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Homöopathie

KINDER & MAGEN-DARM-PROBLEME

Bei Beachtung der individuellen Symptomatik lässt sich meist gut eine passende homöopathische Arznei bestimmen. Bei der Auswahl können auch die Gemütssymptome eine besondere Rolle spielen.

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Als Säuglingskoliken wird eine Störung bezeichnet, bei der Säuglinge ihr Unwohlsein durch exzessives Schreien kundtun. Als Ursache werden meist kolikartige Zustände eines noch (unreifen) Magen-Darm-Systems vermutet. Auch wenn der Bauch des Kindes durch vermehrte Blähungen und Unregelmäßigkeiten der Stuhlentleerung im Mittelpunkt zu stehen scheint, verdichten sich die Hinweise, dass die Beschwerden nicht rein körperlich zu erklären sind.

Sie scheinen eher Ausdruck einer (vorübergehenden) Unreife der kindlichen Verhaltensregulation sein (z. B. Unreife der Wach-Schlaf-Regulation oder vermehrte Erregbarkeit) und sie sind überzufällig häufig mit familiären Belastungen assoziiert. Die Auswirkungen des unstillbaren Schreiens können früh in eine Belastung der Eltern-Kind-Beziehung münden.

Nicht nur für Berufstätige Nux vomica ist auch ein bewährtes und häufig angezeigtes Kindermittel. Es ist das Hauptmittel für hartnäckige Verstopfung nach der Geburt – für das Neugeborene und die Mutter! Hinweisend ist erfolgloser, frustraner Stuhldrang. Insbesondere am Morgen quält sich das Kind merklich. Auch bei Säuglingskoliken weist die Stimmungslage auf die Arznei hin: Ungeduld und Reizbarkeit breiten sich aus, insbesondere am Morgen, oft begleitet von Frieren und auffälligem Frösteln.

Sind die Kinder sehr unzufrieden, wollen sie mal dieses, dann jenes und sind letztlich mit nichts zufrieden, kommt es zu heftigen Wutattacken, begleitet vom Drang die Eltern zu treten oder zu beißen, denken Sie bitte an Chamomilla. Man kann es ihnen mit nichts recht machen, sie wollen weder angesprochen noch angefasst werden, wütend biegen sie Ihren Rücken nach hinten durch. Nur Tragen und Schaukeln auf dem Arm kann helfen, diese unglücklichen Säuglinge etwas zu beruhigen.

Neigen die Kleinen dazu, sich angesichts der Schmerzen zu krümmen und die Beinchen anzuziehen, lindert Wärme und Druck auf den Bauch die Beschwerden, könnte Colocynthis die passende Arznei sein. Diesen Kindern geht es am besten, wenn die Eltern sie auf der Schulter oder mit dem Bauch quer auf dem Unterarm tragen. Stehen ausgeprägte Blähungen im Mittelpunkt der Beschwerden, die sich insbesondere am Nachmittag verschlechtern, trinkt der Säugling erst sehr gierig, ist dann aber schnell gesättigt, spricht alles dafür, dass Lycopodium das rettende Arzneimittel ist.

ZUSATZINFORMATIONEN
Infektiöse Durchfallerkrankungen
Diesebetreffen überwiegend Kinder bis zum zweiten Lebensjahr. Abhängig von der Schwere der Erkrankung kann es zu Austrocknung und Verschiebungen im Elektrolythaushalt kommen. In Deutschland sind meist Viren (ca. 80 Prozent) Auslöser der Krankheit. Pharmakologisch stehen kaum überzeugend wirksame Optionen zur Verfügung.

Insbesondere kleine Kinder können Verluste von Körperflüssigkeiten schlecht kompensieren. Die Korrektur der Folgeerscheinungen (Flüssigkeitsverlust, Elektrolytverschiebung) steht im Mittelpunkt sinnvoller Maßnahmen. Die Wirksamkeit der homöopathischen Behandlung bei Durchfall wurde in einer Metaanalyse mehrerer Studien gut dokumentiert

Arsenicum album zeigt in Arzneimittelprüfungen Veränderungen von oberflächlichen Entzündungen bis hin zur schweren Nekrose. Faulig riechender, dünner, wund machender Durchfall weist bereits bei leichten Erkrankungen auf die Tendenz der Arznei in Richtung Gewebsuntergang hin. Schwäche, Erschöpfung und Ruhelosigkeit begleiten häufig die akute Gastroenteritis. Es ist ein Hauptmittel, wenn diese durch verdorbene Nahrungsmittel ausgelöst wurde.

Erbrechen und Durchfall können gleichzeitig auftreten. Vor allem bei akuten Erkrankungen im oberen Magen-Darm-Trakt spielt Ipecacuanha eine wichtige Rolle. Das führende Symptom ist die ständige Übelkeit, die auch durch Erbrechen keine Linderung erfährt. Stehen Völlegefühl, Auftreibung des Abdomens und ausgeprägte Neigung zur Flatulenz im Mittelpunkt der Beschwerden, denken Sie bitte an Lycopodium. Hinweisend sind ferner die Verschlechterung am Nachmittag und eine auffällige Verschlechterung des Zustandes nach dem Essen, bereits wenige Bissen können die Symptome verschlimmern.

Für die Verwendung von Pulsatilla spricht der charakteristische Auslöser der Beschwerden: die Unverträglichkeit von Fett, Sahne, Butter und anderen schweren Speisen. Bewegung an der frischen Luft und kühle Getränke können lindernd wirken. In warmer Umgebung und stickigen Räumen verschlimmern sich die Beschwerden. Bei sehr großen Mengen Durchfall, der sogar aus der Windel herausquillt und die ganze Umgebung mit Gestank erfüllt, kommt Podophyllum in die engere Wahl. Es gluckert laut im Bauch und nach der Entleerung ist das Kind sehr schwach und hinfällig.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/15 auf Seite 84.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/Homöopathie

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