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Sonnenschutz

GUT GESCHÜTZT GENIESSEN

Ohne Sonne können wir Menschen nicht leben – zu viel Strahlung hat akute, aber auch langfristige Folgen für die Haut. Unterstützen Sie Ihre Kunden, gut vorbereitet in den Frühling und Sommer zu starten.

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Nach den dunklen Wintermonaten freut sich jeder über ein paar Sonnenstrahlen. Stimmung und Aktivität der meisten Menschen steigen. Viele reisen schon im Frühling in südliche Länder, um wieder einmal Sonne und damit Wohlbefinden zu tanken. Andere genießen das gute Wetter in heimischen Gefilden.

Sonnenlicht ist wichtig für viele Stoffwechselfunktionen, zum Beispiel, die Aktivierung des Immunsystems, den Serotoninspiegel und die Vitamin-D-Produktion. Insbesondere alte Menschen sollten sich auch im Winter zur Osteoporose-Prophylaxe täglich mindestens 30 Minuten im Tageslicht aufhalten, um die körpereigene Vitamin D-Produktion anzukurbeln. UV-B-Strahlung hat außerdem günstige Effekte bei vielen Hautkrankheiten, zum Beispiel Schuppenflechte oder Neurodermitis.

Für die positiven Wirkungen reicht schon ein geringes Maß an Strahlung. Wird die Haut dieser zu lange oder zu viel ausgesetzt, kommt es zunächst zur Hautrötung oder zum Sonnenbrand, die Prozesse der Hautalterung schreiten voran und die Risiken für die Entstehung von Hautkrebs steigen. Obwohl viele Menschen ihre Sonnenschutzprodukte im Drogeriemarkt kaufen, ist die Apotheke eine wichtige Beratungsstelle für Kunden, die Hautprobleme haben oder einen sehr hohen Lichtschutzfaktor benötigen. PTA und Apotheker können dazu beitragen, das richtige Mittel für die individuellen Bedürfnisse auszuwählen.

Strahlung Sonnenstrahlen lassen sich unter physikalischen Gesichtspunkten in elektromagnetische Wellen unterschiedlicher Längen einteilen. Für die Effekte auf die Haut sind im Wesentlichen die ultraviolette und infrarote (IR) Strahlung relevant. Dabei gilt: je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher ist die Strahlung. UV-B-Strahlung liegt im Bereich zwischen 280 und 320 Nanometern und dringt in die oberste Hautschicht, die Epidermis ein. Sie ruft den Sonnenbrand hervor und erhöht das Risiko für Hautkrebs.

DER UV-INDEX
Er definiert die Intensität der Strahlung. Diese ist abhängig von dem Sonnenstand nach geografischer Lage und zusätzlichen Faktoren wie Jahres- und Tageszeit, Reflexion am Wasser oder Gebirge. Je höher der UV-Index ist, desto größer ist das Sonnenbrandrisiko. Zusammen mit dem Hauttyp lässt sich mit dem UV-Index der benötigte Lichtschutzfaktor bestimmen. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz erreichen Menschen des Hauttyps II an einem sonnigen Tag in Mitteleuropa zur Mittagszeit bei einem UV-Index von acht schon nach etwa 20 Minuten die minimale erythemwirksame Dosis (MED). In Deutschland wird der UV-Index in vier Bereich eingeteilt:
+ 0 bis 2 niedrige UV-Belastung
+ 3 bis 5 mittlere UV-Belastung
+ 6 bis 7 hohe UV-Belastung
+ 8 und höher ist eine sehr hohe UV-Belastung

UV-B-Strahlung regt die Melanozyten in der Epidermis an, mehr von dem Hautfarbstoff Melanin zu bilden, der für die Hautbräune verantwortlich ist. Der Farbstoff reichert sich in den Keratinozyten an und reflektiert die UV-Strahlung. Außerdem wird die Zellteilung in der Basalzellschicht beschleunigt, sodass sich eine schützende Hornschicht, die „Lichtschwiele“ bildet. Sowohl die Pigmentierung als auch die Lichtschwiele bilden zusammen den physiologischen Schutz der Haut gegenüber den schädigenden Einflüssen der Strahlung.

