Kind wird gekämmt © YSach / iStock / Getty Images
Kinder dürfen bereits nach der ersten Anwendung wieder in den Kindergarten, die Kita beziehungsweise die Schule besuchen. © YSach / iStock / Getty Images

Kopfläuse

KEINE FALSCHE SCHAM

Jeder Mensch kann sich mit Läusen anstecken, die Parasiten stehen nicht mit mangelnder Hygiene im Zusammenhang. Das Apothekensortiment bietet verschiedene Mittel, um die unerwünschten Gäste zu beseitigen.

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Igitt, eine Laus! Wenn die Parasiten in Schulen und Kindergärten im Umlauf sind, ekeln sich Kinder und Eltern, packen Stofftiere in Kühltruhen, während die Waschmaschinen auf Hochtouren laufen. Nicht selten ist der Kopflausbefall für Betroffene ein Tabuthema und sie schämen sich, mit PTA und Apotheker darüber zu sprechen. Kritisch wird es, wenn sie die Begegnung mit den fiesen Mitbewohnern trotz Meldepflicht gegenüber Gemeinschaftseinrichtungen verheimlichen, denn die Läuse verbreiten sich dann ungehindert, sodass es regelrecht zu kleinen Epidemien kommt. Über Kopfläuse gibt es verschiedene Mythen: So heißt es etwa, dass die Parasiten mit mangelnder Reinlichkeit in Verbindung stehen. Doch ganz im Gegenteil: Sie fühlen sich im sauberen Haar wohler als im fettigen, da sie sich hier leichter fortbewegen können.

Grundsätzlich unterscheiden die Plagegeister jedoch nicht zwischen sauber, dreckig, jung oder alt. Nehmen Sie Kunden die Scham, indem Sie Ihnen erklären, dass Läuse keine Krankheiten übertragen und das gesundheitliche Risiko in erster Linie darin besteht, dass sich aufgekratzte Bisse leicht entzünden können. Achten Sie im Beratungsgespräch auf eine diskrete Atmosphäre und verdeutlichen besorgten Eltern, dass es nicht den geringsten Grund dafür gibt, sich Vorwürfe zu machen oder sich zu schämen. Läuse haben nichts mit der persönlichen Sauberkeit oder der Hygiene des Umfelds zu tun und können sich trotz bester Körperpflege und täglicher Haarwäsche auf dem Kopf niederlassen. Übrigens sind entgegen vieler Befürchtungen Haustiere keine Überträger der Pedikulose.

Pediculus humanus capitis Bei Kopfläusen handelt es sich um flügellose Insekten, die bis zu fünf Millimeter groß werden und grau bis dunkelbraun (je nach aufgenommener Blutmenge) erscheinen. Sie haben sich perfekt an den Wirt „Mensch“ adaptiert, indem ihre sechs Beine zu Klauen umgeformt wurden, mit denen sie sich an die Haare klammern und daran entlang krabbeln. Läuse leben etwa drei bis vier Wochen lang und nutzen die Zeit, um etwa 300 Eier (Nissen) zu legen. Diese sind oval und transparent bis bräunlich, sie lassen sich nur mit Widerstand aus den Haaren entfernen. Erwachsene Läuse sind etwa zwei bis drei Millimeter groß und in ihrer Länge mit einem Streichholzkopf oder mit einem Sesamkorn vergleichbar. Meist ist es mit dem bloßen Auge kaum möglich, sie in den Haaren zu erkennen.

Läuse aufspüren

Gibt es in der Kita, im Kindergarten, in der Schule oder in der Familie Läusealarm, sollten sich Kontaktpersonen die Haare gründlich untersuchen lassen. In der Regel entdeckt man die Plagegeister am Haaransatz, im Schläfenbereich, hinter den Ohren oder im Nacken. Besonders schwierig ist es, sie bei langen Haaren aufzuspüren. Manchmal werden sie mit Schuppen, Haarspray- oder Shampoo-Resten verwechselt. Betroffene feuchten die Haare am besten mit einer Spülung an und kämmen sie vom Ansatz bis in die Spitzen mit einem Läusekamm. Dieser wird nach jedem Strich auf einem weißen Küchentuch abgewischt und auf die Parasiten inspiziert. Entdeckt man dabei die Schmarotzer, unterbindet eine sofortige Behandlung die weitere Übertragung der ungebetenen Gäste.

