Hund mit Insekt © kozorog / iStock / Getty Images Plus
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Tiere in der Apotheke

JOSCHI JUCKT,S

Haustiere können genau wie Menschen prinzipiell auf fast alles allergisch reagieren. Allergien äußern sich bei Hunden und Katzen seltener durch Atemwegsbeschwerden, sondern meist in Form von Juckreiz und entzündeter Haut.

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Häufige Allergieauslöser sind Flohspeichel, Pollen, Hausstaub (Milben), Nahrungsmittel und Schimmelpilze. Auch Insekten, zum Beispiel Stechmücken oder Wespen, oder ein Kontaktallergen, zum Beispiel im Shampoo, können allergische Reaktionen verursachen. Typische Symptome sind haarlose Stellen, ausgerissene oder abgebrochene Haare mit teilweise stark geröteter Haut, Krusten, Schuppen und kreisrunde, stark gerötete, nässende Hautveränderungen, die durch häufiges Kratzen, Benagen und Belecken des Körpers und der Pfoten entstehen. Diese Hautläsionen sind meist mit sehr intensivem Juckreiz verbunden und treten vor allem an Bauch, Innenschenkel, Hals und Kopf auf. Auch Störungen des Magen-Darm-Traktes wie chronischer Durchfall und chronische oder rezidivierende Ohr- und Augenentzündungen können auf Allergien zurückzuführen sein.

FlohspeicheldermatitisDie Flohbissallergie oder die Flohspeicheldermatitis ist die häufigste allergisch bedingte Hauterkrankung beim Hund, wobei das Allergen der Flohspeichel ist. Sie wird vor allem durch den Katzenfloh ausgelöst – auch bei Hunden. Der Biss bereits eines einzigen Flohs reicht aus, um eine allergische Reaktion auszulösen. Die Vierbeiner leiden unter starkem Juckreiz auf Hals, Rücken, Kruppe, Schwanzansatz; im Bereich der Innenschenkel sind oft Pusteln und Krusten erkennbar. Auch bakterielle Sekundärinfektionen können Folgen einer Flohspeichelallergie sein. Die Diagnosestellung erfolgt durch den Nachweis von Flöhen beziehungsweise von Flohkot.

Allerdings muss hier unbedingt beachtet werden, dass es gerade bei Tieren mit schwerer Flohbissallergie oft nicht möglich ist, Flöhe oder Flohkot zu finden, da die betroffenen Tiere nach nur wenigen Flohbissen so starken Juckreiz entwickeln, dass sie die Flöhe durch intensives Lecken und Beißen sozusagen selbst eliminieren. Das heißt, dass auch bei nicht erfolgtem Nachweis von Flöhen und Flohkot durchaus eine Flohbissallergie vorliegen kann. Die Diagnose „Flohbissallergie“ wird daher hauptsächlich durch die erfolgreiche Flohbehandlung entweder bestätigt oder widerlegt. Da Flöhe bei Hunden und Katzen sehr oft und nahezu ganzjährig vorkommen und nicht nur Hautkrankheiten verursachen, sondern auch Bandwürmer übertragen können, wird eine regelmäßige und konsequente Flohkontrolle aller im Haus gehaltenen Hunde und Katzen empfohlen.

Die Prophylaxe und Therapie durch Spot-on-Präparate ist somit ein wichtiger Beitrag für die Gesunderhaltung. Diese Antiparasitika sind einfach anzuwenden und wirken schnell und hochselektiv nur im Nervensystem von Parasiten, sodass die Mittel in der Regel sehr gut verträglich sind. Nach dem Auftragen der Spot-on-Lösung verteilt sich der Wirkstoff innerhalb von ein bis zwei Tagen auf die gesamte Körperoberfläche. Daneben gibt es weitere Darreichungsformen zur Flohbekämpfung, wie zum Beispiel Sprays, Tabletten oder Shampoos. Auch gründliches Staubsaugen und die Reinigung der Umgebung, insbesondere der bevorzugten Schlafplätze, Decken, Kissen sowie Bezüge, mit denen das Tier in Kontakt gekommen ist, gehört zu einer effektiven Flohbekämpfung. Eine fehlende Wirksamkeit dieser Therapie ist in der Regel auf mangelnde Compliance zurückzuführen.

Bei starkem Flohbefall oder wenn das Wirtstier nicht mehr verfügbar ist, befallen die Flöhe auch Menschen. Sie können bis zu zwei Monate in Teppichen oder Polstermöbeln ausharren und dann mit einem Sprung von knapp einem Meter ihr Opfer befallen.

