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Homöopathie

FÜR DIE KINDERSEELE

Akute seelische Belastungen können sich bei Kindern sehr unterschiedlich äußern. Sie sind jedoch durch homöopathische Arzneien erfahrungsgemäß gut zu beeinflussen, wenn die Symptome erkannt werden.

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Geht es vor allem um die Stimmung der Kinder, kann die Beratung im Rahmen der Selbstmedikation schwierig sein. Nicht nur, dass unter der akuten Episode eine umfassend zu behandelnde seelische Not liegen kann. Sondern auch, weil für die Auswahl einer passenden Arznei die bestehenden Beschwerden und Symptome besonders umfassend und sorgfältig erfasst werden müssen.

Chamomilla Dies ist eine bewährte Arznei für „Schrei-Babys“. Die Kleinen sind sehr unzufrieden, launenhaft und ruhelos. Mal wollen sie dies, sind dann damit unzufrieden, dann eben etwas anderes. Typisch ist, dass alle möglichen Gegenstände, Spielsachen, Schnuller oder Essgeschirr durch die Gegend geworfen werden. Die Reizbarkeit kann sich bis zu heftigen zornigen Attacken steigern, die Kinder treten, schlagen oder ziehen die Eltern an den Haaren. Sie biegen oft den Rücken nach hinten durch , winden sich aus den Armen der Eltern und lassen sich auf den Boden fallen. An Schlaf ist nicht zu denken. Nur Tragen und Schunkeln auf dem Arm kann das Gemüt etwas beruhigen.

Stramonium und Pulsatilla Stramonium ist häufig angezeigt beim „Nachtschreck“ kleiner Kinder (Pavor nocturnus). Sie schrecken plötzlich aus dem Schlaf hoch, scheinen voller Panik, weinen, schreien laut und sind meist kaum durch Beruhigung erreichbar. Besteht zusätzlich große Angst vor der Dunkelheit, brauchen die Kinder zum Einschlafen ein helles Licht, denken wir zunächst an diese Arznei. Große Trennungsängste sind ein Thema von Pulsatilla. Zu Grunde liegt ein sanftes und schüchternes Wesen. Tief im Inneren, nicht auf der bewussten Ebene, besteht das Gefühl, klein und schwach in dieser übermächtigen Welt zu stehen.

Zuwendung, Unterstützung sowie seelische und körperliche Nähe geben diesen Kindern Halt. Sie weinen schnell und Trost ist immer hilfreich. Im intensiven Kontakt mit anderen Kindern oder (bekannten) Erwachsenen können diese Kinder aufblühen. Typisch ist übermäßiges Heimweh oder sie entwickeln akute Erkrankungen (z. B. Fieber) vor aufregenden, freudigen Ereignissen (Geburtstag, Weihnachten).

Silicea Auch Silicea ist gekennzeichnet durch eine gewisse Schüchternheit. Es geht bei dieser Arznei mehr um eine mangelnde Vitalität. Schon als Babys entwickeln sie viele Entzündungen, die nicht recht überwunden werden können, zum Beispiel des Bauchnabels, häufig wiederkehrende Furunkel, Gerstenkörner oder Entzündungen des Nagelbettes. Später kompensieren sie ihre „Schwäche“ durch Streben nach Perfektion und großem Pflichtbewusstsein, sie sind sehr ordentlich, sortieren gewissenhaft Spiel- und Schulsachen. Dann kann große Angst zu versagen zum Problem werden, die sich als übermäßige Prüfungsangst und Lampenfieber manifestieren kann.

Natrium chloratum Bei der homöopathischen Arznei Natrium chloratum ist die Schüchternheit mehr ein emotionaler Rückzug. Wegen der großen seelischen Empfindlichkeit und Verletzlichkeit, insbesondere Zurückweisung wird als Katastrophe erlebt, vermeiden diese Kinder Kontakt und Nähe. Sie sprechen wenig über sich selbst, die Eltern sagen, „man muss ihnen jedes Wort aus der Nase ziehen“. Sie ziehen sich gerne in ihre eigene Welt zurück (ihr eigenes Zimmer) und grübeln dann über die Ereignisse (Verletzungen?) vergangener Tage. Aus diesem Grunde kann auch das Einschlafen gestört sein und sich sehr lange hinziehen.

Nicht verletzt werden, aber auch nicht verletzen, das scheint die Devise zu sein. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Kinder und Jugendlichen oft sehr verantwortungsbewusst handeln, sie erscheinen ernst und erwachsen. Typische Beschwerden sind Kopfschmerzen (nach Verletzung, Zurückweisung, oft im Anschluss an die Schule) oder rezidivierende Herpesausbrüche nach seelischen Konflikten, auch ausgelöst durch Ekel, zum Beispiel nach Gebrauch von bereits benutztem Essgeschirr oder auf öffentlichen Toiletten (zu viel persönliche Nähe …).

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/15 auf Seite 70.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/ Homöopathie

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