Oleanderblüte
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Giftpflanzen

GEFÄHRLICHE SCHÖNHEIT

Als Droge mit herzwirksamen Glykosiden ist der Oleander heute obsolet. Er ist vielmehr in heimischen Gärten eine beliebte Zierpflanze, die aufgrund der enthaltenen Cardenolide zu den Giftpflanzen zählt.

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Oleander (Nerium oleander L.) ist ein im Mittelmeergebiet heimischer bis zu sechs Meter hoher Strauch oder kleiner Baum mit schlanken aufrechten Zweigen, der auch in tropischen und subtropischen Regionen weit verbreitet ist. Die zu den Hundsgiftgewächsen (Apocynaceae) gehörende Pflanze wird im Volksmund auch Rosenlorbeer genannt und ist die einzige bekannte Art der Pflanzengattung Nerium.

Nicht winterharte Zierpflanze In Mitteleuropa wird der Oleander in zahlreichen Sorten meist als Kübelpflanze gezogen, die von Mitte April bis Mitte Oktober einen sonnigen Platz im Freien erhält. Da es unter den etwa 160 Sorten nur einige wenige gibt, die mit Winterschutz auspflanzungsfähig sind, werden die meisten zur Überwinterung in helle Räume mit fünf bis zehn Grad Celsius reingeholt. Obwohl die immergrüne verholzende Pflanze an trockene Lebensräume hervorragend angepasst ist, wächst sie bevorzugt in wassernahen Standorten (z. B. in Flussbetten), worauf auch ihr Gattungsname Nerium aufmerksam macht (lat. Nerium = nass).

Lange Blätter Oleander leitet sich vom lat. olea = Ölbaum ab, was auf die Ähnlichkeit der Blätter der beiden Pflanzen verweisen soll. Die dunkelgrünen, ledrigen Blätter des Oleanders haben eine lanzettliche Form und sind am Grunde verschmälert. Sie können eine Länge von sechs bis 15 Zentimetern erreichen und werden selten breiter als drei Zentimeter. Charakteristisch sind ein starker Mittelnerv sowie fast parallel verlaufende Seitennerven. Kurz gestielt sitzen die kräftigen Blätter vornehmlich in dreizähligen Quirlen am Ast. Selten sind sie zu zweit gegenständig angeordnet. Der Blattrand ist meist eingerollt.

Farbenfrohe Blütenpracht Von Juni bis September erscheinen die © pookistock / iStock / Thinkstock Gefährliche Schönheit Als Droge mit herzwirksamen Glykosiden ist der Oleander heute obsolet. Er ist vielmehr in heimischen Gärten eine beliebte Zierpflanze, die aufgrund der enthaltenen Cardenolide zu den Giftpflanzen zählt. PRAXIS GIFTPFLANZEN zwittrigen (zweigeschlechtigen) bis zu fünf Zentimeter großen Blüten, die zu mehreren in endständigen Trugdolden stehen. Die einzelnen Blüten haben einen trichterförmigen Kelch und eine tellerförmig ausgebreitete fünfzipfelige Krone. Wilde Oleander blühen meist rosarot. Ansonsten variieren die Blütenfarben der verschiedenen Züchtungen. Es existieren Exemplare mit weißen, gelblichen sowie verschiedenen Rosa- und Violetttönen. Auch gefüllte Sorten wurden gezüchtet. Im Herbst wachsen zahlreiche dichtzottige Samen mit einer Haarkrone an der Spitze in einer schotenartig verlängerten, bis zu 15 Zentimeter großen Balgkapsel heran.

Herzwirksam und giftig Oleander enthält in allen Teilen (vorwiegend in den Blättern) einen bitteren Milchsaft, der aufgrund bis zu einem Prozent enthaltener herzwirksamer Glykoside (Cardenolide) sehr giftig ist. Der höchste Gehalt an Cardenoliden ist in der Blütezeit zu finden. Hauptwirkstoff ist das Herzglykosid Oleandrin, das wegen seiner typischen Digitalis-Wirkung früher medizinische Verwendung bei leicht eingeschränkter Herzleistung, Altersherz oder funktionellen Herzbeschwerden fand. Allerdings wusste man auch schon früh um die geringe therapeutische Breite von Oleanderblätter- Zubereitungen und kannte die typischen Digitalis-Nebenwirkungen bei zu hoher Dosierung wie Übelkeit, Erbrechen, Koliken, Diarrhoen und Kopfschmerzen bis hin zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen und Tod durch Herzstillstand.

Vergiftungsfälle Bereits in der Antike und auch noch später im Mittelalter machte man sich die in der Medizin unerwünschten Wirkungen der Cardenolide für andere Zwecke zunutze. Der Saft der Pflanze wurde gegen Mäuse, Ratten und Parasiten und Oleanderaufgüsse für Abtreibungen oder als Selbstmordmittel eingesetzt. Auch heute wird immer mal wieder von Oleandervergiftungen unterschiedlichsten Schweregrade berichtet, die absichtlich durch Verzehr von Oleanderblättern oder Trinken von Blattauszügen provoziert wurden. Die Vergiftungszentralen registrieren auch leichte Vergiftungsfälle bei Kindern, die sich durch gastrointestinale Beschwerden äußern. Daher machen sie immer wieder darauf aufmerksam, dass der Oleander nicht in die Nähe des Nachwuchses gehört. Allerdings ist die Gefahr eher gering, dass sich kleine Kinder durch den Verzehr von Pflanzenteilen schwer vergiften. Zum einen schmecken die Blätter des Oleanders derart bitter, dass normalerweise nur wenig davon gegessen wird. Zum anderen lösen schon geringe Mengen von Blättern oder Blüten oft ein spontanes Erbrechen aus. Vielmehr ist darauf zu achten, bei der Gartenarbeit Handschuhe zu tragen. Der giftige Milchsaft kann die Haut bei Kontakt reizen sowie über kleine Hautwunden in den Körper gelangen und zu Vergiftungserscheinungen führen.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 04/17 auf Seite 64/65.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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