UV-A-Strahlung hat Wellenlängen zwischen 320 und 400 Nanometern, ist damit energieärmer, dringt aber tiefer in die unteren Hautschichten ein. Sie führt zur Bildung freier Radikale und schädigt das kollagenhaltige Bindegewebe nachhaltig. So werden die Hautalterung, insbesondere der Elastizitätsverlust der Haut und das Risiko für Hautkrebs verstärkt. UV-A-Strahlung sorgt für eine Sofortpigmentierung der Haut, indem bereits vorhandene Melaninvorstufen oxidiert und an die Hautoberfläche transportiert werden. Die Bräune ist aber nicht von Dauer und stellt keinen Strahlungsschutz dar.

Neben der UV-Strahlung dringen auch Infrarot-A-Strahlen mit Wellenlängen zwischen 760 und 1400 Nanometern in die Haut ein, erwärmen diese und stimulieren in der Unterhaut Mitochondrien, freie Radikale zu bilden, die Spätschäden hervorrufen und eine beschleunigte Hautalterung begünstigen.

Hauttypen Wie lange die Haut ungeschützt Sonneneinstrahlung ohne Rötung widersteht, hängt vom Hauttyp ab. Je dunkler dieser ist, desto intensiver ist der Eigenschutz beziehungsweise desto länger kann diejenige Person in der Sonne bleiben. Der keltische Typ (Typ I) hat sehr helle Haut, rötliche bis rotblonde Haare, Sommersprossen, bräunt nie, sondern wird rot. Menschen dieses Hauttyps können maximal fünf bis zehn Minuten in der Sonne bleiben, ohne dass sich die Haut rötet (minimale Erythemdosis, MED).

Der Hauttyp II hat helle Haut, helle Augen und Haare. Er bräunt nur langsam und bekommt bei einem UV-Index von 8 in weniger als 20 Minuten einen Sonnenbrand. Der Hauttyp III kann mit seiner leicht gebräunten Haut, braunen Haaren maximal 30 Minuten in der Sonne bleiben, während der Hauttyp IV – dunkle Haut, braune bis schwarze Haare und Augen den längsten Eigenschutz mit 45 Minuten bei einem UV-Index von 8 aufweist.

Sonnenallergie, Rötung und Sonnenbrand Ein Zuviel an Sonne führt nicht nur zu Sonnenbrand und Hautalterung. Menschen mit empfindlicher Haut entwickeln häufig eine Sonnenallergie – die polymorphe Lichtdermatose oder die sogenannte Mallorca-Akne. Insbesondere hellhäutige Personen leiden dann unter Rötung der Haut, Pöckchen- oder Quaddelbildung und Juckreiz. Bei der Mallorca-Akne sorgen UV-A-Strahlen im Zusammenwirken mit Kosmetika für die Bildung freier Radikale, die Bestandteile der Sonnencreme, vor allem Lipide, oxidieren. Auf die so entstandenen Stoffe reagiert die Haut mit einer Allergie.

ACHTUNG SONNE!
Durch UV-A-Strahlen ausgelöst wird die polymorphe Lichtdermatose, eine in unterschiedlichen Varianten auftretende Hautreaktion, die stets mit starkem Juckreiz verbunden ist. Die Erscheinungen zeigen sich kurz nach der Sonnenexposition, bevorzugt an Dekolleté, Armen und Handrücken. Meidet man die Sonne, bildet sie sich auch ohne Behandlung innerhalb weniger Tage zurück. Vermutlich entstehen durch die Strahlung Moleküle in der Haut, die Entzündungsreaktionen auslösen. Im Akutfall kann die Erkrankung gut mit Zinkoxidschüttelmixtur oder Glukokortikoiden behandelt werden. Vorbeugend sind ein Sonnenschutz mit starkem UV-A-Filter sowie die Gabe von Beta-Carotin sinnvoll.

Häufig betroffen sind der Hals, die Brust und die Oberarme. Behandelt wird dann mit lokalen H1-Antihistaminika- oder Hydrokortisoncremes beziehungsweise -gelen. Bei ausgeprägten Beschwerden kann dazu auch noch ein orales Antihistaminikum eingenommen werden. Die betroffenen Personen sollten bis zum Abklingen der allergischen Beschwerden die Sonne meiden. Dermatologen sind sich einig, dass häufige Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend das Risiko für Hautkrebs deutlich steigern.

