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Serien – Spoileralarm!

DR. HOUSE

2014 konnte das Team um Professor Jürgen Schäfer aus Marburg ein medizinisches Rätsel lösen, weil es sich an eine Folge der Serie erinnerte. So rettete Dr. House einem Deutschen indirekt das Leben.

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Aufstoßen, Fieberschübe, geschwollene Lymphknoten, Herzschwäche und der Verlust des Seh- und Hörvermögens eines 55-jährigen Patienten stellten deutsche Ärzte vor ein scheinbar unlösbares Problem. Doch dann dachten sie an die elfte Folge der siebten Staffel von Dr. House, in der eine Person unter ähnlichen Beschwerden litt. Die Diagnose lautete: Kobalt-Vergiftung. Und tatsächlich hatte der Mann eineinhalb Jahre zuvor ein künstliches Hüftgelenk erhalten, woraus eine Vergiftung durch die Metall-Prothese resultierte.

Housemedizin Dr. Gregory House (Hugh Laurie) ist Nephrologe und Spezialist für Diagnostik. Er wurde in Illinois geboren, studierte an der Johns Hopkins School of Medicine, wurde allerdings der Universität verwiesen, weil er in einer Klausur abgeschrieben hatte. Sein Studium führte er daraufhin an der Universität of Michigan fort. Im Princeton-​Plainsboro Teaching Hospital in New Jersey fand er im Anschluss eine Anstellung als Arzt. Seit einem akuten arteriellen Verschluss im rechten Oberschenkel geht Dr. House am Stock, weil Teile seiner Oberschenkelmuskulatur im Rahmen der Erkrankung entfernt werden mussten. Aufgrund der damit verbundenen Schmerzen entwickelte er eine Abhängigkeit von den Wirkstoffen Paracetamol und Hydrocodon. Nach einem dissoziativen Koma mit Ketamin verschwanden seine Schmerzen im Bein zwar kurzzeitig, allerdings lief Dr. House bereits wenige Zeit später wieder am Stock. (Hintergrund zu Ketamin: Das chirale Arylcyclohexylamin wird zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt und ruft eine dissoziative Anästhesie hervor, eine Erzeugung von Schmerzfreiheit und Schlaf unter weitgehender Aufrechterhaltung der Schutzreflexe.)

Everybody lies Dr. House stößt seinen Patienten und Kollegen häufig vor den Kopf und macht sich nicht immer Freunde. Seine Art, mit Kranken umzugehen, ist gewöhnungsbedürftig – so lautet einer seiner Leitsätze: „Menschlichkeit wird überbewertet.“ Der Kontakt mit ihnen ist Dr. House eher lästig, denn sie nerven und langweilen ihn. Am liebsten würde er ohne persönliche Begegnungen von seinem Büro aus praktizieren und das zeigt er den Menschen mitunter durch seine schlechten Umgangsformen. Manchmal stellt er sich vor das volle Wartezimmer, informiert seine Patienten über seine Medikamentenabhängigkeit und darüber, dass er keineswegs freiwillig hier arbeite. Er verhält sich respektlos bis boshaft und lässt die Kranken sitzen, während er vor ihnen auf seiner Handheld-​Konsole spielt.

Außerdem geht Dr. House davon aus, dass jeder Mensch lügt – ein Grund, warum er nur ungerne mit seinen Patienten spricht. Seine Vorgesetzte Dr. Lisa Cuddy (Lisa Edelstein) erwartet von ihm dennoch, dass er seinen Pflichten als Mediziner in der Ambulanz nachgeht. Seine Fachkenntnisse sowie sein Arbeitsvertrag auf Lebenszeit sind die Gründe, die ihn trotz seines unangemessenen Benehmens vor der Kündigung bewahren. Dr. House´s besondere Stärken liegen in der Diagnostik von hoffnungslosen Fällen und medizinischen Rätseln. Der zynische Arzt ist auf seinem Fachgebiet ein Genie und findet oft in einem Kampf gegen die Zeit die richtige Diagnose, sodass er stets ein Held bleibt. Verstärkung erhält der eigenwillige Doktor von seinem jungen Team, bestehend aus dem Neurologen Dr. Eric Foreman (Omar Epps), dem Intensivmediziner Dr. Robert Chase (Jesse Spencer) sowie dem Onkologen Dr. James Wilson (Robert Sean Leonard), der als einziger mit Dr. House befreundet ist.

