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Homöopathie

HILFE BEI KUMMER

Unser seelisches Gleichgewicht wird mitunter von einschneidenden Ereignissen erschüttert. Homöopathische Arzneien können Teil einer ganzheitlichen Strategie sein, um seine „Mitte“ erneut zu finden.

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Bei Acidum phosporicum ist der Auslöser für die seelische Dekompensation meist die Enttäuschung einer tiefen Liebe. Nun wird der Patient von seinem Verlust überwältigt. Apathisch und erschöpft fühlt er sich innerlich leblos, nahezu unfähig, Gefühle zu spüren. Es ist ihm gleichgültig, was um ihn herum vorgeht. Die Schwäche ergreift auch den geistigen Bereich.

Betroffene antworten nur langsam und zögerlich auf Fragen. Schlaf, selbst kurzer Schlaf, bessert den Zustand. Auffallend ist ein Verlangen nach Obst, Fruchtsäften oder anderen erfrischenden Nahrungsmitteln. Acidum phosphoricum ist ein Hauptmittel, wenn Haare nach einem Kummererlebnis ausfallen oder grau werden. Für die Verschreibung dieser Arznei stehen uns kaum körperliche Symptome zur Verfügung, das Erkennen der seelischen Verfassung steht im Mittelpunkt.

Natrium chloratum Tiefe Trauer und lang anhaltender Kummer kennzeichnet hier das Bild. Diese Gefühle können durch Beleidigung, Zurückweisung oder durch den Verlust geliebter Personen ausgelöst werden. Die Betroffenen ziehen sich zurück, bauen eine schützende seelische Mauer um sich auf, um weitere Schmerzen zu vermeiden. Es kommt sehr leicht zur Kränkung, zum Gefühl zurückgesetzt oder beleidigt worden zu sein.

Es entwickelt sich das Bedürfnis, die persönliche Sphäre zu schützen (Kinder ziehen sich in ihr Zimmer zurück, gehen in der Schule nicht auf das WC etc.). Die Betroffenen sind introvertiert, bei Einmischung in das eigene Leben oder wenn ihnen Trost entgegengebracht wird entsteht zornige Abwehr. Man kann die erlittene Kränkung nicht vergessen. Auf dieser Grundlage sind die weiteren charakteristischen Symptome der Arznei nachzuvollziehen: Verlangen nach salzigen Speisen, großes Bedürfnis allein zu sein, Verschlechterung durch Sonne, Hitze und am Meer.

Der Mund kann sehr trocken sein, die Lippen rissig, es entwickeln sich Mundwinkelrhagaden. Typisch sind auch Kopfschmerzen (sie werden als hämmernd empfunden, schlechter durch Lesen und in der Sonne), das Auftreten von Schlafstörungen sowie rezidivierende Herpesausbrüche.

Staphysagria Wenn es nicht gelingt, den wahren Kern des Kummers zu erkennen, kann dieses Arzneimittel leicht mit anderen verwechselt werden. Menschen, die zur Heilung Staphisagria benötigen, erscheinen extrem liebenswürdig, nett und zugewandt. Sie sind außerordentlich empfindsam. Verletzungen werden als Demütigung erlebt. Es entwickelt sich ein tief sitzender Zorn, der aber von den Betroffenen unterdrückt und im Inneren verschlossen wird. Die Kontrolle kann so weit gehen, dass die runtergeschluckte Wut nicht einmal gespürt wird. Sie bleiben lieb und nett und vermeiden jede Konfrontation. Meist sind sie nicht in der Lage, ihre Bedürfnisse zu artikulieren.

In einem späteren Stadium, wenn der innere Groll zunimmt, kann er sich in heftigen, kurzen Wutausbrüchen entladen. Anschließend zittern sie am ganzen Körper und werden von Schuldgefühlen geplagt. Weitere Symptome können die Arzneimittelwahl bestätigen: Verschlimmerung nach (kurzem) Schlaf, Kopfschmerzen, als wäre ein Stück Holz oder eine Holzkugel in der Stirn, rezidivierende Harnwegsinfekte, insbesondere nach Geschlechtsverkehr. Staphysagria hat seine Fähigkeit, harte abgekapselte Tumoren zu heilen, häufig unter Beweis gestellt. Insbesondere lassen sich Gerstenkörner, wenn sie von dieser Beschaffenheit sind, selbst wenn sie schon lange bestehen, mit der Arznei elegant beeinflussen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/14 ab Seite 48.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/Homöopathie

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