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Kinderkrankheiten

DREIMONATSKOLIK

In den folgenden Monaten stellen wir Ihnen in einer neuen Serie die wichtigsten Kinderkrankheiten vor. Wir starten mit der Dreimonatskolik, die mit exzessiven Schreianfällen bei Säuglingen einhergeht.

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Das Kind brüllt wie am Spieß, die Eltern sind verzweifelt: Hat es nur Hunger? Oder eher Schmerzen? Jeder Säugling schreit gelegentlich. Dadurch signalisiert das Baby normalerweise seine Bedürfnisse. Besonders in den ersten Lebensmonaten ist es für Eltern manchmal nicht einfach herauszufinden, was dem Sprössling fehlt.

Wenn die Kleinen toben, ohne krank oder hungrig zu sein, ist eine Dreimonatskolik wahrscheinlich. Mütter und Väter müssen in diesen Fällen starke Nerven bewahren, denn die Unruheattacken der Babys sind unstillbar. Ob Schnuller, Spielzeug oder andere Maßnahmen – nichts zeigt Wirkung. Oft leiden die kleinen Patienten zusätzlich unter einer erhöhten Anspannung der Muskulatur, unter roter Haut sowie einem Blähbauch. Insbesondere in den frühen Abendstunden kommt es zu den typischen Anfällen.

Zur Definition dieser Erscheinung dient neben den charakteristischen, immensen Kreischepisoden die so genannte Dreierregel . Neuerdings wird die Dreimonatskolik auch als „Regulationsstörung“ bezeichnet, da manche Experten den Kindern Defizite in der Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, zuschreiben. Meist tritt dieses Störungsbild in den ersten drei Lebensmonaten auf. Zum Ende der zwölften Lebenswoche ist die Symptomatik in der Regel rückläufig. Nur bei wenigen Schreibabys bleiben die Beschwerden länger bestehen.

Ursache bislang unbekannt Eine Vermutung bestand zunächst darin, dass tatsächlich eine Kolik für die permanente Unruhe des Kindes verantwortlich ist. Man ging davon aus, dass die Luft im Bauch Grund für das Schreien sei. Heute sind Fachleute der Meinung, die Luftansammlung resultiere aus dem Luftschlucken während des Brüllens. Neben den physischen Aspekten werden auch soziale oder psychische Faktoren als Auslöser diskutiert. Als bewiesen gilt keine der Theorien.

Für die Eltern ist das Schreien des Sprösslings eine große Belastung. Häufig leiden Mütter mit Schreibabys unter chronischer Erschöpfung. Wichtig ist, die Kleinen niemals in der Verzweiflung zu schütteln, denn dabei könnte der Säugling gravierende Folgeschäden erleiden: Hält man ein Kind am Oberkörper und rüttelt es, schleudert das Köpfchen nach vorne und hinten. Dabei können Nervenbahnen und Blutgefäße geschädigt werden, was unter Umständen Hirnverletzungen zur Folge hat.

»Es gibt kein Patentrezept für die Behandlung. Da keine körperliche Ursache vorliegt, helfen Medikamente nicht.«

Das A und O für die Eltern besteht darin, ruhig und gelassen zu bleiben. Weisen Sie im Beratungsgespräch darauf hin, wie wichtig Auszeiten für die Mütter und Väter sind. Großeltern oder Freunde springen meist gerne ein, sodass etwas Zeit zur Erholung bleibt. Und schließlich sollte man daran denken, dass auch die anstrengendste Zeit vorübergeht.

Tipps zum Beruhigen Auch wenn es zunächst hoffnungslos erscheint, möchten die Eltern doch versuchen, die Kleinen zu trösten. Eine Massage tut dem Baby gut. Auch Körperkontakt, Wiederholungen von Geräuschen und Bewegungen, Positionswechsel des Säuglings oder ein Gutenachtlied haben manchmal einen positiven Einfluss. Es kann hilfreich sein, das Kind langsam an einen normalen Tag-Nacht-Rhythmus zu gewöhnen.

Sind die Eltern mit der Situation vollkommen überfordert, ist ein Gespräch mit dem Kinderarzt ratsam. Dieser empfiehlt gegebenenfalls den Besuch einer so genannten Schreiambulanz. Hier helfen Therapeuten den Betroffenen, die Signale des Kindes verstehen zu lernen. Generell gilt: Sollte das Weinen anders als gewöhnlich klingen, muss unbedingt ein Mediziner konsultiert werden, denn in diesem Fall kann das Verhalten des Babys schmerzbedingt sein. In gleicher Weise ist zu verfahren, wenn Fieber auftritt, der Säugling erbricht oder Verwölbungen in der Leistenregion zu sehen sind.

Therapie Es gibt leider kein Patentrezept für die Behandlung. Da keine körperliche Ursache vorliegt, helfen Medikamente nicht. Eltern sollten dem kleinen Schreihals auf gar keinen Fall Beruhigungsmittel verabreichen. Manchmal behandeln sie die vermeintlichen Blähungen mit dem Wirkstoff Simeticon. PTA und Apotheker sollten Mütter und Väter darüber aufklären, dass die Substanz nur wirken kann, wenn tatsächlich Flatulenzen vorliegen.

Hat ein Baby wirklich eine Kolik, leidet es an Blähungen und Bauchkrämpfen. Es brüllt vor Schmerzen, zieht die Füße eng an den Körper und ballt die Hände. In diesem Fall lassen sich die Beschwerden mit dem Wirkstoff Simeticon mildern. Für Säuglinge liegt das Arzneimittel in Tropfenform vor. Es wirkt rein physikalisch, indem es die Oberflächenspannung von Gasblasen reduziert. Diese zerfallen, sodass frei werdende Gase eliminiert werden können.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/13 ab Seite 98.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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