Fit für die Beratung
DAMIT ES GAR NICHT ERST SO WEIT KOMMT
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Diabetes-Patienten haben durch den erhöhten Blutzuckerspiegel nicht nur ein erhöhtes Risiko für Fuß- und Nagelpilz, sondern auch für Nervenund Gefäßschäden – Neuropathien und Mikroangiopathien – an den Füßen. Besonders gefürchtet ist das Diabetische Fußsyndrom (DFS). Risikofaktoren für seine Entstehung sind die Polyneuropathie, die periphere arterielle Verschlusskrankheit oder eine Kombination aus beiden. In der Folge kann es durch mechanischen Druck, beispielsweise durch schlecht sitzende Schuhe, und die verminderte oder fehlende Schmerzempfindung zu einer unbemerkten Wunde am Fuß kommen. Die schlechte Heilung ist charakteristisch für das DFS, eine zunächst kleine Wunde kann sich zu einem Fuß-Ulkus ausweiten. Tritt dann eine Infektion auf, die therapeutisch nicht zu beherrschen ist, kann eine Amputation erforderlich werden. Laut Robert Koch-Institut (RKI) lag der Anteil an Diabetes- Patienten, bei denen ein DFS diagnostiziert wurde, im Jahr 2013 bei 6,2 Prozent, wobei Männer etwas häufiger betroffen waren als Frauen. Der Anteil steigt mit zunehmendem Alter an und erreichte in der Gruppe der 80-Jährigen mit 7,3 Prozent ein Maximum.
Risikofaktoren oft nicht bekannt
Das Wissen über mögliche fußbezogene Folgekomplikationen einer Diabeteserkrankung ist unter den Patienten durchaus weit verbreitet. Für den aktuellen GEHWOL Diabetes-Report1 wurden im Juli 2025 neben Ärzten und Podologen auch 500 Patienten mit Diabetes mellitus befragt. In deren medizinischer Betreuung zeigt sich: Die Hausärzte sind mit 71 Prozent die häufigste Anlaufstelle, wenn es um die Behandlung des Diabetes geht. Gleichzeitig nehmen jedoch auch über die Hälfte, nämlich 58 Prozent eine diabetologische Fachpraxis in Anspruch. 95 Prozent der befragten Patienten gaben an, darüber Bescheid zu wissen, dass eine Diabeteserkrankung zu Folgekomplikationen rund um den Fuß führen kann. 90 Prozent wissen laut der Befragung, was ein Diabetisches Fußsyndrom ist. Doch nur 59 Prozent kennen auch die Risikofaktoren. Dies wird besonders deutlich beim Thema Fuß-Ulkus: Zwar ist diese Komplikation 62 Prozent der Befragten bekannt, doch nur 31 Prozent verfügen über Kenntnisse zu deren Entstehung. Vor allem Diabetiker mit eher unregelmäßiger Fußpflegeroutine und Ältere zeigen deutlich weniger Sorge davor, ein diabetisches Fußsyndrom oder ein Ulkus zu entwickeln – bei älteren Patienten möglicherweise, weil sie das eigene Risiko als gering einschätzen, während bei weniger daran Interessierten die fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema eine Rolle spielt.
Kontrolluntersuchungen werden nicht von allen wahrgenommen
Ein Teil der Befragten übernimmt aktiv Verantwortung für das eigene Krankheitsmanagement. Um Folgeerkrankungen frühzeitig entgegenzuwirken, setzen sie auf regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Die Hälfte lässt sich alle ein bis drei Monate untersuchen, ein weiteres Drittel alle drei bis sechs Monate. Allerdings zeigt sich auch: Je höher das Risiko für Folgeerkrankungen, desto höher ist der Anteil der Patienten, die Kontrolluntersuchungen seltener als eigentlich empfohlen wahrnehmen. Patienten ohne Neuropathie sollten einmal jährlich zu Kontrolle gehen, Diabetiker mit Neuropathie hingegen mindestens einmal alle sechs Monate und Patienten mit Ulkus-Geschichte sogar mindestens einmal pro Quartal. In der Gruppe mit dem geringsten Risiko sind es tatsächlich nur 3 Prozent, die seltener zum Arzt gehen als empfohlen, in der höchsten Risikogruppe sind es jedoch 30 Prozent.