Lebenslauf der Laus In der ersten Phase des Befalls kleben befruchtete Läuseweibchen ihre Nissen mit einer wasserunlöslichen Substanz an das Haar und zwar in die Nähe des Haaransatzes (höchstens ein Zentimeter entfernt). Die stecknadelkopfgroßen Nissen halten sich konsequent fest und lassen sich weder auswaschen noch mit einem „normalen“ Kamm beseitigen. Nach sieben bis acht Tagen (Phase 2) schlüpfen die Larven und saugen von nun an Blut. 16 bis 19 Tage dauert es, bis sie geschlechtsreif werden und die befruchteten Läuseweibchen die ersten Nissen ablegen – der Kreislauf beginnt von vorne.

Unerwünschter BesuchLäuse werden bei einem direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, sie können weder springen noch fliegen. Kinder trifft es besonders häufig, da die Parasiten beim Körperkontakt mit Gleichaltrigen (Kopf an Kopf) oder bei Übernachtungen in einem Bett von einem Wirt zum anderen wandern. Auf der Kopfhaut angekommen, spazieren die Plagegeister über das Haar und saugen dabei immer wieder Blut. Sie hinterlassen Speichel in den Bisswunden, der für den unangenehmen Juckreiz verantwortlich ist. Typisch für die Pedikulosis capitis sind darüber hinaus Hautrötungen hinter den Ohren sowie im Nacken. Der Juckreiz nimmt in der Nacht meist zu, sodass Betroffene häufig schlecht schlafen.

Beim ersten Auftreten der Pedikulosis capitis machen sich die Beschwerden nach etwa drei bis fünf Wochen bemerkbar, manchmal verläuft der Kontakt mit den Plagegeistern beschwerdefrei und fällt nur auf, weil eine Laus beim Kämmen aus dem Haar gleitet. Nicht erkannte Patienten stecken während der Inkubationszeit meist andere Personen an. Kunden, die nicht zum ersten Mal von Läusen befallen sind, spüren bereits nach 48 Stunden den lästigen Juckreiz. Mädchen sind häufiger von Läusen betroffen, da sie oft lange Haare haben, auf denen die Läuse gut klettern können.

Außerdem stecken sie beim Spielen gerne die Köpfe zusammen, während Jungen eher toben oder Ballspiele ausüben. Die Parasiten verlassen ihren Wirt nicht freiwillig, daher ist eine Übertragung der Läuse über Mützen oder Stofftiere recht unwahrscheinlich. Allerdings können sie in den Zinken von Kämmen oder Bürsten hängen bleiben und sich bei gemeinsamer Nutzung unter Umständen auf Familienmitglieder ausbreiten. Sind die Plagegeister auf der Kopfhaut gelandet, bewegen sie sich über das Haar. Alle paar Stunden saugen sie Blut und hinterlassen dabei den Juckreiz-auslösenden Speichel in der Bisswunde.

Besser nicht kratzen Läsionen, die durch das Kratzen der juckenden Haut entstehen, stellen ein Risiko für bakterielle Sekundärinfektionen dar und erleichtern Staphylokokken oder Streptokokken den Eintritt in den Organismus. Außerdem schädigen sie die Hautbarriere, sodass es leichter zu Reaktionen auf Pedikulozide kommen kann. Der Aspekt möglicher Hautverletzungen zeigt, wie wichtig eine frühzeitige Bekämpfung der Kopfläuse ist.

Auskämmen mit Pflegespülung Wenn Eltern bemerken, dass sich ihre Kinder ununterbrochen am Kopf kratzen, sollten sie die Haare gründlich auf einen Lausbefall untersuchen. Oft ist es nicht einfach, den Parasiten auf die Spur zu kommen, da sie lichtscheu sind und sich recht flink bewegen können. Bei dem Verdacht auf eine Pedikulosis capitis empfiehlt es sich, die Haare mit einer Haarspülung anzufeuchten, um die Läuse für die Diagnostik in ihrer Mobilität einzuschränken. Im Anschluss sollte man den Kopf in Ruhe in einem ausreichend hellen Raum am besten mit einer Lupe auf Eipakete oder leere Hüllen inspizieren.

Mit einem Nissenkamm ist es möglich, Läuse und die am Haarboden sitzenden Nissen zu identifizieren. Die Zinken der Kämme sind nicht mehr als 0,2 Millimeter voneinander entfernt und eignen sich sehr gut, um Läuse zu erfassen. Doch Vorsicht vor zu schnellen Schlüssen: Manchmal kommt es zur Verwechslung von Nissen und Schuppen. Beide sind klein und leicht zu übersehen, mit dem Unterschied, dass Schuppen nicht wegkrabbeln können.

