© Beat Ernst, Basel

Giftpflanzen

HUNDSPETERSILIE

Wildkräutersammler sollten die giftige Hundspetersilie erkennen, um sie nicht mit anderen essbaren Pflanzen wie der Garten- oder der Echten Petersilie zu verwechseln – dies könnte sonst fatale Folgen haben.

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Aethusa cynapium ist ein ein- bis zweijähriges krautiges Gewächs aus der Familie der Doldenblütler , das imposante Wuchshöhen bis zu 100 Zentimetern erreicht. Die giftige Pflanze ist in ganz Europa verbreitet. Sie benötigt einen stickstoffhaltigen Boden und ist damit ein typisches Ackerunkraut, das sich gerne den Wegen entlang und auf angrenzenden Weiden ausbreitet. Die Hundspetersilie besiedelt zudem Weinberge und Hausgärten, da diese Böden nährstoffreich sind und häufig aufgelockert werden.

Glänzend und scharf Aus einer spindelförmigen, weißen Wurzel hebt sich ein walzenförmiger, an den Blütenstandsverzweigungen kantiger Stängel aufrecht empor. Er ist glatt und kahl, oft weinrot überlaufen sowie bläulich bereift und im oberen Teil ästig. Daran sitzen wechselständig gestielte Blätter. Sie haben eine dreieckige Form und sind zwei- bis dreifach gefiedert. Auf ihrer Unterseite glänzen sie stark, worauf der Gattungsname Aethusa aufmerksam macht. Er leitet sich vom griechischen Wort aithusa = glänzen ab. Eine andere Deutung nimmt auf das griechische Wort aitho = brennen Bezug und charakterisiert damit sowohl den scharfen, brennenden Geschmack der Pflanze als auch ihre giftige Wirkung, die mit einem Brennen im Mund beginnt.

Zum Verwechseln ähnlich Der starke Glanz der Blätter ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zur Gartenpetersilie (Petroselinum crispum), die auch als Echte Petersilie bezeichnet wird. Das Küchenkraut besitzt zwar matte Blätter, die aber von der Form her denen der Giftpflanze sehr ähneln, was leicht zu Verwechselungen führen kann. Die Ähnlichkeit der Blätter kommt auch im deutschen Namen Hundspetersilie zum Ausdruck.

Die Vorsilbe Hunds- weist wiederum auf die giftige und damit für den Menschen wertlose Pflanze hin. Auch der lateinische Artname cynapium, der von griech. kynos = Hund und lat. apium = Sellerie, ebenfalls ein Doldengewächs, ist so zu verstehen. Weiterer Unterschied zur aromatisch duftenden essbaren Petersilie ist der unangenehme, an Knoblauch erinnernde Geruch der zerriebenen Blätter der Giftpflanze. Außerdem bildet die Hundspetersilie von Juni bis Oktober weiße Doldenblüten, während die Gartenpetersilie sich durch gelblich- grüne Blütenstände auszeichnet. Von anderen weiß blühenden Doldenblütlern lässt sich die Hundspetersilie durch die drei langen lanzettlichen Hüllblätter abgrenzen, die bei ihr typisch nach unten zeigen.

Giftige Mischung Die Hundspetersilie enthält in allen Pflanzenteilen ein giftiges Polyingemisch, das vor allem aus Aethusin sowie aus Aethusanol A und Aethusanol B besteht, außerdem sind coniinartige flüchtige Alkaloide vom Piperidintyp enthalten. Aethusin ist strukturell eng verwandt mit dem giftigeren Cicutoxin des Wasserschierlings (Cicuta virosa L.). Der höchste Giftgehalt mit bis zu einem Prozent findet sich im Wurzelstock der Hundspetersilie, 0,2 Prozent sind im Kraut enthalten.

KRAUSE PETERSILIE BEVORZUGT
Die Gartenpetersilie (Petroselinum crispum) wurde ursprünglich mit krausen Blättern gezüchtet und angebaut, um bei der Ernte Verwechselungen mit der Hundspetersilie auszuschließen.

Im Gegensatz zum Schierling gehört aber die Hundspetersilie nicht zu den hoch toxischen Pflanzen, bei denen schon geringste Mengen höchst gefährlich werden können. Obwohl keine Angaben zur letalen Dosis beim Menschen existieren, geht man davon aus, dass erst die Aufnahme großer Mengen zu ernsthaften Folgen führt.

Vergiftungssymptome Das Toxin wird schnell von der Schleimhaut, aber auch durch unverletzte Haut aufgenommen. Innerhalb von vier Stunden ist das Gift zu 95 Prozent im ganzen Körper verteilt. Erste Vergiftungserscheinungen beginnen eine Stunde nach Aufnahme des Giftstoffes. Eine orale Applikation führt zu einem Brennen im Mund, erhöhtem Speichelfluss, Übelkeit und starkem Erbrechen. Eine Schocksymptomatik mit jagendem Puls, Kaltschweißigkeit, Pupillenerweiterung mit Sehstörungen und Bewusstseinseintrübung bis hin zur Atemlähmung können folgen.

Verwendung In prähistorischen Zeiten war die Hundspetersilie wahrscheinlich ein Nahrungsmittel, wie verschiedene Funde von Früchten in Töpfen aus der Bronze- und Eisenzeit vermuten lassen. Im Mittelalter wurden Wurzel und Kraut von Aethusa cynapium als Radix et Herba Cynapi s. Cicutae minoris offizinell und waren als ein beruhigendes und auflösendes Mittel gebräuchlich. So sollte der Saft der Hundspetersilie zur Auflösung von Harngrieß und als Kataplasma dienen. Heute nutzen Homöopathen Zubereitungen von Aethusa cynapium zur Linderung zerebraler, vegetativer und gastrischer Symptome, wobei vor allem die Indikationen Schwangerschaftserbrechen, Reiseübelkeit und Brechdurchfall mit Magenkrämpfen im Mittelpunkt stehen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/15 ab Seite 102.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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