Der Sonnenbrand, auch Dermatitis solaris genannt, ist Ausdruck einer akuten Entzündungsreaktion der Haut nach UV-Exposition. Besonders gefährdet sind die Schultern, das Gesicht und die Füße – die sogenannten „Sonnenterrassen der Haut“. Zunächst reagiert die Haut mit einer leichten Rötung. Deutlich zu spüren ist der Sonnenbrand erst einige Stunden nach dem Sonnenbad. Die betroffenen Hautareale sind nun stark gerötet und warm. Bei schlimmen Verbrennungen bilden sich sogar Brandblasen, die ärztliche Behandlung erfordern.

Die erste Maßnahme gegen den Sonnenbrand ist die Kühlung der Haut mithilfe hydrophiler Lotionen, Schaumsprays und Umschlägen. Gegen die Schmerzen können nichtsteroidale Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen helfen. Antientzündlich wirken diese Arzneistoffe nur, wenn sie so früh wie möglich eingenommen werden.

»Ein Sonnenbrand ist kein Warnsignal, sondern eine bereits vorliegende akute Hautschädigung.«

Da jedoch das volle Ausmaß des Sonnenbrandes erst nach einigen Stunden spürbar ist, bleibt meistens nur der schmerzlindernde Effekt. Die Hautirritationen werden wie die Sonnenallergie mit H1-Antihistaminika oder topischen Glukokortikoiden behandelt. Heilungsfördernd wirken außerdem Sprays mit Dexpanthenol. Solange die Haut noch gerötet ist, sollte jegliche weitere Sonneneinstrahlung vermieden werden.

Gefahr Hautkrebs Häufige und intensive Sonneneinstrahlung beschleunigt nicht nur die Hautalterung und Faltenbildung. Die Strahlung verändert die DNA in den Hautzellen und begünstigt die Entstehung von Hauttumoren. Mediziner unterscheiden unter der Bezeichnung „Hautkrebs“ verschiedene tumoröse Erkrankungen der Haut. Besonders bekannt und gefährlich ist das maligne Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt. Menschen aller Altersgruppen, Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Gefürchtet ist das maligne Melanom wegen seiner raschen Metastasenbildung schon in frühen Stadien. Der weiße Hautkrebs tritt deutlich häufiger auf. Unter diesem Begriff werden das Basalzellkarzinom und das Plattenzellkarzinom zusammengefasst.

Gut geschützt Damit der Aufenthalt in der Sonne ohne Reue möglich ist, gibt es einige Grundregeln zu beachten. Eine besonders hohe Strahlungsintensität sollte ungeschützt generell vermieden werden. Insbesondere zur Mittagszeit ist die Sonneneinstrahlung hoch. Deshalb ist die im Süden verbreitete Siesta am Mittag sehr vernünftig und sollte nicht nur von Einheimischen praktiziert werden. Bei Wanderungen oder anderen sportlichen Anstrengungen in der Sonne sollten Sonnenbrille und Kopfbedeckung nicht vergessen werden. Wasser, Sand und Schnee reflektieren die Strahlen, sodass die effektive UV-Belastung hier nochmal höher ist.

Ebenso nimmt die UV-Strahlung im Gebirge mit der Höhe hin zu. Sogar bei bedecktem Himmel drohen die Gefahren eines Sonnenbrandes. Ist die Haut bereits gerötet, sollte die Sonne unbedingt verlassen werden. Säuglinge und Kleinkinder sollten immer vor direkter Sonneneinstrahlung durch Textilien geschützt werden. Für den Strand ist spezielle Kleidung mit UV-Schutz sehr sinnvoll.

Wissen sollten Sonnenanbeter, dass kein Sonnenschutz eine 100-prozentige Sicherheit vor Hautschäden bietet. Sonnenschutzmittel als Spray, Gel, Creme oder Lotion gibt es mit unterschiedlichen Lichtschutzfaktoren. Der Lichtschutzfaktor (LSF) gibt an, wie viel mal länger man in der Sonne bleiben kann gegenüber dem ungeschützten Zustand, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Er bezieht sich nur auf die Schäden durch UVB-Strahlung. Ein Lichtschutzfaktor von 25 verspricht also, dass eine Person mit einer Eigenschutzzeit von 10 Minuten nun erst nach 250 Minuten erste Anzeichen einer Rötung zeigt.