Aus die Laus Das Therapieziel besteht in der vollständigen Eradikation der Parasiten, wobei es wünschenswert ist, ein Pedikulozid zu verwenden, welches selektiv die Läuse (und nicht den Wirt) belastet und möglichst nach einer einmaligen Anwendung Erfolg verspricht. Zur Behandlung einer Pedikulosis capitis eignen sich sowohl chemisch als auch physikalisch wirksame Mittel. Nach dem Abtöten der Parasiten werden die Plagegeister mechanisch (durch Kämmen der Haare mit einem feinen Läusekamm) entfernt. Unerwünschte systemische Wirkungen hängen unter anderem vom Patientenalter sowie von der Barrierefunktion der Haut ab.

Neurotoxische Lokaltherapeutika Früher wurde das Schädlingsbekämpfungsmittel Lindan, auch Hexachlorcyclohexan genannt, zur Eradikation von Läusen eingesetzt. Allerdings darf dies seit 2008 nicht mehr in Arzneimitteln verarbeitet werden. Die chemische Therapie besteht nun in der Anwendung von Insektiziden wie Permethrin, Allethrin, Pyrethroide oder Pyrethrum. Letzteres wird aus Chrysanthemen gewonnen, die anderen Substanzen sind hingegen künstlich synthetisierte Stoffe. Sie wirken neurotoxisch und zielen demnach auf das Nervensystem der Läuse ab. Die Tiere nehmen die Substanz über die Körperoberfläche auf, was zu unkontrollierten Nervenimpulsen und Koordinationsstörungen führt.

Zunächst leiden die Parasiten unter Krämpfen und Lähmungen, bis schließlich ihr Tod eintritt. Zwar sind die Wirkstoffe gut verträglich, allerdings hat der großzügige Gebrauch der Substanzen weltweit eine Entwicklung resistenter Parasitenpopulationen zur Folge, sodass die Effektivität der chemischen Mittel stark abgenommen hat und sie nicht mehr als Mittel erster Wahl zur Behandlung von Kopfläusen gelten. Die Wirksamkeit von Permethrin sank von 97 Prozent in den 1990er Jahren auf 30 Prozent im Jahr 2010. Problematisch ist außerdem, dass der Einsatz von neurotoxisch wirksamen Pedikuloziden aufgrund der Resorption über die Haut ein allergenes Potential birgt.

Knock-out der Parasiten Dimeticone sind synthetische Silikonöle und gelten als Standardtherapie bei Pedikulosis capitis. Sie beruhen auf einem physikalischen Wirkprinzip, gelten bei richtiger Anwendung als zuverlässig, sind dabei frei von Nervengiften und werden von Haut- und Schleimhäuten nicht aufgenommen. Die Substanzgruppe zeichnet sich auch durch ihren raschen Wirkeintritt aus: Dimeticone haben gute Kriech- und Spreiteigenschaften und breiten sich rasch über Oberflächen aus. Nach dem Auftragen kriechen sie über die Chitinhülle der Parasiten, dringen innerhalb kürzester Zeit in ihr Atemsystem ein, fluten die winzigen Atemöffnungen an den Körperseiten, verdrängen die dort vorhandene Luft und ersticken Läuse und Nissen.

Die beiden Atemöffnungen der Schmarotzer stellen somit optimale Angriffspunkte dar. Die Therapie sollte möglichst schnell begonnen und nach acht bis zehn Tagen wiederholt werden. Aufgrund des raschen Wirkeintritts und des physikalischen Wirkprinzips ist die Entwicklung resistenter Parasitenpopulationen extrem unwahrscheinlich. In Deutschland gibt es verschiedene Produkte mit Dimeticon. Einige verfügen über 100-prozentiges Dimeticon, während andere Präparate Dimeticon-​Mischungen und Lösungsmittel wie Cyclomethicon enthalten. PTA und Apotheker sollten Kunden darüber informieren, dass Mischpräparate aufgrund der enthaltenen flüchtigen Substanzen extrem leicht entflammbar sind. Die Haare dürfen bei der Anwendung entsprechender Mittel demnach nicht in die Nähe von Zündquellen wie Zigaretten, Föhn oder Gasboilern gelangen.