Anfangs stört den Diagnostiker seine Opioidabhängigkeit nicht, jedoch treten eines Tages Halluzinationen auf, die ihn bei seiner Arbeit zunehmend beeinträchtigen. Er weist sich daraufhin selbst in die Psychiatrie ein und macht einen Entzug. Bis zur siebten Staffel gelingt es ihm, seine Abstinenz aufrecht zu erhalten, jedoch wird er wieder rückfällig, als sich Cuddy, seine direkte Vorgesetzte und zeitweise seine Partnerin, von ihm trennt.

Ende der Sprechstunde Im Serienfinale erkrankt Wilson an Krebs und sieht dem Tod ins Auge, gerade einmal fünf Monate bleiben ihm. House droht zu diesem Zeitpunkt eine Haftstrafe wegen schwerer Sachbeschädigung, weil er mutwillig einen Wasserschaden verursachte, der ein MRT zerstörte – somit hat er gegen seine bestehenden Bewährungsauflagen verstoßen. Die letzte gemeinsame Zeit der beiden Freunde, in der House Wilson unbedingt beistehen möchte, ist demnach gefährdet. Als die Haft unausweichlich erscheint, inszeniert House seinen eigenen Suizid, um die letzten Monate mit Wilson zu verbringen.

vorschau
In unserer Reihe „Serien – Spoileralarm!“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte Krankheitsthemen vor:
+ Prison Break
+ 13 Reasons why (Tote Mädchen lügen nicht)
+ Dr. Klein + Perception
+ Skins-Hautnah

Abhängigkeit in der Schmerztherapie Opioide sind für die Behandlung starker Schmerzen unverzichtbar. Laut Angaben der Barmer GEK wuchs der Konsum in den Jahren 2000 bis 2010 bei retardierten hochpotenten Opioidanalgetika um 400 Prozent an. Wie bei allen wirksamen Substanzen geht die Verwendung unter Umständen mit Komplikationen einher. Dazu gehören der Fehlgebrauch, Missbrauch sowie eine psychische oder physische Abhängigkeit. Der Arzt diagnostiziert eine Sucht, wenn während der letzten zwölf Monate mindestens drei der folgenden Kriterien auftraten:
• Es besteht ein Zwang, die Substanzen einzunehmen.
• Die Menge sowie der Beginn und das Ende des Konsums sind außer Kontrolle geraten.
• Wird die Konsummenge reduziert, kommt es zu körperlichen Entzugserscheinungen.
• Es entwickelt sich eine Toleranz gegenüber den Opioiden, sodass die Dosis immer mehr gesteigert 
   werden muss, um das euphorisierende Gefühl hervorzurufen.
• Interessen, Hobbys und Arbeit werden vernachlässigt.
• Trotz Folgeschäden sozialer oder medizinischer Art setzt der Patient den Konsum fort.

Suchtprophylaxe Besteht der Verdacht auf eine Abhängigkeit, ist es sinnvoll, dies in einem direkten Arzt-Patienten-​Gespräch zu thematisieren. Grundsätzlich sollten Betroffene, die Opioide erhalten, im Vorhinein aufgeklärt und gut beraten werden. Die Prävention einer Sucht umfasst ebenfalls die richtige Indikationsstellung und eine regelmäßige Indikationsprüfung durch den verschreibenden Arzt. Außerdem ist es wichtig, gefährdete Patienten und gefährliches Verhalten frühzeitig zu erkennen, um entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/17 ab Seite 98.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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