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Tiere in der Apotheke

HASI IST ANSPRUCHSVOLL

Als Heimtiere sind Kaninchen vor allem bei Kindern sehr beliebt. Kaninchen sind jedoch keine unkomplizierten Kuscheltiere. Um sie artgerecht zu halten und richtig zu füttern, muss man einiges wissen.

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Kaninchen sind äußerst soziale Wesen, und allen Tieren sozial lebender Arten müssen angemessene Sozialkontakte mit Artgenossen ermöglicht werden. Kaninchen dürfen deshalb nicht alleine gehalten werden, sie brauchen mindestens einen Artgenossen, nicht aber andere Haustiere beispielsweise wie Meerschweinchen. Zwei weibliche Tiere vertragen sich in der Regel gut, vor allem, wenn sie bereits als Jungtiere aneinander gewöhnt werden. Dagegen ist es nahezu un- möglich, männliche, unkastrierte Tiere gemeinsam zu halten. Kastrierte männliche Tiere verhalten sich dagegen unkompliziert, da sie weniger territorial sind und seltener Harnspritzen und Kotmarkieren. Kastraten kämpfen auch seltener mit anderen Kaninchen.

Nicht hochnehmen Hauskaninchen können zwar relativ stark auf ihren Halter fixiert sein, es muss jedoch berücksichtigt werden, dass Kaninchen es nicht mögen, herumgetragen zu werden. Da sie Fluchttiere und schreckhaft sind, erstarren sie dabei vor Schreck und können kratzen und beißen. Es ist daher sinnvoll, dass Kaninchen mit einem Artgenossen oder einer Gruppe in einem artgerecht gestalteten Gehege leben. Auf diese Weise kann man ihr natürliches Verhalten beobachten, ohne dass die Tiere festgehalten oder aus dem Gehege herausgenommen werden müssen.

Kaninchen dürfen niemals an den Ohren hochgenommen werden. Grundsätzlich muss ein Kaninchen vorsichtig gehandhabt werden, denn beim Hochnehmen spannt es sein Hinterteil an, um mit den Hinterpfoten auszuschlagen. Die heftigen Abwehrbewegungen können eine Wirbelfraktur zur Folge haben. Das empfindliche Skelett eines Kaninchens ist sehr anfällig gegenüber Frakturen, die mit Schmerzen, operativen Eingriffen und einem wochenlangen Erholungszeitraum einhergehen oder schlimmstenfalls sogar zu irreparablen Lähmungen führen können.

Viel Auslauf Kaninchen können sowohl in der Wohnung als auch ganzjährig im Garten oder auf dem Balkon gehalten werden. Ein Leben im Garten entspricht der natürlichen Lebensweise eher, eine Haltung in der Wohnung ist aber auch möglich, solange der Stall artgerecht gestaltet wird. Wichtig ist, dass die Tiere genügend Platz haben, um sich aus dem Weg gehen zu können. Je weniger Platz, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Tiere nicht vertragen. In der Gesetzgebung sind nur Minimalflächen angegeben. Ein handelsüblicher Käfig kann daher nie der Lebensraum für Kaninchen sein!

Wenn immer möglich sollten die HalterInnen ihren Tieren mehr Fläche bieten, zum Beispiel durch den Einbau einer erhöhten Fläche, durch horizontales oder vertikales Verbinden zweier Käfige und regelmäßigen Auslauf. Idealerweise sollten sich Kaninchen rund um die Uhr überall frei bewegen können, ähnlich wie Hunde und Katzen. Da Kleintiere einen sehr ausgeprägten Fluchtinstinkt haben, brauchen sie zudem Höhlen und Versteckplätze, in die sie flüchten und sich zurückziehen können, um sich sicher zu fühlen. Allgemein gilt laut Gesetzgebung: Tiere müssen so gehalten werden, dass ihre Körperfunktionen, ihr Verhalten und ihre Anpassungsfähigkeit nicht beeinträchtigt werden.