Wirkung der Kombi-Dimeticone Auf dem Markt befindet sich unter anderem ein sogenanntes 2-Stufen-Dimeticon, das aus einem dünnflüssigen, leicht flüchtigen und aus einem dickflüssigen, schwer flüchtigen Teil besteht. Der dünnflüssige Teil gelangt in das Atmungssystem der Läuse und Larven sowie in die Atmungsöffnungen der Nissen und verdrängt den dort vorhandenen Sauerstoff. Im Anschluss verschließt das dickflüssige Dimeticon das Atemsystem irreversibel.

Pedikulozide auf pflanzlicher Basis Zur Bekämpfung von Läusen eignen sich auch Produkte mit ätherischen Ölen, die mit oder ohne pflanzliche Fettsäuren erhältlich sind. Hierzu zählen unter anderem Präparate mit Kokosöl oder ein Extrakt aus dem Samen des Neem-Baums. Sie unterbrechen die Sauerstoffdiffusion und verkleben die Atemöffnungen, sodass die Parasiten ersticken. Andere Mittel führen zu einer Austrocknung, indem sie die Wachsschicht auf der Außenhülle der Läuse zerstören. Darüber hinaus gibt es ein Shampoo mit dickflüssigem Paraffin zur Bekämpfung der Pedikulose. Gelegentlich wird ätherischen Ölen ein allergenes Potential zugeschrieben, Neemöl wirkt beispielsweise schleimhautreizend und verfügt bei einer peroralen Aufnahme über eine hohe Toxizität. Einige Hersteller propagieren die Anwendung der Pflanzenextrakte als vorbeugendes Repellent, um eine Übertragung der Läuse zu vermeiden.

Frühes Eingreifen verhindert die explosionsartige Vermehrung der ungebetenen Blutsauger.

Orale Therapie Der Wirkstoff Ivermectin gilt als effektives Breitspektrum-Anthelminthikum, das gegen Läuse und Krätzmilben wirkt. Die Tierchen nehmen die Substanz nach der Einnahme über das Blut auf und sterben innerhalb von 12 bis 18 Stunden. Eine Behandlung bietet sich an, wenn das die Person zusätzlich unter Ektoparasitosen oder unter intestinalen Helminthen leidet.

Einfache Behandlung Nehmen Sie Kunden die Angst vor dem Befall, indem sie zeigen, dass sich Läuse zuhause unkompliziert und effektiv vernichten lassen. Die ungebetenen Gäste sind lästig, aber harmlos, können durch ihren Speichel allerdings allergische Reaktionen mit Juckreiz hervorrufen. Kinder dürfen bereits nach der ersten Anwendung wieder in den Kindergarten, die Kita beziehungsweise die Schule besuchen. Wichtig ist, dass Eltern bei der Therapie die genaue Einwirkzeit berücksichtigen, die Lösung gleichmäßig auftragen und die Behandlung korrekt durchführen, am besten in Kombination mit dem nassen Auskämmen. Fehltage in der Schule oder in der Kita sind somit nicht erforderlich, wenn Eltern ihren Nachwuchs unverzüglich und sachgerecht versorgen.

Tipps für die Beratung Ist die Therapie missglückt und wurden die Läuse nicht abgetötet, liegt das in der Regel an einer fehlerhaften Anwendung, als Hinweis auf Resistenzen gilt das Therapieversagen meist nicht. Neben den oben gegebenen Hinweisen sollten Betroffene beachten, dass sie die Wirkstoffe nicht durch triefend nasses Haar zu stark verdünnen und Läusen, Larven und Eiern eine Überlebenschance gewähren. Für einen nachhaltigen Therapieerfolg weist das Robert Koch-Institut auf die Notwendigkeit einer Wiederholungsbehandlung nach acht bis zehn Tagen hin.

Diese ist unbedingt erforderlich, weil die meisten Läusemittel zwar erwachsene Läuse und Larven bekämpfen, aber nur teilweise die Läuseeier vernichten (im Gegensatz zu Mitteln mit Dimeticonen, sie verstopfen auch die Atmungsorgane von Nissen). Nach der Erstbehandlung können somit noch Larven nachschlüpfen, die beim zweiten Einsatz abgetötet werden. Auch eine zu frühe oder zu späte Wiederholungsbehandlung wirkt sich negativ auf den Therapieerfolg aus. Weitere Anwendungsfehler sind zu kurze Einwirkzeiten des Läusemittels, ein zu sparsames Auftragen sowie eine ungleichmäßige Verteilung.

