Die PTA ermittelt. © markus_marb / fotolia

Tatort Apotheke

KETOCONAZOL

Wenn Ihre Kunden orale Antimykotika wie Ketoconazol einnehmen, die starke CYP-Hemmer sind, sollte immer auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen hingewiesen werden.

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Eine der PTA nicht bekannte Kundin mittleren Alters betritt die Apotheke. Sie ist klein und etwas übergewichtig. Die Dame legt ein Rezept vom Dermatologen über Ketoconazol-Tabletten vor und berichtet von ihrer hartnäckigen Fußpilzerkrankung, die sie bisher mit Cremes und Lacken behandelt habe – erfolglos.

Nun wurde ihr vom Hautarzt etwas Neues verordnet. Die PTA klärt die Patientin über die Einnahme auf und fragt abschließend, ob sie auch noch andere Medikamente einnehme. – „Ja, ich nehme eine Blutdrucktablette am Morgen und abends Simvastatin zur Senkung des Cholesterinspiegels.“

Pharmakologischer Hintergrund Einige Statine, wie auch Simvastatin, werden über CYP 3A4 abgebaut. Azolmykotika wie Ketoconazol hemmen diesen Abbau und können bei gleichzeitiger Einnahme zu erhöhten Statinkonzentrationen führen. Insbesondere Simvastatin, Lovastatin und Atorvastatin sind von dieser Interaktion betroffen. Da Fluvastatin vor allem über CYP 2C9 metabolisiert wird, besteht das beschriebene Interaktionsrisiko bei dieser Kombination nicht.

Die Folge aus erhöhten Statinkonzentrationen können unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Myopathien – für den Patienten als Muskelschmerzen erkennbar – sein. In seltenen Fällen tritt dabei auch die Rhabdomyolyse auf, bei der der rote Muskelfarbstoff Myoglobin aus der quergestreiften Muskulatur freigesetzt wird. Sichtbar wird es in Form einer dunklen Verfärbung des Urins. Über eine Blutuntersuchung lässt sich die Kreatinkinase bestimmen – ein Enzym, das in einem solchen Fall erhöht ist.

Das Risiko für diese Nebenwirkung aufgrund der beschriebenen Wechselwirkung ist stark abhängig von der Dosierung der Arzneistoffe und die Art der Anwendung. Werden Azol-Antimykotika lokal aufgetragen, erreichen sie keine klinisch relevanten Blutspiegel. Ebenso gibt es bei niedrigen Dosierungen der meisten Statine nur selten Probleme.

Aufpassen sollten Ärzte, Apotheker und PTA, wenn Patienten Simvastatin höher als 40 Milligramm pro Tag einnehmen, niereninsuffizient, älteren Alters sind und systemisch über einen längeren Zeitraum Ketoconazol einnehmen müssen. Dann sind regelmäßige Überwachungen der Blutwerte und die Aufklärung des Patienten über relevante Symptome notwendig.

Zurück zum Fall Die PTA fragt die Kundin, ob ihr Hausarzt von der neuen Verordnung des Dermatologen wisse. Das verneint die Dame und erkundigt sich: „Muss ich mir Sorgen machen? Stimmt etwas nicht?“ Die PTA beruhigt die Kundin als sie hört, dass die Dosierung des Cholesterinsenkers bei zehn Milligramm pro Tag liegt. Sie erklärt, dass in seltenen Fällen Muskelschmerzen unter dieser Kombination auftreten können.

„Am besten sprechen sie nochmal mit Ihrem Hausarzt und informieren ihn über die Tabletten des Dermatologen. Möglicherweise wird zur Kontrolle eine Blutuntersuchung gemacht, um sicher zu gehen, dass bei Ihnen alles im grünen Bereich ist.“ Die Kundin bedankt sich herzlich für die sorgfältige Beratung durch die PTA.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/15 auf Seite 26.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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