© Die PTA in der Apotheke
© Die PTA in der Apotheke

Heilpflanzen

FENCHEL

Fenchel gehört zu den ältesten und bekanntesten Arznei- und Gewürzpflanzen. Die Römer brachten ihn nach Mitteleuropa, wo er in den Klostergärten kultiviert wurde. Noch heute wird er bei uns sehr geschätzt.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Foeniculum vulgare MILL. ist eine zweibis mehrjährige Pflanze, die im Mittelmeergebiet beheimatet ist. Heute wird sie weltweit in Ländern mit gemäßigtem Klima angebaut. Gelegentlich ist Fenchel auch verwildert anzutreffen.

Bitter oder süß Gewöhnlich unterscheidet man zwei Unterarten, wobei nur der Echte Fenchel oder Gartenfenchel kultiviert wird. Von diesem haben sich im Laufe der Jahrhunderte drei Varietäten herausgebildet: var. vulgare (Bitterfenchel) mit bitter-süß und etwas scharf schmeckenden Früchten, var. dulce (Süß- oder Römischer Fenchel) mit süßen Früchten und var. azoricum (Gemüse-, Knollen- oder Zwiebelfenchel), dessen Blattscheiden am Stängelgrund fleischig zu einer wohlschmeckenden Knolle verdickt sind. Im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) sind der Bitter- und der Süßfenchel aufgeführt. Der Gemüsefenchel besitzt ausschließlich als Gemüse eine Bedeutung.

Typisches Doldengewächs Die Fenchelpflanze gehört zu den Doldengewächsen (Apiaceae) und je nach Varietät wird sie bis zu zwei Meter hoch. Sie entwickelt stielrunde, gerillte Stängel, die blaugrün bereift sind und zarte, filigrane, aromatisch duftende Blätter tragen. Diese sind länglich-eiförmig und drei- bis vierfach gefiedert. Auf die schmalen, heuartig aussehenden Blattfiedern ist der Gattungsname Foeniculum zurückzuführen, der die Verkleinerungsform von lat. foenum = Heu ist.

Im Juli und August erscheinen zahlreiche kleine, gelbe, meist zwittrige Blüten. Sie sind in 12- bis 25-strahligen Doppeldolden angeordnet und können einen Durchmesser von 15 Zentimetern erreichen. Aus den Blüten entwickeln sich von September bis Oktober bis zu acht Millimeter lange, grünlich- braune, süßlich-scharf schmeckende Früchte mit braunen Ölstriemen. Diese Sekretgänge bilden ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem sehr ähnlichen Dill. Bei den Früchten handelt es sich um die für Apiaceen typischen Doppelachänen, die leicht in ihre Teilfrüchte (Achänen) zerfallen.

 Bitter bevorzugen Medizinisch werden die reifen Früchte (Foeniculi amari fructus und Foeniculi dulcis fructus) der beiden offizinellen Fenchel-Varietäten genutzt. Sie enthalten ätherisches Öl mit süß schmeckendem, anisartigem trans-Anethol und bitterem Fenchon sowie weiteren Phenylpropanen und Monoterpenen; ferner Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Cumarine. Das Bitterfenchelöl, meist nur Fenchelöl genannt, enthält mehr Fenchon (12 bis 25 Prozent, nach Ph. Eur. mindestens 15 Prozent) als das ätherische Öl des Süßfenchels (circa ein Prozent) und gilt als qualitativ höherwertig. Das Bitterfenchelöl (Foeniculi amari fructus aetherolum) ist im Ph. Eur. monografiert.

In Maßen genießen Ebenfalls im Fenchel enthalten ist Estragol, ein Isomer des Anethols. Da Tierversuche mit isoliertem Estragol erbgutverändernde Wirkungen gezeigt haben, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, Lebensmittel und Arzneidrogen, die das potenzielle Karzinogen enthalten, nicht regelmäßig oder dauerhaft zu verzehren. Diese Zurückhaltung wird auch für den Genuss von Fencheltee ausgesprochen, zumal dieser häufig von Säuglingen, Kleinkindern und stillenden Frauen getrunken wird.

»Fenchelfrüchte sind erst vor Gebrauch anzustoßen, damit das ätherische Öl entweichen kann.«

Andererseits weisen Wissenschaftler auch darauf hin, dass im Fencheltee nur sehr geringe Mengen an Estragol enthalten sind, sodass erbgutverändernde Wirkungen nach derzeitigem Wissensstand beim Menschen als nicht relevant erscheinen.

Arzneiliche Verwendung Das ätherische Öl wirkt spasmolytisch und karminativ und kommt daher bei Blähungen, Völlegefühl und krampfartigen Beschwerden zum Einsatz. Außerdem dient es aufgrund seiner sekretolytischen und sekretomotorischen Eigenschaften als schleimlösendes Mittel bei Husten. Vor allem in der Kinderheilkunde sind neben Fencheltees wohlschmeckende Zubereitungen wie Fenchelsirup und Fenchelhonig beliebt.

In der Volksheilkunde hat es noch einen festen Platz als Laktagogum zur Förderung der Milchsekretion bei stillenden Frauen und wird bei Ermüdungserscheinungen der Augen und bei funktionellen Sehstörungen verwendet. Fenchelfrüchte sind darüber hinaus Bestandteil abführender Teemischungen. Durch die erregende Wirkung des Fenchelöls auf die glatte Muskulatur kann der durch Abführmittel ausgelösten Erschlaffung des Darms entgegengewirkt werden.

In der Küche weit verbreitet Zudem sind Fenchelfrüchte Bestandteil klassischer Gewürzmischungen, werden zur Aromatisierung von Spirituosen wie Absinth und Pastis oder bei der Brotherstellung eingesetzt. In Indien sind Fenchelfrüchte mit und ohne Zuckerummantelung unter dem Namen Mukhwas bekannt. Ihr Kauen nach einer Mahlzeit sorgt nicht nur für eine bessere Verdauung, sondern auch für einen frischen Atem. Fein gehackte Fenchelblätter verfeinern Salate und Saucen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/15 ab Seite 32.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

×