Elvis Presley © Sony BMG Archive
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Krankheiten berühmter Persönlichkeiten

DIE TORTUR DES KING OF ROCK

Die Muskeln kaputt, das Herz aus dem Takt, Medikamente für jede Gelegenheit: Laut Leibarzt des US-amerikanischen Sängers, Musikers, Schauspielers Elvis Presley soll jedoch ein akuter Darmverschluss die eigentliche Todesursache gewesen sein.

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Für viele Elvis-Fans ist Dr. George Nichopoulos , Sohn griechischer Einwanderer, das, was Conrad Murray angeblich für Michael Jackson war: Ein gut bezahlter Leibarzt, der seinem Patienten alles verschrieb, wonach dieser verlangte – ohne Rücksicht auf die Gesundheit. Und tatsächlich starb Elvis Presley im Medikamentenhagel. Immer wieder wurde in einschlägigen Medien berichtet, noch im Todesjahr habe Nichopoulos dem „King of Rock-'n 'Roll“ 10 000 Medikamente verschrieben, darunter Schmerzmittel, Psychopharmaka und Schlaftabletten.

Leben für die Musik Am 8. Januar 1935 wurde Elvis Aron Presley in Tupelo, Mississippi, als Sohn des Baumwollpflückers und Fabrikarbeiters Vernon Presley und der Näherin Gladys Presley (Geburtsname Smith) geboren. Früh sang er im Kirchenchor, erhielt von seiner Mutter eine Gitarre, mit der er seine Liebe zur Musik ausleben konnte. 1948 zog die Familie nach Memphis, hier 1949 in eine Sozialwohnung in Lauderdal Courts. Nach seinem Schulabschluss an der Humes High School 1953 arbeitete er als LKW-Fahrer, nahm parallel aber auf eigene Kosten seine erste Platte auf.

Seine Karriere begann 1954 als einer der ersten Musiker der Rockabilly-Bewegung, einer Fusion von „weißer“ Country-Musik und „schwarzem“ Rhythm & Blues. Schon zwei Jahre später erhielt er für „Heartbreak Hotel“ seine erste Goldene Schallplatte und wurde zur Identifikationsfigur der Rock-'n 'Roll-Bewegung. Tatsächlich schrieb der Sänger mit dem berühmten Hüftschwung, der ihm den Beinamen „The Pelvis“ (das Becken) einbrachte, wie kein anderer Popstar Musikgeschichte. So mancher amerikanische Sittenwächter hielt seine körperbetonten Auftritte hingegen für obszön und skandalös.

»Herzversagen, Stoffwechselerkrankung, Medikamentencocktail, Darmverschluss, genetische Veranlagung – oder letztlich alles zusammen?«

Auch insgesamt 31 Kinofilme drehte er. Schon 1957 feierten die Filme „Loving You“ und „Jailhouse Rock“ Premiere. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes wurde er 1958 bis 1960 zur US-Armee eingezogen, war dabei 17 Monate im deutschen Friedberg (Hessen) stationiert. In Deutschland, genaugenommen in Bad Nauheim, lernte Elvis auch Priscilla Beaulieu (geboren 24. Mai 1945) kennen, die vom 1. Mai 1967 bis 9. Oktober 1973 mit ihm verheiratet war. Am 1. Februar 1968 bekam er mit ihr eine Tochter, Lisa Marie Presley.

Zwischen 1960 und Anfang 1969 drehte Presley 27 Filme, bevorzugt Musikkomödien, und zu praktisch jedem Film erschien ein Soundtrackalbum. 1969 wurden noch zwei Platten veröffentlicht und sein letzter Spielfilm „Change of Habit“ kam in die Lichtspielhäuser. Zu diesem Zeitpunkt war Elvis Presley schon nicht mehr bei bester Gesundheit.

Seit 1967 mit „Dr. Nick“ unterwegs Er war erschöpft und ausgelaugt. Doch wegen Wunden am Gesäß durch Reitausflüge kam, da der reguläre Hausarzt nicht zu erreichen war, am 26. Februar 1967 Dr. George Nichopoulos auf Elvis Ranch „Graceland“, einer riesigen Villa in Memphis, Tennessee. Schon bei diesem ersten Termin wurde deutlich, dass „Dr. Nick“ und Elvis auf wundersame Weise zueinander passten. Der eine war – trotz vieler Leute um ihn herum – einsam, neurotisch, psychisch angeschlagen, brauchte Hilfe. Der andere stand hingegen positiv im Leben und wollte, egal wie, seinem Patienten helfen – wobei es sicherlich eine Rolle spielte, dass dieser Patient zu den absoluten Superstars zählte.

