© Die PTA in der Apotheke
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Historie

GROSSE APOTHEKER – NEFF

Magdalena Neff war die erste Pharmaziestudentin in Deutschland. Sie war Pionierin mit Kampfgeist, eine Feministin, die unermüdlich um Anerkennung kämpfte.

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Dass Apothekerfrauen ihren Männern in der Offizin halfen, gelegentlich den Handverkauf besorgten, steht ganz offziell seit 1612 fest. Doch die Welt befand sich fest in männlicher Hand. Das galt auch für die Bildung. In den 1870er-Jahren entstand eine intensive Diskussion um die Frauenfrage in der Pharmazie.

Doch erst 1899 erfolgte nach einem mühseligen und mit vielen Emotionen ausgetragenen Kampf die mögliche Zulassung von Frauen zum Apothekerberuf in Deutschland. Studieren ohne Abitur ging aber auch nicht. Und für Frauen gab es lange keine Möglichkeit das Reifezeugnis zu erlangen. Erst 1893 gab es erste Gymnasialkurse für Mädchen in Berlin und in Karlsruhe entstand im gleichen Jahr mit Unterstützung des Großherzogs von Baden das erste Mädchengymnasium Deutschlands.

Jahr 1899 Die am 9. Februar 1881 in Karlsruhe geborene Magdalena Meub, Tochter eines Bäckermeisters, war eine der ersten Schülerinnen dieses Mädchengymnasiums und bestand 1899 zusammen mit drei weiteren Schülerinnen das Abitur. Sie entschied sich für den Apothekerberuf, wobei damals vor dem Studium eine fünfjährige Ausbildung stand. Nach zwei Lehrjahren in Elzach im Schwarzwald, wo sie einen Apotheker fand, der bereit war einen weiblichen Lehrling aufzunehmen, legte sie 1901 ihr Gehilfenexamen mit der Note „sehr gut” ab. Die anschließenden drei Gehilfinnenjahre führten sie unter anderem nach Baden-Baden, Karlsruhe und Kehl am Rhein.

Studium an der TH Karlsruhe Die dem eigentlichen Studium vorgeschaltete Lehr- und Gehilfenzeit führte dazu, dass sich die 1899 verkündete Zulassung von Frauen zum Apothekerberuf nur verzögert durchsetzen konnte. 1904 begann Magdalena Meub dann das eigentliche Studium der Pharmazie an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Es gab Studenten, „die sie mit ätzendem Spott bedachten, und andere, die ihr zu Füßen lagen”, äußert sich Enkel Dr. Rüdiger Rombach.

1906 legte sie als erste Frau ihr Examen als Apothekerin ab – mit Auszeichnung („sehr gut”). Noch im selben Jahr heiratete sie den Apotheker und Arztsohn Adolf Neff, der mit ihr studiert hatte. Gemeinsam mit ihrem Mann kaufte sie in Ehingen/Württemberg die Löwen-Apotheke. 1907 bekam sie eine Tochter, arbeitete aber trotzdem weiter in der Apotheke, die sie 48 Jahre leitete. Erst 1954 wurde die Apotheke aus Altersgründen verpachtet.

Rundbriefaktion und Lesmüller-Medaille Noch als Apothekergehilfin hatte Magdalena Meub 1902 gemeinsam mit Sophie Wißmar eine Rundbriefaktion angehender Apothekerinnen gegründet. Ein knappes Dutzend Frauen diskutierten darin über frauenrechtliche Aspekte, berufliche Zukunftsaussichten sowie erlittene Demütigungen während ihrer Ausbildung. Aus dieser Rundbriefaktion ging der „Bund deutscher Pharmazeutinnen” hervor, der sich unter anderem für eine Egalität der Gehälter von Apothekerinnen und Apothekern engagierte. Die weiblichen Kräfte wurden nämlich schlechter bezahlt, waren deshalb für den Apotheker günstiger, was die männlichen Kollegen umgekehrt befürchten ließ, dass das Gehaltsgefüge einbrechen könnte.

„Fleiß und hervorragende Leistungen, Liebe zum Apothekerberuf, gepaart mit dem Willen zu steter Dienst- und Hilfsbereitschaft, erfüllten das berufliche Leben von Frau Neff. Sie wurde Bahnbrecherin für den Apothekerberuf als Frauenberuf ”, hieß es 1964, als Magdalena Neff während des Deutschen Apothekertages in Hamburg die Lesmüller-Medaille erhielt. „Per aspera ad astra”, also „Durch Mühsal zu den Sternen” war tatsächlich Magdalena Neffs Leitspruch. Ihr Mann Adolf Neff starb 1961, sie selbst 1966.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/12 auf Seite 28.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

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