© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Serien Spoileralarm

DISJOINTED

Netflix hat eine erste Kiffer-Sitcom online gebracht. „Disjointed“ ist das englische Wort für „unzusammenhängend“, wurde hier allerdings als Wortspiel zum Joint verwendet.

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Ruth Whitefeather Feldman (Kathy Bates) ist langjährige Cannabis-Konsumentin, Legalisierungs-Aktivistin und Cannabis-Anwältin, die fast immer high ist. Auf ihre späten Tage erfüllt sie sich einen Lebenstraum: Zusammen mit einigen permanent unter Cannabiseinfluss stehenden Mitarbeitern und ihrem Sohn Travis (Aaron Moten) verkauft sie die Droge in ihrem kleinen Laden unter dem Vorwand, es handele sich um eine alternative Medizin. Angeboten werden Cannabis-Blüten, Extrakte, Esswaren und zahlreiche weitere Utensilien. Bisher ist die Droge in acht Bundesstaaten der USA legal erhältlich, in weiteren sogar als Arzneimittel zugelassen.

Legalize it! Travis hat erst kürzlich seinen Abschluss in Wirtschaft erlangt und wünscht sich, die kleine Marihuana-Apotheke seiner Mutter mit dem Sitz in Los Angeles in einen Großbetrieb zu verwandeln. Davon ist Ruth ganz und gar nicht begeistert, denn sie selbst möchte bloß keine Kapitalistin werden. Sie sieht ihren Laden als Rückzugsort für Gestresste an, die durch den Konsum von Marihuana entspannen möchten. Während Ruth ihre persönliche Note durch Travis Pläne gefährdet sieht, ist ihr Sohn enttäuscht, dass sie seinen Plänen keine Chance einräumen möchte.

Sowohl die Anwohner als auch die Geschäftsleute aus dem Viertel sind von Ruths Handel alles andere als angetan. Die alte Dame versucht jedoch gegen den Widerstand der anderen Menschen das Geschäft am Leben zu halten. Ein Kontrahent ist etwa Tae Kwon Doug, der in der gleichen Straße ein Taekwondo-Studio betreibt, und Ruth mit ihrer Verkaufsstelle nicht gerne in seiner Nähe sieht.

Ein Kontrast zu Ruth und Travis stellt der Wachmann Carter (Tone Bell) dar, der nach seinem Einsatz im Irak an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leidet und noch nie einen Joint geraucht hat. Der einzige nicht-kiffende Charakter greift jedoch bereits in der ersten Staffelhälfte selbst zum Joint, um seine PTBS zu kontrollieren. Das chinesische Mädchen Jenny (Elizabeth Ho) arbeitet mit in Ruths Ausgabestelle, hat dafür ihr Medizinstudium abgebrochen und muss dies noch ihrer konservativen Familie beichten.

Meisterzüchter Pete (Dougie Baldwin) sorgt für Hippie-Atmosphäre, spricht mit seinen Pflanzen und ist auf der Suche nach neuen Cannabis-Sorten, während Olivia (Elizabeth Alderfer) der Droge eher skeptisch gegenübersteht, sich nur selten einen Joint anzündet, aber dennoch eine ziemlich entspannte Lebenseinstellung hat. Oftmals sind die Konversationen in der Serie unter den bekifften Mitarbeitern zusammenhanglos und werden somit der Sitcom mit der Bezeichnung „disjointed“ gerecht.

Wenig erfolgreich Die US-amerikanische Serie von Chuck Lorre (The Big Bang Theory) und David Javerbaum (Daily Show) wurde nicht gerade mit positiven Kritiken überschüttet, manche fielen sogar verheerend aus. Die New York Times beispielsweise schrieb: „Ein Chaos von einer Komödie, die nicht das Gefühl vermittelt, überhaupt irgendwo hin zu gehören.“ Netflix stellt 20 Folgen der Sitcom bereit, hat die Comedy-Serie allerdings im Februar 2018 abbestellt.