Keine radikalen Begleitmaßnahmen Im Rahmen eines Läusebefalls ist es nicht erforderlich, Polstermöbel, Fußböden, Autositze und Kopfstützen abzusaugen oder Plüschtiere in der Tiefkühltruhe aufzubewahren. Die Parasiten überleben außerhalb ihres optimalen Milieus (im Haar mit idealen Temperaturverhältnissen und ausreichend Nahrung) lediglich wenige Tage, außerdem kriechen sie von Kopf zu Kopf, sodass weitere Übertragungswege praktisch keine Rolle spielen. Raten Sie Eltern auch von radikalen Maßnahmen wie dem Haareschneiden oder gar dem Rasieren einer Glatze ab. Derartige Methoden sind für das Kind belastend und zudem unnötig, da es sinnvollere Möglichkeiten gibt, den Befall in den Griff zu bekommen.

Für viele Läusemittel übernimmt die Gesetzliche Krankenkasse zur Behandlung von Kindern die Kosten.

Erstattung durch die KVDie meisten Kopflausmittel gehören zu den Medizinprodukten, in der Regel ist die Anwendung im Rahmen der Selbstmedikation möglich. Grenzen bestehen, wenn der Läusebefall in der Schwangerschaft oder Stillzeit auftritt, die Kinder jünger als drei Jahre alt sind, die Haut bereits stark aufgekratzt und infiziert ist oder ein besonders intensiver Befall vorliegt. PTA und Apotheker sollten Kunden in diesen Fällen an einen Arzt verweisen. Liegt ein Rezept über ein Läusemittel vor, übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Präparate, die in Anlage V der Arzneimittelrichtlinie aufgelistet sind, bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr oder bei Entwicklungsstörungen bis zum 18. Lebensjahr.

Essig und Föhn Manchmal meinen Laien, dass Essigspülungen ein effektives Hausmittel gegen Läuse seien. Essig soll die Oberfläche glätten, sodass die ungebetenen Gäste sich nur noch schwer an den Haaren festhalten können. Die klebrigen Nissen vernichtet man mit Essigspülungen jedoch nicht, Betroffene müssten ihr Haar sehr gründlich auskämmen, um sicherzugehen, dass alle Parasiten erwischt wurden. Ein weiterer Mythos lautet, dass Läuse beim Föhnen durch die hohen Temperaturen sterben. Dies ist zwar richtig, jedoch würden Haare und Kopfhaut ebenfalls geschädigt, sodass von der „Föhn-Methode“ abzuraten ist.

Prophylaktische Maßnahmen Einen generellen Schutz vor Lausbefall gibt es nicht, denn in Kindergärten und Schulen kommt es durch gemeinsames Spielen häufig zum Körperkontakt zwischen Gleichaltrigen. Ist eine Besiedelung sicher, sollte man mit diesen Personen zur Sicherheit keine Mützen, Schals, Handtücher, Kämme oder Bürsten teilen. Liegt (noch) kein Läusebefall vor, können natürliche, pflanzenbasierte Mittel mit Zitroneneukalyptus einer möglichen Besiedelung vorbeugen. Sie werden auf den Kopf und das Haar aufgesprüht und bilden nach dem Verdunsten eine Art Schutzschild, sodass die Parasiten den Kopf nicht als potenziellen Wirt erkennen. Auf Stylingprodukte muss nach der Anwendung verzichtet werden, da sie die Wirksamkeit der vorbeugenden Präparate beeinträchtigen. Für Eltern, die nach einem Läusemittel fragen, sind Produkte zur Prävention eine ideale Zusatzempfehlung.

Kopf-, Kleider- und Filzlaus Neben Kopfläusen gibt es weitere Arten von Läusen, welche die verschiedenen Körperbereiche bevölkern: Körperläuse befallen für gewöhnlich Menschen mit mangelnder Hygiene und leben auf Kleidung oder Bettwäsche, die mit der Haut in Berührung kommen. Anders als Pedikulosus capitis verursachen sie mitunter schwere Infektionen wie etwa Typhus, Rückfall- oder Schützengrabenfieber. Betroffene klagen über heftigen Juckreiz sowie Rötungen, die an den Bissstellen auftreten. Filzläuse befallen vorwiegend den Schambereich und die Haare um den After, sie verbreiten sich typischerweise über sexuelle Kontakte. Außerdem sitzen sie auf Beinen, Armen, Bart-, Achsel- und Brusthaaren, während Patienten unter starkem Juckreiz und blauen Flecken an den Einstichstellen leiden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/19 ab Seite 58.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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