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Tiere in der Apotheke

GEFAHRENQUELLE HAUSHALT

Nicht alles, was für den Menschen genießbar ist und was ihm hilft, ist auch für Haustiere geeignet. Einige Arznei- und Lebensmittel können für Hunden und Katzen schädlich sein.

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Vergiftungen treten in der Tiermedizin glücklicherweise seltener auf als vermutet. Der gesunde Organismus besitzt genügend Abwehrmechanismen, um kleine Giftmengen auszuscheiden, die über Futter, Trinkwasser und Umwelt aufgenommen werden und subtile Vergiftungen hervorrufen können. Erst wenn die Zufuhr des Toxins über einen längeren Zeitraum anhält oder eine große Menge einer giftigen Substanz in den Körper gelangt, zeigen sich Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Kreislaufstörung und Lähmungen.

Diese Symptome sind in der Regel jedoch sehr unspezifisch, sodass die Diagnose „Vergiftung“ schwierig zu stellen ist, solange keine eindeutigen Hinweise auf die Einnahme oder Berührung mit Giftstoffen vorliegen.

Medikamente: cave! Katzen sind besonders empfindlich. Sie haben einen relativ langsam arbeitenden Stoffwechsel und reagieren deshalb viel sensibler auf die Nebenwirkungen vieler Arzneimittel als andere Tiere. Zudem können auf die Haut aufgebrachte Medikamente durch das ständige Reinigen des Fells oral aufgenommen werden. Sie reagieren zum Beispiel extrem auf Paracetamol. Bereits kleine Mengen können zu schweren Vergiftungen führen.

Schmerzmittel wie Aspirin können Entzündungen im Verdauungstrakt hervorrufen, die mit Erbrechen, Durchfall und Magen-Darm-Geschwüren einhergehen; weitere mögliche Nebenwirkungen sind Anämie und Hepatitis. Antibiotika können ebenfalls Anämien, Erbrechen und Durchfall verursachen. Beruhigungsmittel sind eine weitere Vergiftungsquelle. Daher sollten Katzenbesitzer auf herumliegende Schlaftabletten achten und bei der Dosierung von entsprechenden Medikamenten stets die Angaben des Beipackzettels beachten.

Der Wirkstoff Permethrin ist ein für Hunde zugelassenes und bei ihnen gut verträgliches Mittel gegen Flöhe und Zecken und in vielen Sprays und Spot-on-Präparaten enthalten, das von Katzen jedoch nicht vertragen wird. Vergiftungen treten immer wieder durch die versehentliche Anwendung bei Katzen auf. Typische Symptome einer Vergiftung sind Speicheln, Zuckungen, Krämpfe, Torkeln und Erbrechen. Auch Todesfälle kommen vor.

Bei Hunden können zum Beispiel Ibuprofen und Diclofenac auch nach einmaliger Gabe, zu Blutungen im Magen-Darm-Trakt und Nierenschädigungen führen. Deshalb dürfen Arzneimittel, die für den menschlichen Gebrauch bestimmt sind, niemals bei Haustieren ohne vorherige Absprache mit dem Tierarzt angewendet werden.

Keine Schokolade für „Naschhunde“ Im Kakao ist der Stoff Theobromin enthalten, der speziell für Hunde hochgiftig ist. Die tödliche Dosis für Hunde beträgt 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Je höher der Kakaoanteil ist, desto höher ist auch der Theobromin- Anteil. Eine Tafel Milchschokolade enthält bis 400 Milligramm, eine Tafel dunkle Schokolade bis 1000 Milligramm Theobromin. Abhängig von der aufgenommenen Menge kann es zu Erbrechen, Durchfall, Zittern, Krämpfen, im schlimmsten Fall zu Herz-Kreislauf-Versagen und Todesfällen kommen.

TIPPS
Diese Liste mit für Haustiere giftigen Substanzen ist natürlich noch länger. Im Vergiftungsunfall ist es wichtig, sofort tierärztlichen Rat einholen. Auch der Giftnotruf Bonn ist 24 Stunden am Tag besetzt .

Eine Tafel dunkle Schokolade kann für einen 15 Kilogramm schweren Hund bereits tödlich sein. Deshalb sollten Hundebesitzer unbedingt darauf achten, niemals Schokolade offen herumliegen zu lassen. Rohes Fleisch vom Schwein kann den Aujeszky-Virus, den Erreger der Pseudowut, in sich tragen. Dieses Herpesvirus ist für den Menschen ungefährlich. Bei Hunden und Katzen verläuft die Infektion immer tödlich. Zwar gilt der Hausschweinbestand in Deutschland und einigen europäischen Ländern als Aujeszky-frei, Wildschweinpopulationen können den Virus jedoch aufweisen. Um jegliches Restrisiko zu verhindern, sollte Schweinefleisch aber nur gekocht verfüttert werden.

Der Verzehr von Weintrauben und Rosinen, auch in kleineren Mengen, kann zu lebensbedrohlichen Nierenschädigungen führen. Vorsicht ist auch bei dem Zuckeraustauschstoff Xylit geboten. Er findet in zuckerfreien Bonbons, Kaugummis, Backwaren, Zahnpasta usw. Verwendung. Bei Hunden führt er zu einer starken Insulinausschüttung und damit zu einem lebensbedrohlichen Abfall des Blutzuckerspiegels.

0,1 Gramm Xylit pro Kilogramm Körpergewicht gilt als giftig, bei drei bis vier Gramm ist die potenziell tödliche Dosis erreicht. Künstlich gesüßte Lebensmittel haben also im Hundenapf nichts zu suchen und auch kein Salz. Vor allem herzkranke Tiere dürfen keine gesalzenen Speisen (z. B. als Tischreste) bekommen. Es gibt sie tatsächlich, die Avocado- Vergiftung beim Tier! Der Giftstoff Persin führt bei Hunden bei größeren Mengen von Avocados zu Vergiftungserscheinungen. Der hohe Fettgehalt kann eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse begünstigen. Nicht alle Avocado-Sorten sind giftig. Da diese aber nicht zu unterscheiden sind, ist von der Verfütterung abzusehen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/15 ab Seite 90.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

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