SPEZIELLE PATIENTENGRUPPEN
Säuglinge und Kleinkinder haben eine empfindlichere Haut, die durchlässiger für die Strahlung ist. Der textile Sonnenschutz ist deshalb die erste Wahl. Werden Sonnenschutzmittel empfohlen, sollten die Produkte mit hohen LSF und physikalischen Filtersystemen bevorzugt werden. Da Kinder gerne lange und viel im Wasser toben, wenn der Urlaub am Strand stattfindet, sollte auf eine wasserfeste Sonnencreme beziehungsweise auf Badekleidung mit UVSchutz achtgegeben werden. Ältere Menschen nehmen häufig eine Reihe an Medikamenten ein. Bei der Beratung sollten Apotheker und PTA immer nach der Dauermedikation fragen und Hinweise zum ausreichenden Sonnenschutz geben, wenn photosensibilisierende Arzneistoffe dabei sind. Dazu zählen zum Beispiel Tetracycline, Hydrochlorothizid und einige Antidepressiva.

Lichtschutzfaktoren im hohen Bereich (50+) bieten jedoch nur noch wenig mehr Schutz als beispielsweise LSF 30. Auch sollte diese errechnete Zeit nicht voll ausgeschöpft werden, denn sie gibt die Zeit bis zum Auftreten eines Sonnenbrandes an. Chronische Schäden sind schon vorher zu erwarten. Bei der Auswahl eines geeigneten Sonnenschutzes sollte auch besonders auf den UV-A-Schutz geachtet werden. Die UV-A-Strahlung verursacht zwar keine akuten Sonnenbrand- Symptome, schädigt aber die Haut nachhaltig. Ein UV-A-Logo weist diejenigen Sonnenschutzprodukte aus, die einen im Vergleich zum LSF ausreichenden UV-ASchutz haben. Sie sollten bevorzugt empfohlen werden.

Filtersysteme Sonnenschutzmittel basieren entweder auf einem chemischen oder einem physikalischen UV-Filter. Die chemischen Systeme enthalten Moleküle mit konjugierten Doppelbindungen. Diese können Energie der UV-Strahlung abfangen und in Form von Wärme oder Licht abgeben. Da diese Filtersubstanzen auch in tiefere Hautschichten gelangen können, haben sie ein höheres Risiko, allergische Reaktionen auszulösen.

Sie müssen mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden, da sie diese Zeit zur Entfaltung der vollen Wirkung benötigen. Physikalische Filtersysteme beruhen auf dem Prinzip der Reflexion. Pigmente wie Zinkoxid oder Titandioxid sind physiologisch unbedenklich und reflektieren die Strahlung. Nachteilig ist der weißliche Film, den manche Sonnenschutzmittel mit diesen Nanopartikeln auf der Haut bilden. Dafür ist der Schutz sofort nach Auftragen vollständig da.

Nicht sparen Beim Eincremen sollte nicht gespart werden. Nur wenn die gesamte Haut ausreichend dick eingecremt wird, ist der gewünschte Schutz zu erwarten. Als Richtschnur sind etwa 30 Milliliter Sonnencreme zum Schutz des Körpers eines Erwachsenen nötig. Wird die empfohlene Menge um die Hälfte verringert, kann die Wirkung um bis zu 60 Prozent reduziert sein. Bei längeren Aufenthalten in der Sonne sollte ruhig nachgecremt werden, besonders wenn zwischenzeitlich gebadet und abgetrocknet wird. Allerdings erhöht sich dadurch die maximale Zeit des Schutzes nicht.

Individuelle Beratung PTA und Apotheker sollten bei der Empfehlung des Sonnenschutzes unterscheiden, für wen das Mittel gedacht ist. Dabei sind der Hauttyp, das Reiseziel, die Hautempfindlichkeit und die besonderen Wünsche des Kunden festzustellen. Menschen, die unter Akne oder fettiger Haut leiden, sollten eher lipidarme Hydrogele anwenden.

Patienten, die eine chronische Hauterkrankung haben, zum Beispiel Neurodermitis oder Schuppenflechte, sollten rückfettende Produkte mit einem hohen Lichtschutzfaktor, aber ohne chemische Filtersysteme anwenden. Kunden mit besonders starker Körperbehaarung profitieren beim Eincremen von dünnflüssigen Lotionen oder Sprays. Ist der Sonnenschutz im Gebirge bei sehr niedrigen Temperaturen nötig, sind fetthaltige Zubereitungen als Kälteschutz eine gute Empfehlung.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/15 ab Seite 14.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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