaften zur Therapie verschiedener Magenprobleme. Sie können, je nach Beschwerdebild, als einzelne Drogen oder Teemischungen folgendes empfehlen:
● Wermut,
● Kamille,
● Artischockenblätter,
● Löwenzahnkraut,
● Anis,
● Fenchel,
● Kümmel,
● Süßholzwurzel,
● Ingwerwurzelstock,
● Schafgarbe.
Der Tee-Sud sollte nicht zu heiß, eher lauwarm sein und über den Tag verteilt getrunken werden.

Jede*r Kund*in ist anders und braucht etwas Anderes von Ihnen. Wichtig ist eine einfühlsame Beratung, denn so unkompliziert Magenbeschwerden daherkommen, umso belastender sind sie für Betroffene im Alltag. Wichtig ist die Sensibilisierung für den Arztbesuch: Die Grenzen der Selbstmedikation sind erreicht, wenn die Beschwerden länger als 14 Tage anhalten, sich Schmerzen nach dem Essen einstellen, Schluckbeschwerden vorliegen, rascher Gewichtsverlust oder Blut im Stuhl/Erbrochenen auftritt.

Quellen:
https://dasgastroenterologieportal.de/Magengeschwuer.htm#:~:text=Das%20Magengeschw%C3%BCr%20(Magen%2DUlcus%2C,liegenden%20Schichten%20des%20Magens%20betrifft
https://gesund.bund.de/reizmagen-funktionelle-dyspepsie#verlauf
https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/magenkrebs/symptome.php
https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/magen-darm/haeufige-erkrankungen.html
https://www.leading-medicine-guide.com/de/anatomie/magen
https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/verdauungsst%C3%B6rungen/gastritis-und-peptisches-geschw%C3%BCr/infektion-mit-helicobacter-pylori
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/phytopharmaka-mit-und-ohne-evidenz-131706/seite/3/

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