Auf Reisen

HOMÖOPATHIE

Auch im Sommer, für viele Menschen die schönste Reisezeit, können akute Erkrankungen das Wohlbefinden beeinträchtigen. Der Beitrag informiert Sie über einige wichtige homöopathische Arzneien, die bei keinem Urlaub fehlen sollten.

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Wie immer in der Homöopathie sollte das auszuwählende Arzneimittel möglichst gut zu den Beschwerden des erkrankten Menschen passen. Achten Sie möglichst genau auf die vorliegenden Symptome und beantworten Sie dann die folgenden Fragen: Gab es einen Auslöser? Welcher Art sind die Hauptbeschwerden? Was verbessert, was verschlechtert die Beschwerden?

Bestehen begleitende Symptome? Durch den Abgleich mit den charakteristischen Merkmalen der beschriebenen homöopathischen Arzneien sollte es schnell gelingen, die „richtige“ Arznei auszuwählen. Für die Behandlung akuter Krankheiten in der Offizin hat sich die homöopathische Potenz D12 als wirksame und zugleich praktisch nebenwirkungsfreie Darreichung bewährt.

Reisekrankheit Bereits die Anfahrt zum Urlaubsort kann zur Qual werden, wenn Reisende unter einer Kinetose leiden. Fahren in verschiedenen Verkehrsmitteln löst dann eine mitunter heftige Reaktion des Magen-Darm-Traktes aus. In der Regel gilt es, zwischen zwei bewährten Arzneien zu differenzieren: Werden Übelkeit und Erbrechen von Schwindel begleitet, der zum Liegen zwingt und sich beim Aufrichten stark verschlechtert, sollte die Wahl auf Cocculus fallen. Bei Erbrechen, das mit heftigster Übelkeit, Blässe und Schwitzen einhergeht , denken Sie an Tabakum.

Sonnenbrand Übermäßiger Sonnengenuss kann unserer Haut schwer zu schaffen machen. Die Zunahme des schwarzen Hautkrebses steht mit der Häufigkeit und Intensität durchlebter Sonnenbrände, insbesondere im Kindesalter, in engem Zusammenhang. „Vorbeugen“ durch konsequenten Sonnenschutz, zum Beispiel Vermeiden der Mittagssonne und Tragen schützender Kleidung, ist alle mal besser als „Heilen“.

Ist es jedoch zu einem Sonnenbrand gekommen, ist die Haut rot, heiß und brennt, heißt das wichtigste Heilmittel Belladonna. Die Wirkung erstreckt sich auch auf den typisch pulsierend, klopfenden Kopfschmerz, der durch reichlichen Sonnengenuss ausgelöst wird. Jede Erschütterung (Husten, Hüpfen etc.) führt zu einer Verschlechterung. Entwickeln sich bei einer Verbrennung allerdings Brandblasen, ist Cantharis angezeigt – die Blasen füllen sich mit Flüssigkeit, die Haut schmerzt brennend. Ob Verbrennungen durch die Sonne oder einen anderen Umstand ausgelöst wurden, ist für die Verwendung der Arzneien einerlei.

Insektenstiche Auch heftige Reaktionen auf Insektenstiche (Mücken, Wespen, Bienen etc.) können das Urlaubsvergnügen trüben. Bei den entstehenden Beschwerden handelt es sich selten um echte allergische Reaktionen. Entwickelt sich eine ausgeprägte Schwellung, fühlt sich die Haut heiß an, verschafft Kühlen Linderung heißt die passende Arznei Apis mellifica. Mit zunächst stündlicher Einnahme von drei bis fünf Globuli können Schwellung und Beschwerden schnell abflauen.

Kommt es hingegen zu einer echten allergischen Reaktion mit Schwellung in Mund und Rachen oder Beeinträchtigung der Atmung, sollte der Betroffene schnell einen Arzt aufsuchen. Auch zusätzlich zu den dann angezeigten Medikamenten (Antihistaminika, Kortison) kann die Einnahme von Apis mellifica hilfreich sein.

