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Medikationsanalyse

EINE DIENSTLEISTUNG DER APOTHEKE

Zahlreiche Patienten erhalten eine Polymedikation mit mehr als fünf Dauermedikamenten. Die Medikationsanalyse ist ein wichtiger Baustein zur Sicherung der Arzneimitteltherapiesicherheit.

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Nun hat mir der Arzt noch ein weiteres Blutdruckmedikament verordnet. Manchmal habe ich den Eindruck, meine Tabletten bilden eine ganze Hauptmahlzeit. Ob das wirklich alles so nötig ist? – so die Frage einer Stammkundin an die PTA. In dieser Apotheke wird den Kunden seit einigen Wochen die Überprüfung der gesamten Medikation – eine sogenannte Medikationsanalyse – angeboten. Das ist in den Augen der engagierten PTA genau das richtige für diese Patientin.

Grundbedürfnis Arzneimitteltherapiesicherheit – das wünscht sich jeder Patient. Wer aus gesundheitlichen Gründen Arzneimittel einnehmen muss, möchte, dass alle Medikamente zueinander passen, verträglich sind und eine gute Wirkung erzielen. Bei etwa fünf Prozent der medikamentös behandelten Patienten treten jedoch unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf und 10 bis 30 Prozent der Krankenhauseinweisungen von älteren Patienten sind ebenfalls darauf zurückzuführen.

Definition In der neuen Apothekenbetriebsordnung zählt das „Medikationsmanagement“ zu den pharmazeutischen Tätigkeiten, wobei die Beratung im Rahmen des Medikationsmanagements durch einen Apotheker der Apotheke zu erfolgen hat. Ziel soll sein, die Sicherheit der Patienten im Umgang mit ihren Arzneimitteln zu verbessern.

Die ABDA definierte 2014 die Begriffe Medikationsmanagement und Medikationsanalyse in einem Grundsatzpapier wie folgt: „Eine Medikationsanalyse ist eine strukturierte Analyse der aktuellen Gesamtmedikation eines Patienten. Sie umfasst die vier Hauptschritte:

  • Identifikation von Datenquellen und Zusammentragen der Informationen
  • Evaluation und Dokumentation von manifesten und potenziellen arzneimittelbezogenen Problemen
  • Erarbeitung möglicher Lösungen sowie
  • Vereinbarung von Maßnahmen gemeinsam mit dem Patienten und gegebenenfalls mit dem/den behandelnden Arzt/Ärzten.

Ziele sind die Erhöhung der Effektivität der Arzneimitteltherapie und die Minimierung von Arzneimittelrisiken. Ein Medikationsmanagement baut auf einer Medikationsanalyse auf, an die sich eine kontinuierliche Betreuung des Patienten durch ein multidisziplinäres Team anschließt. Mit der kontinuierlichen Betreuung werden vereinbarte Maßnahmen zu detektierten arzneimittelbezogenen Problemen und deren Ergebnis nachverfolgt sowie gegebenenfalls angepasst.

Neu auftretende, manifeste und potenzielle arzneimittelbezogene Probleme werden erkannt, gelöst oder vermieden. Ziele sind die fortlaufende und nachhaltige Erhöhung der Effektivität der Arzneimitteltherapie sowie die fortlaufende und nachhaltige Minimierung von Arzneimittelrisiken.“

Welche Arten gibt es? Je nachdem, welche Daten zur Erstellung der Medikationsanalyse zu Rate gezogen werden, unterscheidet das Grundsatzpapier der ABDA die einfache, die erweiterte und die umfassende Medikationsanalyse:

1. Eine einfache Medikationsanalyse erfolgt anhand der in der Apotheke vorliegenden Daten . Hiermit können vor allem Doppelverordnungen desselben Wirkstoffs, Wechselwirkungen und nicht plausible Dosierungen erkannt werden. Ein Gespräch mit dem Patienten findet nicht statt.

2. Eine erweiterte Medikationsanalyse erfolgt wie unter 1. beschrieben unter zusätzlicher Einbeziehung weiterer Informationen vom oder über den Patienten. So können auch unerwünschte Arzneimittelereignisse, Probleme mit der Therapietreue und Anwendungsfehler im Gespräch erkannt werden. Die Fachleute sprechen von einer Analyse nach 2a. Werden Medikationsdaten und klinische Labordaten zur Auswertung verwendet, nicht aber das Patientengespräch, handelt es sich um eine erweiterte Medikationsanalyse 2b.

Eine klinische Medikationsanalyse wie unter 2a beschrieben erfolgt unter Einbeziehung ärztlicher Daten (z. B. Diagnosen, Labordaten). Hiermit kann die Medikation auch auf Anwendungsgebiete und Gegenanzeigen überprüft und die Dosierung der Arzneimittel an die Nieren- und Leberfunktion angepasst werden.

Umsetzung im Team Die Durchführung der Medikationsanalyse erfordert die Unterstützung aller Mitarbeiter der Apotheke. Auch wenn der Apotheker die Hauptverantwortung für die Bewertung der Patientendaten übernimmt, sind insbesondere die PTA mit ihren zahlreichen Kundenkontakten gefordert. Sie sprechen diese auf das neue Angebot an und erklären ihnen den Ablauf. So auch bei der eingangs vorgestellten Kundin.

„Wir können Ihnen einen sogenannten Arzneimittelcheck – Arzneimittel-TÜV – anbieten. Bringen Sie alle Medikamente mit, die Sie zur Zeit einnehmen, auch die Nahrungsergänzungsmittel, die Sie möglicherweise im Drogeriemarkt gekauft haben. Zusammen mit Ihnen schauen wir alles einmal durch und bringen Ordnung in Ihre Medikamente. Wir überprüfen, ob sich die gesamte Medikation verträgt, kontrollieren den Verfall, die Dosierung und die richtige Anwendung. Beim Abschlussgespräch erhalten Sie einen Medikationsplan, den Sie mit Ihrem Hausarzt besprechen sollten“, erläutert die PTA der Kundin das neue Angebot.

Sie macht direkt einen Termin für das Anamnesegespräch aus. Dieses führt die Apothekerin. Sie dokumentiert alle mitgebrachten Medikamente, kontrolliert die Aktualität des Medikationsplans und befragt die Patientin genau zur Einnahme, Dosierung, Therapietreue und Anwendungsgrund der Arzneimittel. Ohne die Patientin überprüft sie die Gesamtmedikation auf Wechselwirkungen, Anwendungsprobleme, Einnahmefehler, Doppelverordnungen und Plausibiliät.

Im Abschlussgespräch nimmt sie sich Zeit, um den aktualisierten Medikationsplan, in den nun auch die OTC-Arzneimittel aufgenommen wurden, mit der Patientin zu besprechen, arzneimittelbezogene Probleme zu thematisieren und Hinweise zur Lebensführung bei Bluthochdruck zu geben. Abschließend bittet sie die Kundin diesen neuen Plan von ihrem Arzt gegen zu checken zu lassen. Die Patientin ist von dieser neuen Dienstleistung begeistert: „Endlich fühle ich mich wieder sicher, wenn ich meine Tabletten einnehme!“

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/15 ab Seite 76.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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