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Tiere in der Apotheke

(K) EINE „SÜSSE“ KRANKHEIT

Ständig Durst, dauernd Hunger und trotzdem verliert der Vierbeiner zuhause an Gewicht? Vielleicht steckt Diabetes dahinter. Die Erkrankung wird auch bei Hunden und Katzen immer häufiger festgestellt.

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Diabetes mellitus ist eine Erkrankung, bei der Glukose nicht in ausreichendem Maße in die Zelle aufgenommen wird. Dementsprechend ist zu wenig Glukose in der Zelle und zu viel im Blut. Die Ursache hierfür liegt meist in einer ungenügenden Insulinsekretion oder einer Unempfindlichkeit gegenüber Insulin .

Rund 40 000 tierische Diabetiker Bei Tieren spielen viele Faktoren bei der Entstehung eines Diabetes mellitus eine Rolle, zum Beispiel Bewegungsmangel, falsche Ernährung und Übergewicht. Der sekundäre Diabetes mellitus, bei dem erhöhte Blutzuckerwerte nicht durch Insulinmangel, sondern durch andere Hormonwechselwirkungen ausgelöst werden, ist bei Tieren seltener.

Hunde erkranken meist im mittleren Alter zwischen sieben und neun Jahren, wobei Diabetes bei unkastrierten Hündinnen häufiger vorkommt als bei Rüden. Bei Katzen besteht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko ab einem Alter von etwa zehn Jahren. Kastrierte, übergewichtige Kater sind am häufigsten betroffen. Diabetes mellitus kommt auch bei Heimtieren wie dem Kaninchen oder Meerschweinchen vor.

Polydipsie, Polyurie, Apathie Erste Anzeichen bei Hunden und Katzen sind gesteigerter Durst (Polydipsie) und vermehrter Urinabsatz (Polyurie). Trotz guten Appetits sinkt das Körpergewicht. Auch Tiere, die anfänglich übergewichtig waren, können regelrecht abmagern. Viele haben ein trockenes, glanzloses Fell. Ist durch den Diabetes eine Ketoazidose entstanden, ist der Hund oder die Katze apathisch, hat keinen Appetit und erbricht eventuell. Katzen können auch unter Appetitlosigkeit leiden. Da oft übergewichtige Katzen erkranken, fällt die Gewichtsabnahme zunächst aber kaum auf.

Im fortgeschrittenen Stadium kann eine Linsentrübung entstehen, die auch zur plötzlichen Blindheit führen kann. Katzen sacken mit den Hinterpfoten ein (Fersengang). Durch Laboruntersuchungen von Blut und Urin wird die Diagnose gesichert. Die Normalwerte für Blutglukose liegen bei circa 75 bis 108 mg/dl (4,2 bis 6,0 mmol/l). Die Werte können je nach Labor variieren.

Gedreht, nicht geschüttelt Wichtig ist die richtige Aufbewahrung von Insulin; es muss im Kühlschrank gelagert werden. Etwa fünf Minuten vor dem Spritzen sollte das Fläschchen aus dem Kühlschrank genommen und in der Hand vorsichtig hin- und hergedreht werden (nicht schütteln!). So kann sich das Insulin gleichmäßig in der Flüssigkeit verteilen. Zur Ersteinstellung muss dem Tier regelmäßig Blut abgenommen werden, damit der Blutzuckerspiegel bestimmt werden kann. Häufig muss ein sogenanntes Tagesprofil erstellt werden, das heißt, es wird mehrmals über den Tag verteilt der Blutzuckerwert gemessen, um eine Verlaufskurve zu erstellen. Danach wird einmal wöchentlich kontrolliert.

THERAPIE GEHT UNTER DIE HAUT
Im Allgemeinen lässt sich Diabetes durch Insulinspritzen gut kontrollieren. Da diese Behandlung dauerhaft nötig ist, muss der Tierbesitzer die Injektionen zu Hause durchführen. Diese einfache Technik wird zusammen mit dem Tierarzt zuvor geübt, ebenso der Umgang mit Spritzen und Kanülen. Die Behandlung mit Tabletten ist bei Haustieren nicht möglich.

Nach ungefähr einem Monat sollte das Tier eingestellt sein. Wenn die richtige Dosis gefunden ist, zeigt sich in der Regel schnell eine Besserung: Wasseraufnahme und -ausscheidung normalisieren sich, das Tier wird lebhafter und das Fell bekommt bald wieder seinen alten Glanz zurück. Da der Bedarf an Insulin noch schwanken kann, sollte der Harn- und Blutzuckerspiegel zu Hause weiterhin kontrolliert werden. Wenn das Tier eingestellt ist, ist circa alle drei Monate ein Kontrollbesuch in der Tierarztpraxis erforderlich. Der angestrebte niedrigste Wert des Blutzuckers sollte bei 100 bis 125 mg/dl (5,5 bis 6,9 mmol/l) liegen.

Fütterung ist entscheidend Hunde sollten, wenn möglich, jeweils vor den Insulininjektionen alle zwölf Stunden gefüttert werden. Katzen dürfen über den Tag verteilt fressen. Sinnvoll ist die Gabe einer rohfaserreichen und energiearmen Diät beziehungsweise eines speziellen Diabetikerfutters. Auch wenn Anweisungen sorgfältig befolgt werden, kann es manchmal zu einer Unterzuckerung kommen, zum Beispiel wenn das Tier seine Mahlzeit nicht ganz auffrisst. Es wird schlapp und schwankt, fällt eventuell sogar um und wird bewusstlos.

Für diesen Fall sollte immer eine kleine Menge schnell verfügbarer Glukose vorhanden sein. Es eignen sich Honig, Traubenzucker oder, wenn das Tier noch freiwillig frisst, auch normales Futter. Faustregel: Ein Gramm Zucker pro Kilogramm Körpergewicht. Das Tier muss umgehend zum Veterinär gebracht werden! Bei frühzeitiger Diagnose, korrekter Einstellung und Fütterung sowie regelmäßiger Kontrolle sind die Lebenserwartung und Lebensqualität gut.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/15 ab Seite 114.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

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