An Präventionsmaßnahmen interessiert
Neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wird auch die Prävention als zentraler Hebel gesehen, um diabetische Folgeerkrankungen wie das DFS zu vermeiden. Voraussetzung dafür ist zunächst, über mögliche Komplikationen und ihre Ursache informiert zu sein. Hier zeigt sich ein klares Muster: 65 Prozent der befragten Diabetiker wenden sich an ihr ärztliches Fachpersonal, um sich über Präventionsmöglichkeiten zu informieren. Knapp die Hälfte, nämlich 48 Prozent, nutzt zusätzlich die Möglichkeit, sich in einer Diabetesberatung gezielt zum eigenen Krankheitsverlauf beraten zu lassen. Etwas seltener, aber dennoch für rund ein Drittel sind Fachkräfte für Fußgesundheit wie Podologen für Fragen zur Prävention relevant. Knapp ein Drittel informiert sich eigenständig, etwa über schriftliches Aufklärungsmaterial oder Onlinequellen. Das Apothekenfachpersonal zählt für 17 Prozent zu den Informationsquellen.
Präventionsmaßnahmen aber nicht von allen genutzt
Fast 70 Prozent der Befragten nehmen auch tatsächlich präventive Angebote wahr: 36 Prozent besuchen regelmäßig einen Podologen, 32 Prozent lassen sich durch einen Diabetesberater schulen und 20 Prozent tragen speziell für sie angepasste Einlagen aus dem Orthopädie-Fachhandel. Allerdings zeigt sich auch hier – ganz ähnlich wie beim Risikobewusstsein – ein altersbedingter Unterschied. Viele Ältere sehen die Notwendigkeit für präventive Maßnahmen nicht oder nicht mehr. Während knapp 40 Prozent der über 55-Jährigen keine Prävention wahrnehmen, sind es bei den 16- bis 34-Jährigen nur 10 Prozent. Bemerkenswert ist die zentrale Rolle, die die ärztliche Verordnung auch bei der Prävention spielt. Sie wird als Hauptgrund genannt, warum eine präventive Maßnahme wie Podologie oder Diabetesberatung stattfindet. 73 Prozent gaben in der Befragung an, dass die Präventionsmaßnahmen durch das ärztliche Fachpersonal veranlasst wurden. Andere Fachkreise, darunter auch die Apotheken, wurden von 27 Prozent zu Präventionsmaßnahmen motiviert. Zugleich ist eine fehlende ärztliche Verordnung aber auch ein gewichtiger Grund, warum die Prävention ausbleibt. 43 Prozent der Befragten, die keine Präventionsmaßnahmen ergreifen, nannten als Grund, dass sie ihnen nicht empfohlen wurden.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse gewünscht
73 Prozent der Diabetiker, die eine podologische Versorgung erhalten, sagen, dass diese Leistungen zumindest teilweise von ihrer Krankenkasse übernommen werden. Viele Selbstzahler würden podologische Behandlungen allerdings gerne häufiger in Anspruch nehmen, wenn die Krankenkasse die Kosten tragen würde. Paradoxerweise ist dieser Anteil bei den Besserverdienenden mit 74 Prozent höher als bei den weniger gut Verdienenden mit 39 Prozent. Hier zeigt sich, dass geringes Einkommen nicht unbedingt eine höhere Erwartungshaltung hinsichtlich der Erstattung von Gesundheitsleistungen bedingt. Andersherum kann jedoch die Nicht-Übernahme dazu führen, dass niedrige Einkommensgruppen Gesundheitsleistungen seltener in Anspruch nehmen. Der Zugang zu präventiven Leistungen hängt also nicht nur vom Wissen der Patienten ab, sondern auch davon, ob sie finanziell unterstützt werden. Fußpflege von den meisten als wichtig erachtet Für die überwiegende Mehrheit der befragten Diabetiker hat regelmäßige Fußpflege einen hohen Stellenwert: 86 Prozent bewerten das Thema als wichtig oder sehr wichtig und setzen die Fußpflege konsequent im Alltag um. 83 Prozent aus dieser Gruppe pflegen ihre Füße zu Hause täglich beziehungsweise häufig oder zumindest regelmäßig. Auch hier lässt sich mit zunehmendem Alter ein leichter Rückgang in der wahrgenommenen Wichtigkeit der Fußpflege beobachten, dennoch stuft die überwiegende Mehrheit auch in höheren Altersgruppen die Fußpflege weiterhin als wichtig oder sehr wichtig ein. Unterschiede zeigen sich hingegen bei der Umsetzung im Alltag: Bei den über 55-Jährigen gibt rund ein Fünftel an, die Fußpflegeroutine nur sporadisch oder unregelmäßig durchzuführen. Unabhängig vom Alter bestätigen alle podologisch behandelten Patienten, dass ihr Podologe einen erheblichen und positiven Einfluss auf die eigene Fußpflegeroutine hat.
