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Wissen Sie es noch?

KEINE ERKÄLTUNG IN SICHT

Das Symptom Husten tritt meist im Rahmen eines Atemweginfektes auf. Bei unerklärlichem Husten sollte man auch an eine Medikamentennebenwirkung denken, insbesondere an eine durch ACE-Hemmer ausgelöste.

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Mit dieser Serie möchten wir Sie erinnern. Und zwar an Dinge, die Sie damals in der PTA-Schule gelernt, aber inzwischen vielleicht nicht mehr parat haben. Jenes Wissen, das man nicht unbedingt täglich braucht, das jedoch die beratungsstarke PTA ausmacht.

Wenn ein Kunde zu Ihnen kommt und über einen lang anhaltenden, zumeist unproduktiven Reizhusten klagt, den er sich nicht erklären kann, stellen Sie vielleicht sofort die Frage, ob er blutdrucksenkende Medikamente nimmt. Wissen Sie auch noch, wieso Captopril, Enalapril, Lisinopril und Ramipril diese Nebenwirkung auslösen?

Meist schon in der ersten Woche 15 bis 20 Prozent der mit ACE-Hemmern Behandelten entwickeln innerhalb der ersten ein bis zwei Wochen, selten erst innerhalb von sechs Monaten nach Therapiebeginn einen unangenehmen Reizhusten. Frauen trifft es ungefähr doppelt so oft wie Männer. Asthmatiker sind nicht häufiger betroffen, Raucher hingegen schon. Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung besteht nicht. Der ständige Hustenreiz kann so quälend und lästig sein, dass der Wechsel auf einen anderen Blutdrucksenker notwendig wird.

Auch der Abbau von Bradykinin wird gehemmt ACEHemmer sind Inhibitoren des Angiotensin-konvertierenden Enzyms . Dieses ist ein Teil der Blutdruck-regulierenden Renin-Angiotensin-Aldosteron- Kaskade. Wird das Enzym gehemmt, wird Angiotensin I nicht in das gefäßverengend und damit blutdrucksteigernd wirkende Angiotensin II umgewandelt und der Blutdruck sinkt – dies ist der erwünschte therapeutische Effekt. Darüber hinaus wird das Enzym ACE aber auch zum Abbau des Gewebshormons Bradykinin benötigt. Bradykinin besteht aus neun Aminosäuren und ist in vielerlei Hinsicht dem Histamin ähnlich.

So ist es auch an allergischen und anaphylaktischen Reaktionen sowie an der Schmerzerzeugung beteiligt, steigert die Gefäßpermeabilität und ist ein Mediator von Entzündungen. Außerdem – und genau darum geht es hier – führt es zur Kontraktion der Bronchialmuskulatur und kann die Hustenrezeptoren reizen. Wird also der Abbau von Bradykinin durch den ACE-Hemmer verhindert, so reichert sich das Gewebshormon an und kann bei empfindlichen Personen den Hustenreiz auslösen.

Nicht eigenmächtig handeln Der Husten kann von einem kaum wahrgenommenen und nicht weiter störenden Hüsteln bis zu einem quälenden Dauerhusten reichen. Nach Absetzen des ACE-Hemmers verschwindet er innerhalb von einer bis vier Wochen. Betroffene sollten ihr Medikament aber keinesfalls einfach absetzen, denn ihre Hypertonie muss weiter behandelt werden und ACE-Hemmer sind sehr zuverlässige und ansonsten gut verträgliche Arzneistoffe. Hochdruck-Patienten sollten deshalb unbedingt mit ihrem Arzt reden. Er wird aus der Palette der Antihypertensiva einen besser geeigneten Wirkstoff auswählen. Das Ausprobieren verschiedener ACE-Hemmer bringt allerdings nichts, denn wer bei einem ACE-Hemmer hustet, den plagt der Reiz auch bei den anderen Substanzen dieser Gruppe.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/15 auf Seite 67.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

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