Nahrungsmittelallergien Auch Nahrungsmittelallergien werden in der Kleintierpraxis beobachtet, wenn auch seltener als die Flohbissallergie. Die am häufigsten isolierten Futterantigene sind bei Hunden Rind, Milchprodukte, Huhn, Lamm und Weizen; bei der Katze liegen vor allem Allergien auf Rind, Fisch, Huhn, Milchprodukte, Weizen und Mais vor. Besteht der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie, wird eine Eliminationsdiät durchgeführt. Diese besteht aus einer Protein- und einer Kohlenhydratquelle, die für den Patienten jeweils neu ist. Da die meisten Futtermittel Rind, Kalb, Schwein, Fisch, Huhn und Weizen enthalten, sind sie für allergische Vierbeiner eher ungeeignet. Um bei Katzen die Compliance zu verbessern, wird für sie die ausschließliche Fütterung von Fleisch – das heißt ohne Kohlenhydrate – empfohlen.

Eine Diät besteht beispielsweise aus Schaf- oder Lammfleisch, etwas Salz und Wasser plus einem Teelöffel Sonnenblumenöl. Diese Diät muss konsequent eingehalten werden. Dabei muss beachtet werden, dass sich die Erkrankung in erster Linie ebenfalls über die Haut manifestiert, während nur circa 10 bis 20 Prozent der Symptome im Magen-Darm-Trakt auftreten. Auch wenn es nicht mehr zu Durchfall und Erbrechen kommt, können die Hautveränderungen und der Juckreiz durchaus noch eine Zeit lang bestehen bleiben. Kann also die Magen-Darm-​Symptomatik, wie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Diarrhoe und abdominale Schmerzen, durch diese Diät gelindert werden, der Juckreiz jedoch nicht, liegt sehr wahrscheinlich auch keine Nahrungsmittelallergie vor, und es muss nach anderen Ursachen gefahndet werden.

Atopische Dermatitis Die Atopische Dermatitis (AD) ist eine sehr häufig diagnostizierte Hauterkrankung bei Hunden, die auf allergischen Reaktionen unter anderem gegenüber Pollen, Schimmelpilzen oder Hausstaubmilben beruht. Bei bestimmten Rassen wird eine familiäre Häufung festgestellt; dazu gehören der Boston Terrier, Cairn Terrier, West Highland White Terrier, Golden und Labrador Retriever, Boxer, Dalmatiner und der Deutsche Schäferhund. Juckreiz und das ständige Belecken der Pfoten sind typische Symptome. Um eine Atopie nachweisen zu können, wird die Durchführung eines Hauttests empfohlen. Auch das Fressen von Gras kann zu einer Atopie führen. Dies wird oftmals als eine Futtermittelallergie gedeutet, was aber nicht stimmt; vielmehr werden die Gräserpollen eingeatmet, sodass es sich letztlich um eine Inhalationsallergie handelt.

Allergien und Juckreiz lindern Neben den bereits erwähnten Maßnahmen wie Flohkontrolle und Eliminationsdiät gilt es in erster Linie, den oft starken Juckreiz einzudämmen. Meistens werden Antihistaminika verschrieben, die im Allgemeinen gut vertragen werden. Die Gabe von essenziellen Fettsäuren hat sich ebenfalls als erfolgreich erwiesen. Antibiotika werden dann eingesetzt, wenn es bedingt durch das ständige Kratzen zu einer bakteriellen Sekundärinfektion der Haut kommt. Die Hyposensibilisierung setzt sich auch in der Tiermedizin immer mehr durch. Das Allergen, das zuvor mittels Hauttest identifiziert wurde, wird in ansteigender Dosis injiziert.

Damit soll die Empfindlichkeit gegen bestimmte Allergene vermindert werden. In vielen Fällen kann dies zumindest zu einer deutlichen Linderung führen. Die Hyposensibilisierung ist vor allem geeignet für die Flohspeichel-​Allergie und die Atopische Dermatitis. Kann der Juckreiz nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden, muss eine Behandlung mit Cortison erfolgen. Auch wenn Corticoide bekanntlich Nebenwirkungen hervorrufen, haben sie sich als eine erste Maßnahme zur Linderung des Juckreizes bewährt und können ebenso wie Juckreiz-lindernde Hautsprays die Lebensqualität des Vierbeiners deutlich verbessern.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/19 ab Seite 95.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin und Medizinjournalistin

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