Vielfältige Maßnahmen zur Fußpflege
Am häufigsten wurden in der Befragung die Inspektion der Füße auf Verletzungen (58 %), das Schneiden der Nägel (58 %) und die Nagelpflege (51 %) genannt. 50 Prozent nannten auch die Hornhautentfernung und immerhin 45 Prozent cremen ihre Füße mit einer Feuchtigkeitscreme ein. Dies sind alles Maßnahmen, die sich gut in den Alltag integrieren lassen. Dementsprechend stehen bei der Auswahl von Fußpflegeprodukten vor allem praktische Kriterien im Vordergrund: Fußpflege soll keine zusätzliche Belastung darstellen. 84 Prozent sehen die einfache und schnelle Anwendung als wichtiges Kriterium und 78 Prozent ein angenehmes, spürbar verbessertes Hautgefühl nach der Anwendung. Letzteres lässt sich allerdings nur bedingt steuern. Präventive Pflege zeigt selten sofortige Erfolge, was die langfristige Motivation erschweren kann.

Niedrigschwelliges Angebot in der Apotheke
Besonders interessant für Sie als PTA ist die Aussage der Befragten, dass der Impuls zur Durchführung von Vorsorgemaßnahmen überwiegend von Fachkreisen ausgeht. Neben den Ärzten nannten hier 27 Prozent weitere Fachkreise, wie das Apothekenfachpersonal, Fachkräfte für Fußgesundheit und Diabetesberater. Wenn man bedenkt, dass nur etwa ein Drittel der Betroffenen zum Podologen geht und etwa gleich viele an einer Schulung bei einem Diabetesberater teilnehmen, wird die wichtige Rolle der Apotheken deutlich. Vor allem diejenigen Patienten, die noch keine Risikopatienten sind und/oder keinen Versorgungsanspruch für podologische Leistungen haben, können Sie in der Apotheke aktiv beraten und an die Prävention heranführen, denn sie vertrauen Ihrem Rat. Die Studie zeigt auch, dass Diabetes-Patienten auf hohe Qualitätsstandards bei einem Fußpflegeprodukt setzen. 72 Prozent nannten dies als wichtiges Kriterium, 73 Prozent vertrauen dabei ebenfalls der Empfehlung durch Fachkreise. 67 Prozent erachten es zudem als wichtig, dass die Marke auf Fußgesundheit spezialisiert ist und 61 Prozent, dass das Fußprodukt Teil eines Gesamt-Pflegekonzeptes (z.B. GEHWOL MED® aus der Apotheke) ist.
Quellen:
1 GEHWOL Diabetes-Report 2025. Strukturierte standardisierte schriftliche Befragung mit n = 500 Patienten, n = 120 Ärzte sowie n=30 Podologen. Erhebung und Auswertung durch Statista. Juni bis Juli 2025. Im Internet: https://www.gehwol.de/Aktuelles/GEHWOL-Diabetes-Report-2025
2 Braun N et al. Akt Dermatol 2018; 44(4): 144–151: Online-Publikation am 22.01.2018 (DOI: https:doi. org/10.1055/s-0043-123149)












