Ein Mückenschwarm bei Sonnenuntergang
Mückenstiche sind unangenehm. Die Übeltäter, die den Juckreiz verursachen, können im Ernstfall auch exotische Krankheiten übertragen. © Tunatura / iStock / Getty Images

Vektorkompetenz | Verbreitung

KLEIN UND GEMEIN: DIE MÜCKEN STECHEN WIEDER

Wer sich im Urlaub davor fürchtet, von wilden Tieren angegriffen zu werden, braucht sich nicht lange umzuschauen: Die wahren Übeltäter sind klein, sirren und übertragen im Ernstfall exotische Krankheiten. Das Schlimmste: sie sind in Europa angekommen.

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Berühmtester Kandidat für einen prominenten Neuzugang der Mückenarten ist sicherlich Aedes albopictus, die Asiatische Tigermücke. Sie ist gestreift wie ein Zebra, fällt also auf, und überträgt gleich mehrere Krankheiten: Chikungunya zum Beispiel, das sich in starken Gelenkschmerzen und Fieber äußert und monatelang anhält. Genauso wie das Zika-Fieber, das allerdings entgegen landläufiger Meinung meist asymptomatisch verläuft und „nur“ in einzelnen Fällen zu gefährlichen Komplikationen ausartet. Ebenso überträgt die Mücke das Dengue-Fieber, das vor allem bei Kindern und Jugendlichen schwere Verläufe nehmen kann. Die Gefahr einer Übertragung wird allerdings von den klimatischen Bedingungen bestimmt – und die sind aus Sicht der Mücke in Zentraleuropa eher mäßig.

In Europa können nur wenige Stechmückenarten Krankheiten übertragen.

Generell gilt: Mücken siedeln sich gern an Gewässern an, am liebsten an stehenden. Wind mögen sie nicht so gern. In Deutschland sind rund 50 Stechmückenarten heimisch, doch nur einige von ihnen haben Vektorkompetenz. Das heißt, nur diese sind in der Lage, Krankheitserreger von Wirt zu Wirt zu übertragen. In Deutschland berühmt-berüchtigt sind die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) und die Rheinschnake (Aedes vexans). Sie haben sich mittlerweile über ganz Europa verteilt, wobei die Stechmücke Portugal, Südfrankreich, Bosnien und Herzegowina, Österreich und Tschechien bevorzugt und – Überraschung! – Schweden und Finnland besonders gern hat. Culex kann das West-Nil-Virus übertragen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) rechnet damit, dass sich dieser Krankheitserreger in Deutschland fest etablieren wird. Im Jahr 2019 wurden allerdings nur fünf Fälle des West-Nil-Fiebers registriert, die nicht mit einer Reise in Zusammenhang standen.

Malaria ist immer wieder das Schreckgespenst unter den ungebetenen Reisemitbringseln. Die Krankheit wird von Anopheles-Mücken übertragen – und die ist mit der Artenuntergruppe maculipennis mittlerweile auch in Deutschland, Tschechien, Österreich, Bosnien und Herzegowina sowie in der Türkei angekommen. Malaria kommt in Europa aber nur sehr selten vor – 99 Prozent der Fälle hierzulande sind reisebedingt. 14 Fälle im Jahr 2018 hat es gegeben. Prävention und eine frühe Diagnose und Therapie können einen schwerwiegenden Verlauf verhindern.

Kleiner Lichtblick: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält die gängigen Mückensprays mit ihren Wirkstoffen DEET (Diethyltoluamid) und Icaridin für ausreichend für die oben beschriebenen Mückenarten. Auch die Stiftung Warentest bevorzugt für malariareiche Gebiete Icaridin – das riecht nämlich angenehmer und besitzt überdies die bessere Verträglichkeit.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quellen: DAZ online

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