Unterkünfte und Gehege müssen mit geeigneten Futter-, Tränke-, Kot- und Harnplätzen, Ruhe- und Rückzugsorten, Beschäftigungsmöglichkeiten und verschiedenen Klimabereichen versehen sein. Kaninchen sind sehr hitzeempfindlich und benötigen daher Schattenplätze, um einen Hitzschlag zu vermeiden. Auch Schutz vor Nässe und Zugluft ist erforderlich. Dagegen sind Kaninchen Kälte gegenüber weniger empfindlich. Haltung und Pflege sind dann angemessen, wenn sie den Bedürfnissen der Tiere gemäß den Erkenntnissen der Physiologie, Verhaltenskunde und Hygiene entsprechen – das gilt auch für die Fütterung, denn die Verdauung der Kaninchen weist einige Besonderheiten auf.

Caecotrophie Das Kaninchen ist ein nicht wiederkäuender Pflanzenfresser mit einem einhöhligen Magen. Der Mageninhalt wird durch die großen Futtermengen, die Tag und Nacht gefressen werden, laufend mechanisch weitertransportiert. Die Fermentierung der im Futter enthaltenen Zellulose findet im Blinddarm, dem Caecum, statt. Im Vergleich zu anderen Tierarten ist der Blinddarm des Kaninchens sehr groß – größer als der Magen – und kann bis zu einem Drittel des Abdomens ausfüllen. Der Blinddarm verdaut die Zellulose vor und sondert dann halb verdauten Blinddarmkot – Caecotrophen – in den Dickdarm aus. Im Aussehen unterscheidet der Blinddarmkot sich deutlich vom normalen Kot.

So besteht er aus zusammenhängenden, rundlichen Gebilden, die traubenförmig zusammenkleben. Er ist weich, glänzt, hat einen charakteristischen sauren Geruch und wird leicht mit Durchfall verwechselt. Diese gegenüber dem normalen Kot helleren und weicheren, mit einer Schleimschicht überzogenen Kotpellets werden am Ende der Nacht ausgeschieden und von den Kaninchen in beträchtlicher Menge verzehrt. Aufgenommen wird er direkt vom After, sodass dieser Vorgang vom Halter meist unbemerkt bleibt. Die Aufnahme des Weichkots ist ein normales Verhalten und wird als Caecotrophie bezeichnet. Der Blinddarmkot enthält leicht verdauliches Eiweiß und Vitamin B und K und ist wichtig für die Aufnahme dieser Nährstoffe. Die trockenen Kotpellets hingegen enthalten Fasern ohne Nährwert.

Keine Nagetiere Wildkaninchen und die aus ihnen domestizierten Zuchtkaninchen zählen zwar nicht zu den Nagerartigen, sie sind aber dennoch nagefreudig. Ihr Verdauungssystem ist auf rohfaserreiche Gräser und andere Pflanzenteile spezialisiert. Heu als Grundnahrungsmittel sollte immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, ebenso wie Stroh oder Objekte zum Benagen. Geeignete Nageobjekte sind generell frische, ungiftige Äste, beispielsweise Haselnuss-, Weiden- und Tannenästen; geeignet sind außerdem Kernobst, Eiche, Esche, Linde, Birke oder Pappel.

Gutes Nagematerial sind auch Holzstücke und Holzstrukturen in den Anlagen aus naturbelassenem Weichholz. Die beste Voraussetzung für ein langes, gesundes Leben für das Kaninchen sind die Fütterung mit Heu, Stroh, Grünfutter, Wasser und wenig Kraftfutter sowie ausreichend Bewegung. Kaninchen sind dämmerungsaktiv. Der Bewegungsdrang der Tiere ist morgens und abends am stärksten, den restlichen Tag ruhen Kaninchen gern. Diesen natürlichen Tagesablauf muss der verantwortungsvolle Halter akzeptieren.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/19 ab Seite 70.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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