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Impfungen

FRÜHSOMMER-MENINGOENZEPHALITIS

FSME tritt in zahlreichen europäischen Ländern auf. In Deutschland gelten vor allem Bayern und Baden-Württemberg als Risikogebiete. Die Erkrankung wird durch den Biss einer infizierten Zecke übertragen.

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Wenn nach dem Spaziergang im Wald oder nach einem Picknick im Gras in der Kniekehle, hinter den Ohren, am Hals, an den Achseln, in den Ellenbeugen oder in den Leisten plötzlich ein juckender Hubbel erscheint, könnte es sich um eine Zecke handeln. Ihr Saugakt dauert mehrere Tage an, sodass für die unerwünschten Gäste eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, vom Wirt frühzeitig herausgerissen zu werden. Daher suchen sie sich eine möglichst geschützte Körperstelle aus.

Die meisten FSME-Erkrankungen ereignen sich zwischen Mai und September. Die Prävalenzen schwanken von Jahr zu Jahr, da es nach milden Wintern mehr Zecken gibt als nach einer sehr kalten, frostigen Jahreszeit. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt aufgrund der steigenden Zahl der Hirnhautentzündungen nach Zeckenbissen Menschen, die in Risikogebieten leben oder dorthin reisen, eine Impfung gegen FSME. Auch wer beruflich gefährdet ist (etwa Landwirte, Jäger oder Forstarbeiter), sollte eine Immunisierung in Anspruch nehmen.

Vorkommen Der „Gemeine Holzbock Ixodes ricinus“ kann sich dauerhaft nur dort halten, wo die relative Luftfeuchte nicht für einen längeren Zeitraum unter 80 Prozent fällt. Dieses Klima ist regelmäßig in Laub- und Mischwäldern vorhanden, die eine bodendeckende Laubschicht oder dichtes Unterholz aufweisen. Auch in Nadelwäldern, in denen die jährliche Niederschlagsmenge hoch ist oder in denen ein dichter Baumbestand für Schatten und Feuchtigkeit sorgt, findet man die Blutsauger. Große Teile von Süddeutschland zählen zu den Gebieten, in denen Zecken FSME verursachen. Auch in Österreich, in der Schweiz sowie in vielen osteuropäischen und skandinavischen Ländern besteht ein erhöhtes Risiko. Informieren Sie Ihre Kunden, die einen Aufenthalt in derartigen Regionen planen, über entsprechende Maßnahmen.

Klein und gemein Zur Ernährung benötigt die Zecke ausschließlich Blut von Wirbeltieren. Ihre Mahlzeiten sucht sie sich bei Menschen oder bei Tieren – dabei kann sie FSMEViren übertragen. Um auf den Wirt zu gelangen, begibt sich der Holzbock auf eine exponierte Stelle, etwa auf einen Grashalm oder auf ein Gebüsch. Dort verweilt er, bis er einen Wirt entdeckt und sich beim Kontakt an ihm festhält. Es ist somit eine direkte Berührung von Zecke und Mensch/Tier nötig – die Schmarotzer fallen weder von den Bäumen noch können sie springen.

Klassifizierung FSME-Viren sind humanpathogene Viren aus der Familie der Flaviviridae und halten sich nach heutigem Kenntnisstand in den Speicheldrüsen der Zecken auf. Durch den Vorgang des Blutsaugens werden sie auf den Wirt übertragen, allerdings führt nicht jeder Biss automatisch zu einem Ausbruch. Treten ein bis zwei Wochen nach dem Kontakt grippeähnliche Symptome auf, könnte eine Infektion vorliegen. Die Symptome sind relativ unspezifisch, sodass Betroffene diese unter Umständen nicht mit FSME in Verbindung bringen.

Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es meist zu Muskelschmerzen oder hohem Fieber, bei etwa einem Drittel der Patienten entstehen nach einer Erstverbesserung plötzlich Komplikationen wie Entzündungen der Hirnhäute (Meningitis) oder des Gehirns (Enzephalitis). Begleitende Symptome sind beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Nackensteifheit oder Verwirrtheit, bei einer Enzephalitis sind Sprach-, Bewegungs-, Bewusstseinsstörungen oder Krampfanfälle typisch. Kinder und Jugendliche haben in der Regel eine günstige Prognose, während bei Erwachsenen neurologische Folgeschäden wie Lähmungen, Krampfanfälle, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen nicht selten sind.

Keine Behandlung der Ursachen Es liegt keine kausale, antivirale Therapie der FSME vor, sodass es lediglich möglich ist, gegen die akuten Symptome (z. B. mit Analgetika oder Antikonvulsiva) vorzugehen. Absolute Bettruhe ist eine Voraussetzung für den Genesungsprozess, in besonders schweren Fällen ist ein Aufenthalt auf der Intensivstation indiziert.

Sicherer Schutz Die meisten Menschen merken es nicht einmal, wenn sie sich mit FSME angesteckt haben. Aufgrund der grippeähnlichen, unspezifischen Symptomatik besteht die Wahrscheinlichkeit einer hohen Dunkelziffer Betroffener. Um eine Erkrankung grundsätzlich zu vermeiden, ist es ratsam, mit einer Impfung vorzubeugen. Die Grundimmunisierung setzt sich aus drei Injektionen zusammen: Erst- und Zweitimpfung finden im Abstand von einem Monat statt, die dritte Dosis erhält der Impfling nach fünf bis zwölf Monaten. Bereits nach der zweiten Spritze liegt ein Schutz vor: Wer sich also jetzt impfen lässt, kann unbeschwert in den Sommer starten. Nach Abschluss der Grundimmunisierung wehrt man eine Infektion in den folgenden Jahren sicher ab, eine Auffrischung der Impfung sollte nach drei bis fünf Jahren stattfinden.

Tipps für die Beratung Empfehlen Sie Ihren Kunden, bei Aufenthalten in der freien Natur möglichst lange Kleidung zu tragen. Spezielle Repellenzien (wie Diethyltoluamid oder Icaridin) maskieren den Körpergeruch und halten die Holzböcke auf diese Weise fern. Nach einem Picknick oder nach Waldspaziergängen ist es wichtig, sich gründlich auf Zecken abzusuchen. Wird ein unerwünschter Gast gefunden, sollte er vorsichtig mit Hilfe einer Zeckenkarte beseitigt werden. Die betroffene Stelle ist im Anschluss gründlich zu desinfizieren, am besten merkt man sich für den Fall, dass später Symptome auftreten, Zeitpunkt und Lokalisation des Befalls.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/17 ab Seite 126.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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