DIE WICHTIGSTEN ARZNEIEN IM SOMMER UND AUF REISEN
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Reisekrankheit: Cocculus, Tabacum
+ Sonnenbrand: Belladonna
+ Insektenstiche: Apis
+ Verletzungen: Arnika, Calendula
+ Magen-Darmerkrankungen: Arsenicum album, Ipecacuanha, Nux vomica, Okoubaka, Veratrum
   album

Verletzungen Die meist verblüffend schnelle und effektive Heilwirkung von Arnika bei Verletzungen hat viele Betroffene unmittelbar von der Wirksamkeit homöopathischer Arzneien überzeugt und sie zu Anhängern der Homöopathie werden lassen. Am besten wirkt die Arznei nach stumpfen Verletzungen wie Prellungen oder dem typischen „Pferdekuss“ beim Sport. Charakteristisch ist die Entwicklung eines Blutergusses.

Auch bei Quetschverletzungen (Finger in der Autotür), Muskelzerrungen beim Sport und insbesondere bei Vorliegen einer Gehirnerschütterung ist Arnika unverzichtbar. Kommt es hingegen zu einer Schürf- oder Risswunde mit Substanzverlust, kann Calendula die notwendige Neubildung von Gewebe (Granulation) erheblich beschleunigen. Zusätzlich zur Einnahme von Globuli kann die Heilung in den ersten Tagen durch Umschläge mit Calendulatinktur (vermischt mit Wasser) gefördert werden.

Magen-Darm-Erkrankungen Auch bei akuten Magen-Darm-Infekten, gerade im Urlaub keine Seltenheit, hat sich die Einnahme homöopathischer Arzneien bewährt. Je nach Auslöser und Art der Beschwerden wählen Sie bitte einen passenden Wirkstoff. Die wichtigste Arznei bei einer Lebensmittelvergiftung, ausgelöst durch den Verzehr verdorbener Speisen, ist Arsenicum album. Leitend ist der dünne bis wässrige Stuhl, der After ist gereizt und brennt. Der Durchfall kann mit Erbrechen sowie ausgeprägter Schwäche, Frieren und häufig auch begleitender Ruhelosigkeit einhergehen.

Die häufige Gabe der Arznei sollte recht schnell, spätestens nach ein bis zwei Tagen, zu einer deutlichen Besserung des Befindens führen. Sind Durchfall und/oder Erbrechen sehr heftig, ist der Kreislauf in Mitleidenschaft gezogen, verbunden mit dem Gefühl „gleich umzukippen“ kann Veratrum album die rettende Arznei sein. Steht starke, anhaltende Übelkeit mit wiederholten Würgen im Mittelpunkt und führt das ersehnte Erbrechen nur kurzfristig zur Erleichterung, sollte Ihre Wahl auf Ipecacuanha fallen.

Im Urlaub, wie auch im häuslichen Alltag, haben viele Menschen bereits gute Erfahrung mit der Arznei Nux vomica gemacht. Der Auslöser ist meist ein „zu viel“: zu viel Arbeit und Ärger, zu viel schwere Speisen (zu spät am Abend), insbesondere zu viel Alkohol. Am Morgen geht es deutlich schlechter. Übelkeit, Brechreiz, (krampfartige) Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen können die Betroffenen plagen. Charakteristisch für die Verwendung von Nux vomica ist auch die begleitende Entwicklung einer hypochondrisch leidenden Stimmung – verbunden mit Ungeduld und Reizbarkeit, man möchte seine Ruhe haben.

Abschließend sei auf Okoubaka hingewiesen. Die Arznei wurde aus der Pflanzenheilkunde in die Homöopathie übernommen. Im Gegensatz zu den oben genannten Mitteln wird Okoubaka in niedrigen Potenzen, zum Beispiel D4, benutzt. Wenn die Beschwerden nicht so recht zu den beschriebenen Arzneien passen, auch vorbeugend auf Fernreisen eingenommen (zwei bis drei Mal täglich) kann die Arznei hilfreich sein und ihre entgiftende Wirkung entfalten.

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/11 ab Seite 56.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin, Homöopathie

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