Kontrazeptiva
HORMONELL VERHÜTEN
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Frauen, für die die Sicherheit bei der Verhütung an erster Stelle steht, entscheiden sich in der Regel für hormonelle Verhütungsmethoden. Dabei können sie unter verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten wählen. Die gängigste Methode ist die tägliche Einnahme einer Estrogen-Gestagen-Kombination – umgangssprachlich als Pille bezeichnet.
Eine zuverlässige Alternative stellen hormonhaltige Depotformen dar, die die Frau selber auswechselt. Entweder klebt sie wöchentlich ein Verhütungspflaster auf die Haut auf oder sie platziert einmal im Monat einen Verhütungsring in ihrer Scheide.
Einmal täglich
Als Pille werden üblicherweise hormonelle empfängnisverhütende Mittel (Kontrazeptiva) bezeichnet, die eine Kombination aus einem Estrogen und einem Gestagen enthalten. Während die Estrogenkomponente fast immer Ethinylestradiol ist, kommen als Gestagenkomponente viele verschiedene Gestagene zum Einsatz. Gängig ist vor allem Levonorgestrel in unterschiedlichen Konzentrationen. Die Dosis des Estrogens wurde im Laufe der Zeit immer weiter reduziert, um Nebenwirkungen zu minimieren.
In den gebräuchlichen Präparaten findet sich heute 35 bis 20, vereinzelt sogar nur noch 15 Mikrogramm Ethinylestradiol. Aufgrund ihres niedrigen Estrogen-Gehaltes wird die Pille auch Mikropille genannt, was aber nicht mit den ebenfalls existierenden Minipillen verwechselt werden darf. Letztere sind reine Gestagenpräparate, die hier nicht betrachtet werden sollen. Frauen, die sich für eine Estrogen-Gestagen-Kombination entscheiden, schätzen ihre hohe Sicherheit. Die Pille gilt als das zuverlässigste Kontrazeptivum. Ihr Pearl-Index (PI) wird mit 0,03 bis 0,5 angegeben.
Die sehr hohe Verhütungssicherheit liegt in dem komplexen Wirkmechanismus begründet. Die Estrogen-Gestagen-Kombination verhindert den monatlichen Eisprung, verändert die Beschaffenheit des Zervixschleims in der Gebärmutter und behindert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Dadurch könnten sich – falls doch ein Eisprung stattgefunden haben sollte und Spermien durch den Gebärmutterhals gelangt sein sollten – befruchtete Eizellen nicht einnisten.
Darüber hinaus wählen viele die Pille wegen der positiven Nebeneffekte, die mit ihrer empfängnisverhütenden Wirkung einhergehen. Zyklusunregelmäßigkeiten lassen sich durch die gleichmäßig erzeugten Hormonspiegel ebenso wie schmerzhafte Regelblutungen (Dysmenorrhö) oder prämenstruelle Beschwerden (PMS) lindern. Kommen Präparate zur Anwendung, die Gestagene mit antiandrogener Aktivität beinhalten (z. B. Drospirenon, Chlormadinon, Dienogest, Nomegestrol), ist gleichzeitig die Therapie einer starken Akne sowie von Androgenisierungserscheinungen, wie einer vermehrten Körperbehaarung (Hirsutismus) oder eines Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) möglich.
Zumeist werden klassische Einphasenpräparate angewendet. Hierbei enthält jede wirkstoffhaltige Tablette beide weiblichen Sexualhormone in konstanter Menge. Nach der 21-tägigen Einnahme folgt eine 7-tägige Einnahmepause, in der nach zwei bis drei Tagen eine Abbruchblutung erfolgt. Neben den Pillen mit dem klassischen Einnahmeschema 21/7 sind auch Präparate mit 24 Hormontabletten plus vier Placebo-Tabletten auf dem Markt. Das 24+4 Einnahmeschema soll aufgrund geringerer Hormonschwankungen zuverlässiger den Eisprung unterdrücken und zugleich mit weniger unerwünschten Wirkungen durch die Abbruchblutung einhergehen.
Weiteres Plus ist eine Verringerung von Einnahmefehlern durch das konstante Einnehmen. Eine durchgängige Tabletten-Einnahme und damit eine bessere Compliance sollen auch Präparate mit einem Einnahmeschema 21+7 (21 Hormon- plus 7 Placebo-Tabletten) gewährleisten, die einige Hersteller zusätzlich zu ihrem „klassischen“ 21/7 Pillenpräparat anbieten. Allerdings sollte die Verwenderin bei der Abgabe der Pille sicherheitshalber auf die korrekte Reihenfolge der Tabletten bei der Einnahme hingewiesen werden.
