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Hautmykosen

KRANK DURCH HAUSTIERE

Besonders Kinder lieben ihre vierbeinigen Freunde und schmusen gerne mit ihnen. Doch durch das Knuddeln können Dermatophytosen übertragen werden. Dies bestätigte eine Studie von Forschern der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

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Vorsicht ansteckend! Auch wenn sie noch so süß sind, können die Vierbeiner ihren Besitzern schaden. Denn mit Dermatophyten infizierte Tiere sind in der Lage, die Hautpilzerkrankung an den Menschen weiterzugeben. Es handelt sich dabei um Fadenpilze, die sich in der Hornschicht der Haut, in den Haaren oder Nägeln von Mensch und Tier befinden. Dort ernähren sie sich vom Kreatin. Häufig ist der Hautpilz Trichophyton mentagrophytes Auslöser der dermatologischen Problematik.

Doch wer ist betroffen? Ob Hund, Katze, Kaninchen, Meerschweinchen oder Chinchilla – bei diesen und noch vielen anderen Tieren ist der Erreger anzutreffen. In der Regel ist der Befall ungefährlich. Trotzdem muss der Hautpilz bekämpft werden, damit sich die entsprechenden Stellen weder vergrößern noch mit weiteren Keimen infizieren.

Kribbeln und kratzen Beim Menschen zeigt sich die Erkrankung als juckende, rote Stelle. Meist sind Arme, Hände, Kopf und Gesicht betroffen. Im Gegensatz dazu äußert sich die Infektion bei Tieren durch stumpfes Fell und schuppige Haut. Aber auch sie leiden unter einem starken Juckreiz. Oft sind zudem ihre Krallen in Mitleidenschaft gezogen: Sie wachsen krumm nach und können leicht brechen.

Meerschweinchen als Quelle für Mykosen Eine Münchner Studie hat belegt, dass insbesondere neu angeschaffte Tiere Überträger der Dermatophyten sein können. Die Forscher befragten Veterinärärzte und Besitzer erkrankter Meerschweine und stellten fest, dass sich in etwa jeder vierten Familie eine Person angesteckt hat, üblicherweise die Kinder. Bei nahezu allen wurde der Pilz Trichophyton mentagrophytes gefunden. Daneben wurde auch der Erreger Microsporum entdeckt.

Die kleinen Vierbeiner hatten Fellausfall, Verkrustungen und Hautschuppungen, ihre Besitzer juckende Stellen im Gesicht, an den Armen und am Hals. Außerdem beobachteten die Wissenschaftler einen Befall mit Läusen, Milben, Bakterien und Hefepilzen. Gerade asymptomatische Meerschweinchen scheinen Auslöser für Mykosen zu sein. Möglicherweise manifestiert sich die Infektion durch den Stress, dem die Tiere beim Eingewöhnen an ein neues Zuhause unterliegen.

Auch die Haltungsbedingungen spielen bei der Entwicklung der Krankheit eine Rolle. Laut Studie sollten Meerschweinchen vor der Eingliederung in den Haushalt genau untersucht werden. Sind die spezifischen Symptome vorhanden, ist das Tier auf eine Dermatophytose zu testen.

Übles Urlaubssouvenir: Microsporum canis Auch dieser Erreger gehört zu den Dermatophyten. Er kommt häufig bei Katzen und Hunden vor. Auch auf das Meerschweinchen kann sich Microsporum übertragen. Daher wird er auch als zoophiler Dermatophyt bezeichnet. Gerade bei herrenlosen Katzen im Mittelmeerraum ist er verbreitet und geht leicht auf den Menschen über.

DEM PILZBEFALL VORBEUGEN
Es empfiehlt sich, Tiere, deren Haut oder Fell Veränderungen aufweist, nicht zu streicheln. Generell sollte ein intensiver Kontakt mit fremden Vierbeinern vermieden werden. Gründliches Händewaschen
und prophylaktisches Anwenden eines Antimykotikums verhindern unter Umständen eine Infektion.

Den Tieren sieht man nicht an, ob sie infiziert sind. Ein einziger Hautkontakt genügt, um sich anzustecken. Daher sollten die streunenden Tigerchen nicht gestreichelt werden, auch wenn man ihrem Blick kaum widerstehen kann. Die Inkubationszeit beträgt etwa acht bis zehn Tage. Zunächst macht sich der Pilz durch Juckreiz bemerkbar. Dann tritt der charakteristische, rote runde Hautausschlag auf. Wird er nicht bekämpft, breitet er sich von den Händen und Unterarmen über den Oberkörper aus.

Diagnose Um herauszufinden, um welchen Erreger es sich handelt, entnimmt der Mediziner eine Probe von Schuppen, Haaren oder Krallen und lässt das Material im Labor untersuchen. Der kulturelle Nachweis mit Differenzierung gilt als sichere Methode. Ferner ist eine Untersuchung mit der Wood’schen Lampe oder eine mikroskopische Begutachtung der Gewebeproben dienlich.

Hilfe für Mensch und Tier Infizierte Vierbeiner erhalten vom Tierarzt ein topisches Fungizid und/oder eine systemische Behandlung. In manchen Fällen heilt die Hautkrankheit auch ohne Medikamente ab. Wegen der Übertragungsgefahr auf den Menschen sollte die Therapie jedoch in jedem Fall durchgeführt werden. Das Fell beginnt wieder zu wachsen und die betroffenen Hautareale regenerieren sich.

Auch beim Menschen wird die Dermatophytose auf lokalem oder systemischem Wege mit Antimykotika bekämpft. Vorab wird eine exakte Diagnostik vorausgesetzt, damit die Auswahl des passenden Wirkstoffs gelingt. Für die topische Therapie eignen sich Azole, Pyridone und Allylamine. Wirkstoffe wie Terbinafin, Itraconazol oder Fluconazol sind für die innerliche Anwendung indiziert. Entscheidend bei der Verordnung ist das Alter des Patienten, eventuell das Körpergewicht sowie mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/12 ab Seite 96.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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