© zwawol / iStock / Getty Images
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Kommentar zum neuen PTA-Berufsgesetz

ES WÄRE MEHR DRIN GEWESEN

Das Berufsbild und die PTA-Ausbildung sollten an die sich verändernden Anforderungen der Praxis angepasst werden. Mit etwas mehr Mut hätte es vielleicht gelingen können, meint Chefredakteurin Sabine Breuer.

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Die Reform des PTA-Berufs und die Ausbildung sind, wie es scheint, beschlossene Sache. Das Gesetz muss noch den Bundesrat passieren, dann kann es Anfang 2021 in Kraft treten. Bundesgesundheitsminister Spahn betont gerne die verantwortungsvolle Aufgabe der PTA und auch wie wichtig eine zeitgemäße und attraktive Ausbildung gerade im Gesundheitsbereich ist. Jetzt ist das Gesetz fertig, aber bei genauem Hinsehen hat sich gar nicht so viel verändert. Zugegeben, dass die Ausbildungsinhalte der einzelnen Schulfächer nun erstmals – wenn auch grob – ausformuliert wurden, die Vornoten aus den zwei Jahren in Zukunft auch in die Abschlussnote eingehen und die Schüler die Prüfung zweimal wiederholen dürfen, ist sinnvoll.

Aber vieles wurde einfach nur ein bisschen moderner formuliert. Und manches klingt gut, ist aber längst gängige Praxis. So wurden die Schüler im Fach Botanik und Drogenkunde schon immer auch über die Phytotherapie unterrichtet und Beratung war stets ein Teil der Arzneimittelkunde. Zumindest in den PTA-Schulen, die ich kenne. Reicht das um den Beruf attraktiver zu machen und das Berufsbild aufzuwerten? Ein anderes Beispiel: Nehmen wir die „erweiterte Kompetenz“ der PTA durch die Abzeichnungsbefugnis. Klingt super, gab es aber auch vorher schon. Laut Apothekenbetriebsordnung und §8 des PTA-Gesetzes ist die PTA befugt, unter Aufsicht eines Apothekers pharmazeutische Tätigkeiten auszuführen. Aber „Aufsicht ist nicht unbedingt Draufsicht“.

Durch §17 Abs. 6 der ApBetrO konnte der Chef/ die Chefin der PTA eine Abzeichnungsbefugnis für Rezepte übertragen, sodass sie nicht jedes Rezept vor der Abgabe des Arzneimittels vorzeigen musste. Hier hat sich im Grunde nichts geändert, außer dass die Bedingungen nun konkretisiert wurden. Bestimmt hat auch bisher kein Apotheker einen Berufsanfänger unbeaufsichtigt gelassen, sondern ihm erst die Befugnis erteilt, wenn er ihm das auch zutraute. Der Knaller ist das neue Gesetz in diesem Punkt also auch nicht. Warum nicht mal ein bisschen größer denken? Wie wäre es, PTA nicht nur für die Apotheke auszubilden, sondern auch für die Industrie? Dort arbeiten sie nach entsprechender Einarbeitungszeit viel eigenständiger und nicht unbedingt unter Aufsicht. Und Aufstiegschancen gibt es auch.

Mit diesen Aussichten würden sich vielleicht mehr Schulabgänger für den Beruf interessieren und bei steigenden Schülerzahlen würden auch mehr PTA in den Apotheken landen. Nach dem neuen Gesetz dürfen PTA-Praktikanten in Zukunft sogar drei Monate ihres halbjährigen Praktikums in der Industrie absolvieren, aber im Gesetzestext dreht sich alles um die öffentliche Apotheke. Irgendwie halbherzig! Warum wird immer so klein gedacht? Ist es die Angst, dass die PTA zu viele Befugnisse erhält und irgendwann den Apotheker vertreten oder gar eine Filialapotheke leiten darf? Das gibt die Ausbildung doch gar nicht her und ich glaube auch nicht, dass das wirklich jemand will. Ich hätte da noch eine Idee, wie der Beruf attraktiver würde: Mit einer angemessenen Bezahlung. Aber dann dürfte man unser Gesundheitssystem nicht derartig demontieren. Ich bin wirklich gerne PTA und Apothekerin, aber wäre ich heute Schulabgänger und würde lesen, dass alle 38 Stunden eine Apotheke in Deutschland schließt, würde ich vermutlich auch einen anderen Beruf wählen. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/19 auf Seite 28.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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