Die PTA ermittelt. © markus_marb / fotolia

Tatort Apotheke

HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN

Einige Arzneistoffe beeinflussen die Überleitungsgeschwindigkeit im Elektrokardiogramm, lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, wie die QT-Zeit-Verlängerung, können die Folge sein.

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Maria Bienen ist eine langjährige Stammkundin der Apotheke. Sie bringt heute ein Rezept über Ciprofloxacin gegen eine Blaseninfektion in die Apotheke. Ausgestellt wurde die Verordnung von dem benachbarten Gynäkologen. Als die PTA das Medikament auf die Kundenkarte der Patientin eingibt, erscheint die Meldung der ABDA-Datenbank „Schwerwiegende Folgen möglich – vorsichtshalber kontraindiziert“.

Die Meldung bezieht sich auf die Interaktion mit Citalopram, das die 76-jährige gegen ihre Altersdepression einnimmt. Außerdem ist bekannt, dass die Patientin unter einer koronaren Herzkrankheit leidet.

Pharmakologischer Hintergrund Tachyarrhythmien vom Typ Torsadede-pointes (TdP) beruhen auf einer Repolarisationsverlängerung (im EKG als QT-Zeitverlängerung erkennbar). Risikofaktoren sind genetische Veranlagung, weibliches Geschlecht, höheres Lebensalter, vorbestehende KHK-Erkrankungen, Kalium- oder Magnesiummangel, sowie die Einnahme bestimmter Medikamente. Patienten mit mehreren Risikofaktoren sollten die gleichzeitige Anwendung mehrerer Arzneistoffe, die die QT-Zeit verlängern, vermeiden.

Falls die Therapie beide Arzneistoffe erfordert, sollte die Herzfunktion des Patienten regelmäßig überwacht werden. Verlängerungen der QT-Zeit spürt der Patient nicht. Treten in der Folge jedoch Herzrhythmusstörungen auf, können Schwindel und Ohnmachtsanfälle diese ankündigen. Sowohl Citalopram als auch Ciprofloxacin können die QTZeit verlängern. Eine aktuelle Übersicht über weitere Arzneistoffe mit dieser unerwünschten Wirkung ist unter www.azcert.org zu finden.

Zurück zum FallDie PTA fragt die Kundin, ob der Gynäkologe ihre sonstigen Medikamente kenne. Sie verneint und erkundigt sich, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei. Die PTA beruhigt Maria Bienen und erklärt ihr, dass es wegen ihrer sonstigen Medikamente und der Herzerkrankung immer wichtig sei, auch jeden anderen Arzt neben dem Hausarzt darüber zu informieren. So könne vermieden werden, dass sich Medikamente untereinander stören und gar unerwünschte Wirkungen erzeugen.

Bezüglich des neu verordneten Antibiotikums würde sie gerne den Arzt anrufen und klären, ob ein anderes vielleicht für ihre Krankheitsgeschichte besser geeignet sei. Die Patientin willigt ein, die PTA zieht die Apothekerin hinzu und diese ruft den Arzt an. Er entscheidet aufgrund der neuen Information, dass Frau Bienen ein fosfomycinhaltiges Granulat anstelle der Ciprofloxacin- Tabletten erhalten soll. In der Kombination mit allen anderen Medikamenten besteht so kein Risiko für unerwünschte Wechselwirkungen.

Die PTA erläutert nun Frau Bienen die Einnahme des Granulats und bietet ihr an, von allen Medikamenten eine Medikationsliste zusammenzustellen, die sie zusammen mit dem Hausarzt besprechen solle. „So haben Sie immer eine gültige Aufstellung aller Medikamente bei sich, wenn Sie einen anderen Arzt aufsuchen. Genauso können Sie diese auch in der Apotheke zeigen, wenn Sie sich selber etwas kaufen. So haben Sie einfach mehr Sicherheit im Umgang mit Ihren Medikamenten!“ Von der Apothekerin erhält die PTA ein dickes Lob, dafür, dass sie so umsichtig die Medikation überprüft hat und diese relevante Interaktion festgestellt hat.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/15 auf Seite 28.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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