Auf BtM-Rezept In Deutschland wurde Cannabis am 10. März 2017 in standardisierter Qualität zu medizinischen Zwecken legalisiert, nachdem der Bundestag am 19. Januar 2017 einen entsprechenden Gesetzesentwurf verabschiedete. Ärzte jeder Fachrichtung können seitdem Cannabisblüten oder Extrakte aus Cannabis mittels Betäubungsmittel-Rezept verordnen. Die Arzneimittel werden bei starken, chronischen Schmerzen, bei Übelkeit sowie zur Appetitanregung (etwa bei Krebs- und HIV-Patienten) eingesetzt. Bislang ist die Studienlage im Hinblick auf den medizinischen Nutzen von Marihuana noch unzureichend, sodass die Wirksamkeit von Cannabis nur bei wenigen Anwendungsgebieten deutlich wurde. Geringe bis moderate positive Effekte zeigten sich bislang bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit, chronischen Schmerzen oder Verkrampfungen durch Multiple Sklerose.

Cannabis wird entweder oral oder per Inhalation (Verdampfen mit einem Vaporisator) aufgenommen. Mögliche Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schwindel, Tachykardie, Blutdruckabfall oder Angst. Laut Angaben der Bundesregierung ist die Voraussetzung der Verordnung von medizinischem Cannabis, dass alle weiteren Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und der Arzt daher entscheidet, die Beschwerden mit Cannabis zu behandeln.

Das in Kraft getretene Gesetz sieht gemäß den Vorgaben des Einheits-Übereinkommens von 1961 über Suchtstoffe der vereinten Nationen die Einrichtung einer staatlichen Stelle vor, hierzulande die Cannabis-Agentur, die den Anbau, die Ernte, Verarbeitung, Qualitätsprüfung, Lagerung, Verpackung sowie die Abgabe an Großhändler, Apotheker oder Hersteller von Cannabis für medizinische Zwecke kontrolliert. Bis das Arzneimittel aus deutschem Anbau erhältlich ist, wird der Bedarf über Importe gedeckt. Botanisch gehört die Gattung Cannabis zu den Hanfgewächsen.

Die psychoaktiven Substanzen der Droge befinden sich in den blühenden Spitzen sowie den Blättern der Pflanze Cannabis sativa variatio indica (indischer Hanf). Von diesen Cannabinoiden sind bislang etwa 100 verschiedene Sorten bekannt. Wegen ihres höheren Gehaltes an Cannabinoiden werden die weiblichen Pflanzen zur Gewinnung von medizinischem Cannabis verwendet. Ihre Blütenstände sondern ein Harz ab, welches getrocknet und gepresst als Haschisch für Rauschzwecke bekannt ist. Die getrockneten blütennahen Blätter und harzhaltigen Blüten sind unter der Bezeichnung Marihuana bekannt.

Wirkung der Droge Der höchste Gehalt an Cannabinoiden liegt in den Blüten vor, während Blätter und Zweige eine niedrigere Konzentration aufweisen. Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) ist für den Rausch verantwortlich und wirkt zusätzlich entkrampfend und antiemetisch. Cannabidiol (CBD) zeigt hingegen spasmolytische, entzündungshemmende sowie ebenfalls brechreizlindernde Eigenschaften. Die Wirkung der Substanzen beruht auf einer Aktivierung von Cannabinoid- CB1- und CB2-Rezeptoren. Dabei beeinflusst THC als Agonist die beiden CB-Rezeptoren, CBD ist Antagonist am CB1-Rezeptor oder aktiviert die sogenannten Vanilloid-1- und 5-HT1A-Rezeptoren. CB1-Rezeptoren gibt es auf den zentralen und peripheren Neuronen sowie im Fettgewebe und Gastrointestinaltrakt. Dagegen befinden sich CB2-Rezeptoren auf den Immunzellen sowie in geringerer Dichte im Gehirn.

Vorsicht im Straßenverkehr Wer medizinisches Cannabis erhält, sollte beachten, dass das Führen eines Kraftfahrzeuges durch den Konsum beeinträchtigt ist. Betroffene sollten daher mit dem Arzt darüber sprechen, ob eine Teilnahme am Straßenverkehr trotz der Medikation ohne Risiken möglich ist. Beim Konsum von Cannabis zu Rauschzwecken handelt es sich nach § 24a Absatz 2 des Straßenverkehrsgesetzes um eine Ordnungswidrigkeit, allerdings trifft dies bei einer ordnungsgemäßen Verwendung von Cannabis nach ärztlicher Verschreibung nicht zu.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/18 ab Seite 136.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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