Die PTA ermittelt. © Sergey Nivens / 123rf.com

Tatort Apotheke

GRAPEFRUITSAFT

Grapefruitsaft beeinflusst auch den Abbau von einigen Cholesterol- Synthesehemmern. Nebenwirkungen können Myopathien sein. Deshalb sollten PTA und Apotheker nach dem regelmäßigen Zitrusfruchtgenuss fragen.

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Die treue Stammkundin Irmgard Vogel möchte heute ihr Rezept über Simvastatin zur Senkung ihres Cholesterinspiegels einlösen. Außerdem bittet sie die PTA um ein gutes Magnesiumpräparat, da sie seit einigen Tagen unter Muskelschmerzen leidet.

Die PTA fragt nach, ob es typische Wadenkrämpfe seien und ob die Kundin möglicherweise einen Magnesiummangel habe, zum Beispiel nach einem erhöhten Flüssigkeitsverlust. Als diese das verneint, fragt die PTA nach der Farbe des Urins. Ja, der sei seit einiger Zeit etwas dunkler, aber sie habe sich darüber keine Gedanken gemacht, so die Antwort.

Die Recherche in der Stammkartei ergibt, dass Frau Vogel vor ein paar Wochen von Pravastatin auf Simvastatin umgestellt wurde. Die PTA bemerkt den Hinweis, dass es unter gleichzeitiger Einnahme von Simvastatin und Grapefruitsaft vermehrt zu Myopathien kommen kann. Also fragt sie die Patientin, ob sie schon mal diese Sorte Saft trinke. Die Frage trifft ins Schwarze! Es stellt sich heraus, dass Frau Vogel immer mal wieder eine Grapefruit zum Frühstück isst oder ein Glas des Saftes zur Vitaminzufuhr trinkt.

Pharmakologischer Hintergrund Inhaltstoffe des Grapefruitsaftes interagieren mit einer Reihe von Arzneistoffen und beeinflussen deren Plasmaspiegel. Diese Wechselwirkung tritt auch mit den Cholesterol- Synthesehemmern Lovastatin, Simvastatin und Atorvastatin, nicht aber mit Fluvastatin und Pravastatin auf. Diese Interaktion beruht auf der irreversiblen Hemmung des Enzyms CYP3A4 in der Darmwand durch Flavonoide der Grapefruit. Die Hemmung beginnt wenige Stunden nach dem Verzehr und kann mehrere Tage anhalten.

Die Plasmakonzentrationen der betroffenen Statine können stark ansteigen und aufgrund der hohen Konzentrationen Myopathien mit Muskelschmerzen und -schwäche sowie Dunkelfärbung des Urins hervorrufen. Das Ausmaß der Wechselwirkung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Da Fluvastatin und Pravastatin anders abgebaut werden, kommen diese Wechselwirkungen hier nicht vor. Der Metabolismus von Fluvastatin wird durch das Enzym CYP2C9 katalysiert, Pravastatin wird nur in geringem Ausmaß durch das Enzym CYP3A4 abgebaut und ist daher nicht von der Interaktion betroffen.

Zurück zum Fall Die PTA rät Frau Vogel von einem weiteren Grapefruitgenuss ab. Er könne mit den Muskelschmerzen in Zusammenhang mit dem neuen Cholesterinsenker zu tun haben. Auch wenn der Saft nicht gleichzeitig mit dem Medikament eingenommen werde, tritt die Wechselwirkung auf, weil Grapefruit über mehrere Tage ein abbauendes Enzym im Körper blockiere. Außerdem sei es gut, den Arzt darüber zu informieren. Möglicherweise würde der Cholesterinsenker dann für einige Tage ausgesetzt.

Die Patientin stimmt zu, den Arzt anzurufen. Dankbar für die Information geht der Mediziner auf den Vorschlag ein und bittet die Patientin vor der weiteren Einnahme nochmal in die Praxis zur Kontrolle zu kommen. Die PTA freut sich, dass sie durch die genaue Überprüfung der Medikation diese relevante Interaktion gefunden hat. Frau Vogel ist erleichtert und wird beim nächsten Besuch über den Termin beim Arzt berichten.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/14 auf Seite 92.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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