Der Gesetzentwurf ist bereits in der Pipeline: Kommt er im Parlament durch, ist es künftig auch Apotheken erlaubt, Grippeimpfungen vorzunehmen. © Nastco / iStock / Getty Images Plus

Gesetzentwurf | Erhöhung der Impfrate

GRIPPEIMPFUNG IN APOTHEKEN WÜRDE MENSCHENLEBEN RETTEN

900 000 weniger Grippekranke und 41 weniger Todesfälle im Jahr: So könnte es aussehen, würde man Apotheken die Grippeimpfung erlauben. Das rechnete Prof. Dr. Uwe May, Gesundheitsökonom und Studiendekan an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden, in einem öffentlichen Statement aus.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

„Wenn wir den Apotheken das Recht zur Grippeimpfung geben, würden viele Menschen das Angebot wahrnehmen. Aktuell sind lange Wartezeiten beim Arzt noch eine große Hürde. Wir haben ausgerechnet, dass bei einer Steigerung der Impfrate um zwölf Prozentpunkte bundesweit drei Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegfallen – das entspricht einer Kosteneinsparung von rund einer Milliarde Euro“, stellt May fest und unterstützt damit das Vorhaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Zwar stünden auf der anderen Seite rund 340 Millionen Mehraufwand für die Kostenträger – doch das hält der Dekan im Vergleich zu den möglichen Einsparungen für moderat.

Zum Beleg der Steigerung von Impfquoten bezieht sich der Ökonom auf Zahlen aus dem Ausland: So ist in Irland – wo seit 2011 die Impfung auch in Apotheken stattfinden kann – die Anzahl der Geimpften im Jahr 2017 von 9000 auf 78 000 gestiegen. In Kanada stieg die Impfrate allein im ersten Jahr nach Einführung bei den über 65-Jährigen um knapp zehn Prozent. Die Kritik der Ärzteschaft an der geplanten Ausweitung des Impfrechts auf Apotheker kann May nur bedingt nachvollziehen. Denn zum einen würden sie entlastet und bekämen Unterstützung bei der Durchsetzung der Durchimpfungsrate. Dass in der Apotheke allergische Impfreaktionen auftreten, hält der Professor für äußerst unwahrscheinlich und wagt noch einmal den Blick ins Ausland: „Beispielsweise in der Schweiz und in Großbritannien gibt es entsprechende Konzepte. Außerdem würde das Gesetz vorsehen, dass es zunächst sogenannte Modellprojekte gibt und so eine regional und zeitlich begrenzte Erprobung des neuen Systems stattfindet.“ Da die Vertreter von CDU, SPD und den Grünen die Idee der Grippeimpfung in Apotheken begrüßen, schätzt Uwe May die Erfolgsaussichten des Gesetzentwurfes positiv ein.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

×