Dr. Nick konnte sehr gut zuhören, wurde zum festen Bestandteil des Presley-Trosses, war auch bei anstrengenden Konzertreisen dabei. Und sein Patient zahlte sehr gut, gab Extras wie beispielsweise 1970 zu Heiligabend einen großen Mercedes obendrauf. 1970 bekam Elvis bei einer akuten Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis), bei der normalerweise eine kortisonhaltige Salbe und ein paar Tropfen zur Pupillenerweiterung ausgereicht hätten, intravenös 100 Milligramm des Opioids Pethidin und anschließend eine hohe Dosis Kortison in den Augapfel verabreicht. Ohne Gedanken an Nebenwirkungen zu verschwenden, fühlte sich Elvis supergut. Er war wohl ziemlich high – und Pethidin wurde zur praktisch täglichen Standarddroge von Elvis.

Der mittlerweile 36 Jahre alte Rock `n`Roller avancierte zum arzneimittelabhängigen Dauerpatienten, mit einer unkritischen Abhängigkeit von Ärzten und insbesondere von „Dr. Nick“. Am 15. Oktober 1973, fünf Tage nach seiner Scheidung von Priscilla Presley, hatte Elvis einen komaähnlichen Zusammenbruch, kam ins Hospital. Sein Körper war nicht nur übersäht mit Blutergüssen aufgrund der zahllosen Drogen-Injektionen, auch Schlafmittel hatte er unkontrolliert eingenommen. Es wurde eine Fettleber und Darmverschluss festgestellt – aber Elvis überlebte.

VORSCHAU
In unserer Serie „Krankheiten berühmter Persönlichkeiten“ stellen wir Ihnen demnächst folgende Menschen vor:
+ Kaiser Wilhelm I.
+ Winston Churchill
+ Franz Kafka

Dr. Nick bemühte sich daraufhin ihn „clean“ zu bekommen – mittels Ersatzdrogen. Eine trügerische Hoffnung. Zudem versuchte er vergeblich, Elvis dramatische Appetit- und Übergewichtsprobleme (Fressorgien) in den Griff zu bekommen. Dennoch: Zwischen 1975 und 1977 verordnete Dr. Nick über 18 000 Einheiten Amphetamine sowie Beruhigungs- und Betäubungsmittel.

Die letzten Tage der Legende Am 16. August 1977, kurz vor seiner geplanten Comeback-Tournee, starb Elvis auf seiner Ranch. Noch immer wird spekuliert woran. Um die letzten Tage seines Lebens ranken sich die irrsten Mythen. Drogen, Fast Food, Einsamkeit? Fakt ist, dass seine damalige Freundin und Verlobte Ginger Alden den 42-Jährigen zusammengesunken auf dem Boden seines Badezimmers fand. Der Notarzt wurde alarmiert. Die Sanitäter wuchteten den 250 Pfund schweren Elvis gegen 14:30 Uhr in ihren Krankenwagen, rasten ins Baptist Memorial Hospital in Memphis, wo die Ärzte um drei Uhr nachmittags nur noch seinen Tod feststellen konnten.

Genannte Todesursache: Herzversagen mit 42 Jahren. Gegen Dr. Nick wurde ein Verfahren eingeleitet, dass aber mit einem Freispruch endete. Dr. Nick gab erst mit 83 Jahren im Jahr 2010 in seinem aufsehenerregenden Buch „The King and Dr. Nick“ und in einem Interview im US-Fernsehsender Fox das „Geheimnis“ preis, Elvis sei an einem akuten Darmverschluss gestorben, nachdem er zuvor eine Operation abgelehnt hätte. So mancher Darmspezialist stützt diese These.

Herzversagen, Stoffwechselerkrankung, Medikamentencocktail (Polypragmasie), Darmverschluss, genetische Veranlagung – oder letztlich alles zusammen? Was tatsächlich die auslösende Todesursache war, wird womöglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, der versiegelte Autopsiebericht zeigen, der im Jahr 2027 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/15 ab Seite 50.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Fachjournalistin

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