© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Heilpflanzen

HEILENDE WURZELN

Die Wurzeln der Kapland-Pelargonie sind seit Jahrhunderten ein traditionelles afrikanisches Heilmittel der Zulu-Medizinmänner. Längst haben sie in Europa wissenschaftliche Anerkennung gefunden.

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Die Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides DC.) gehört zu der sehr artenreichen Gattung der Storchenschnäbel (Pelargonium) aus der Familie der Storchenschnabelgewächse (Geraniaceae). Es ist ein kleiner Strauch, der Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimetern erreicht. Er ist in Südafrika heimisch, wo er in den küstennahen Regionen bis in Höhenlagen von 2000 Metern an steilen Hängen, auf Hügelkuppen und Bergspitzen anzutreffen ist.

Der deutsche Name der südafrikanischen Pelargonie nimmt auf ihr natürliches Verbreitungsgebiet Bezug. Es erstreckt sich von Lesotho über das südwestliche Transvaal und das Orange Free State bis in den Nordosten des Kaplandes. Dort kommt die genügsame Pflanze mit nährstoffarmen und nicht sehr tiefgründigen Böden zurecht. Voraussetzung ist eine durchlässige sandige Erde, Staunässe verträgt die Kapland-Pelargonie nicht.

Ungewöhnliche Blütenfarbe Pelargonium sidoides zeichnet sich durch kleine, kräftig dunkel gefärbte Blüten aus. Sie leuchten von Juli bis September tiefrot bis lila-schwarz und sind in Scheindolden angeordnet. Ihre Blätter haben eine herzförmige Form mit abgerundeter Spitze und einem fein gelappten Rand. Sie fühlen sich wegen der zahlreichen kleinen Drüsenhärchen samtartig an und haben eine blass-grüne bis silbrige Farbe.

Storchenschnabelähnliche Früchte Pelargonien werden häufig fälschlicherweise als Geranien bezeichnet, da sie den bei uns winterharten Stauden, den Storchenschnäbeln oder Geranien, äußerlich sehr ähneln. Beide Gattungen gehören zwar zur gleichen Familie, grenzen sich aber in mehreren Eigenschaften deutlich voneinander ab. Nicht nur, dass Pelargonien in unserer Klimazone nicht winterhart sind. Ihr wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist der Blütenaufbau.

Beide Gattungen besitzen fünf Blütenblätter, die aber unterschiedlich angeordnet sind. So bilden die Pelargonien zygomorphe Blüten, also Blüten mit einer Spiegelebene, während Geranien radiärsymmetrische Blüten mit mehreren Spiegelebenen besitzen. Gemeinsam sind beiden Gattungen aber die für die Familie der Storchenschnabelgewächse typischen Früchte. Ihre länglich spitze Form gleicht dem Schnabel eines Storches, worauf der Gattungsname Pelargonium Bezug nimmt (griech. pelargos = Storch).

Schwerer Husten Medizinisch genutzt wird die Wurzel. Die bis zu 3,5 Zentimeter dicken Wurzelstücke sind von einer dunklen, teilweise rötlich- braunen in Längsrichtung gefurchten Rinde umgeben und bis zu 15 Zentimeter lang. Dabei wechseln sich knollige Abschnitte mit unverdickten und langgestreckten Bereichen ab. Anwendungsgebiet und verwendeter Pflanzenteil haben zum gängigen Synonym Umckaloabowurzel für die Pelargonie geführt.

Umckaloabo geht auf zwei Begriffe der Zulu- Sprache zurück, die in großen Teilen Südafrikas gebräuchlich ist. So bedeutet „umKhulkane“ so viel wie „Beschwerden/ Erkrankung der Lunge“ und „uUhlabo“ heißt „Schmerzen im Brustbereich“, was sinngemäß mit „schwerer Husten“ übersetzt wird.

Traditionelle Volksmedizin In der afrikanischen Heilkunde spielte die Umckaloabowurzel schon seit Jahrhunderten bei der Behandlung von Atemwegsentzündungen eine große Rolle. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden im Zuge der Kolonialisierung Afrikas Dekokte der Pflanze und ihre heilkundliche Bedeutung auch bei den europäischen Siedlern allmählich bekannt. Bei uns bekam schließlich Pelargonium sidoides medizinische Anerkennung, nachdem Ende des 19. Jahrhunderts ein tuberkulosekranker englischer Major erfolgreich mit der Droge geheilt wurde.

Er brachte die Pflanze nach Europa mit, wo sie seit Mitte des 20. Jahrhunderts phytotherapeutisch gegen Atemwegsinfekte zum Einsatz kommt. Arzneilich werden nicht nur die getrockneten, unterirdischen Organe (Pelargoniumwurzel – Pelargonii radix) von Pelargonium sidoides genutzt. Das Europäische Arzneibuch (Ph. Eur.) sieht auch die Verwendung einer zweiten südafrikanischen Pelargonium-Art, Pelargonium reniforme Curt., vor. Während früher üblicherweise Wildsammlungen zur Rohstoffbeschaffung dienten, stammt das Pflanzenmaterial heute vorwiegend aus kontrolliertem Plantagenanbau.

Studien zeigen eine gute Wirkung bei Bronchitis, Schnupfen und Halsentzündungen.


Wissenschaftlich anerkannt
In den Wurzeln finden sich zahlreiche – teilweise noch nicht identifizierte – Inhaltsstoffe, von denen die Polyphenole, Gerbstoffe und Cumarine einen großen Anteil an der pharmakologischen Wirkung haben. Inzwischen konnten wissenschaftliche Untersuchungen immunmodulatorische, antiinfektive (antiviral und antibakteriell) sowie sekretomotorische und sekretolytische Effekte für einen alkoholischen Wurzelextrakt aus Pelargonium sidoides aufzeigen, wobei davon ausgegangen wird, dass der Gesamtextrakt für die therapeutische Wirkung verantwortlich ist. Achtung Da Extrakte mit Pelargonii radix Cumarine enthalten, sollten sie nicht von Patienten eingenommen werden, die Gerinnungshemmer einnehmen.


Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 32.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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