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KEIN HONIG FÜRS BABY

Immer wieder findet man die gut gemeinte Empfehlung, den Tee für Säuglinge mit Honig zu süßen oder durchs Stillen entzündete Brustwarzen damit zu bestreichen. Raten Sie jungen Müttern dringend davon ab!

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Honig ist gesund, allerdings nicht für Säuglinge. Das liegt nicht nur daran, dass man Babys generell nicht so früh an den süßen Geschmack gewöhnen soll. Viel gravierender ist, dass bei der Verarbeitung von Honig Bakterien hineingelangen können. Darunter gibt es Keime, die zwar für größere Kinder und Erwachsene völlig unproblematisch sind, sich bei Babys aber im Darm vermehren und durch ihre Toxine zu Vergiftungen führen können.

Säuglingsbotulismus Es geht hier um das Bakterium Clostridium botulinum, das die Erkrankung auslöst. Bereits kleine Mengen dieser Erreger führen zu einer Lähmung des Darmes. Nur bei Kindern im ersten Lebensjahr, ganz besonders in den ersten sechs Monaten, ist es den Bakterien möglich, den Darm zu besiedeln und sich dort explosionsartig zu vermehren. Wegen der günstigen Lebensbedingungen keimen auch die Sporen des Keimes im Säuglingsdarm wieder aus.

Bei älteren Kindern und Erwachsenen geschieht dies alles nicht, vermutlich weil sich inzwischen eine stabile Darmflora entwickelt hat, die den Botulismus-Bakterien keinen Platz lässt. Um den Säugling zu schützen, muss in den ersten zwölf Lebensmonaten strikt auf die Verwendung von Honig in jeder Form verzichtet werden.

Systemische Vergiftung Zunächst äußert sich die Vergiftung durch eine hartnäckige Verstopfung bis hin zum Darmstillstand. Das Botulinumtoxin kann die Darmwand passieren und gelangt dann in den Blutkreislauf. Nun erreicht es über das Blut auch die Nervenendigungen und hemmt dort die Ausschüttung von Acetylcholin. Jetzt werden zunehmend immer mehr Muskeln gelähmt. Der Säugling kann nicht mehr schlucken, zeigt keine Mimik, die Augenmuskeln werden gelähmt, ebenso Arme und Beine. Er kann den Kopf nicht mehr halten, schließlich kommt es zur Atemlähmung.

Eine rechtzeitig eingeleitete intensiv-medizinische Therapie in der Klinik kann das Baby retten, mit bleibenden Schäden ist allerdings zu rechnen. Von der Infektion bis zu ersten Vergiftungserscheinungen können mehrere Tage bis Wochen vergehen, sodass der Zusammenhang häufig gar nicht erkannt wird. Symptome, die auf eine Vergiftung mit dem Botulinumtoxin hinweisen, können auch Heiserkeit und eine allgemeine Bewegungsarmut sein.

Nach Angaben des Robert Koch- Instituts treten in Deutschland immer wieder vereinzelte Fälle von Säuglingsbotulismus auf, die sich auf Bakterien oder Sporen aus Honig zurückführen lassen. Aus den USA sind Fälle bekannt, in denen Ahornsirup der Auslöser war. Unbedenklich sind dagegen Fertigprodukte, wie Brei, die Honig enthalten. Sie werden zuvor auf hohe Temperaturen erhitzt, sodass die Bakterien und ihre Sporen absterben.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/15 auf Seite 24.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

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