Gleiches gilt für Mehrphasenpräparate, bei denen die Sexualhormone je nach Einnahmezyklus unterschiedlich hoch dosiert einzeln und/oder in Kombination enthalten sind. Auch bei ihnen muss die Tabletteneinnahme unbedingt in der vorgegebenen Reihenfolge erfolgen, da die Estrogen- und Gestagendosierungen variieren. Damit wird der natürliche Verlauf des weiblichen Menstruationszyklus genauer nachgeahmt, was zu weniger Nebenwirkungen führen soll. Allerdings gehen Einnahmefehler mit einer unsicheren kontrazeptiven Wirkung einher, weshalb diese Präparate eine höhere Einnahmedisziplin der Verwenderin voraussetzen.
„Einphasenpräparate werden üblicherweise 21 Tage lang eingenommen“.
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Einmal wöchentlich
Eine Alternative für Frauen, die nicht täglich an Verhütung denken möchten, ist das transdermale Matrixpflaster zur Empfängnisverhütung. Das Verhütungspflaster enthält eine Kombination aus Estrogen (Ethinylestradiol) und Gestagen (Norelgestromin), die kontinuierlich ins Blut abgegeben wird. Das Pflaster verbleibt für eine Woche auf der Haut, beispielsweise auf dem Oberarm oder Gesäß, danach wird es gewechselt.
Nach drei Wochen erfolgt eine siebentägige Hormonpause, in der die Abbruchblutung einsetzt. Die Wirkweise ist dieselbe wie bei der Pille und damit ist das Verhütungspflaster bei korrekter Handhabung sehr sicher (PI 0,72 bis 0,9). Allerdings kann der Empfängnisschutz bei Frauen über 90 Kilogramm nicht ausreichend gewährleistet werden, weshalb diesen Frauen das Pflaster sicherheitshalber nicht zur Verhütung angeraten wird.
Theoretisch soll das Pflaster auch beim Baden und Duschen oder während eines Saunabesuches und während des Sports fest auf der Haut kleben bleiben. Sollte sich das Pflaster aber mal für weniger als 24 Stunden ganz oder teilweise ablösen, wird kein zusätzliches Kontrazeptivum notwendig, wenn es an derselben Stelle wieder aufgeklebt oder durch ein neues Pflaster ersetzt wird. Die häufigste unerwünschte Wirkung des Pflasters sind Hautreizungen, die zum Therapieabbruch führen können. Die Gegenanzeigen entsprechen weitestgehend denen der Pille.
Einmal monatlich
Noch seltener wird eine Hormonapplikation beim Verhütungsring erforderlich. Dabei handelt es sich um einen durchsichtigen, weichen und biegsamen Ring aus Ethylen-Vinylacetat-Copolymer, den die Frau wie einen Tampon in ihre Scheide einführt. Sie schiebt den Vaginalring dabei mit ihrem Finger so weit wie möglich hinein, der Ring platziert sich dann von selbst im oberen Scheidendrittel.
Für 21 Tage verbleibt der Ring dort. Während dieser Zeit setzt er kontinuierlich niedrige Konzentrationen an Estrogen (Ethinylestradiol) und Gestagen (Etonogestrel) frei, die über die Vaginalschleimhaut absorbiert werden und langsam in den Blutkreislauf gelangen. Nach dreiwöchiger Tragedauer wird der Vaginalring mit dem Finger einfach wieder herausgenommen. Es folgt wie bei der Pille eine 7-tägige Pause. Während der ringfreien Woche setzt dann die Abbruchblutung ein.
Der PI ist das Maß dafür, wie sicher und zuverlässig eine Methode eine ungewollte Schwangerschaft verhindert. Er nennt die Zahl der Schwangerschaften pro 100 Frauen, die ein Jahr lang die jeweilige Methode zur Kontrazeption angewendet haben.
Ein neuer Ring wird in der folgenden Woche am gleichen Wochentag zur gleichen Uhrzeit appliziert. Sollte der Ring weniger als drei Stunden außerhalb der Vagina sein, ist der kontrazeptive Schutz nicht beeinträchtigt. Sowohl Verhütungssicherheit, Zykluskontrolle, Wirkmechanismus als auch Gegenanzeigen sind die gleichen wie bei der Pille. Bei richtiger Anwendung stellt der Vaginalring eine sehr sichere Methode dar (PI 0,4 bis 0,65).